Wenn ich jemandem erzähle, dass ich gerade an einem Film über eine Palliativstation arbeite, bekomme ich als Antwort fast immer ein erschrockenes: „Oh Gott, das tust du dir wirklich an?“
Tatsächlich war mein erster Anstoß zu diesem Film der Impuls, mich mit meiner eigenen Angst vor dem Tod auseinanderzusetzen. Ein Onkel von mir war nach langer schwerer Krankheit im Hospiz gestorben – aber er hat bis zuletzt seinen Lebensmut und seine Fröhlichkeit nicht verloren und sich sehr bewusst damit auseinandergesetzt, wie er seine letzten Monate verbringen will. Natürlich war er eine Generation älter als ich. Trotzdem hat es mich sehr beschäftigt, wie anders ich selbst mit dem Thema umgehe.
Bei meiner Recherche habe ich dann bald etwas verstanden, das hoffentlich auch in dem Film deutlich wird. Es geht auf der Palliativstation gar nicht in erster Linie ums Sterben, sondern vielmehr um das Leben. Es geht darum, schwerstkranken Patienten dabei zu helfen, einen Umgang mit dem eigenen Sterben zu finden, um die ihnen verbleibende Zeit mit möglichst viel Lebensqualität zu füllen und die letzte Phase ihres Lebens bewusst zu leben. So sehe ich auch meinen Film mehr als einen Film über das Leben als über den Tod.
Ich war zunächst unsicher, ob es gelingen würde, die extrem intimen Gespräche und Situationen mit der Kamera einzufangen.
Es war ein weiter Weg von der Idee hin zum Dreh. Die ersten beiden Palliativstationen, die schon mehr oder weniger zugesagt hatten, wurden aus unterschiedlichen Gründen von ihrer Krankenhausleitung zurückgepfiffen. Schließlich hat das Franziskus-Krankenhaus zugesagt und ich war schon kurz vor Drehbeginn – dann kam Corona.
Als es dann mehrere Jahre später endlich losgehen konnte, war ich zunächst noch unsicher, ob es gelingen würde, die extrem intimen Gespräche und Situationen mit der Kamera einzufangen. Aber vom ersten Moment an habe ich vom Team der Station einen großen Vertrauensvorschuss erhalten. Sicherlich hat auch geholfen, dass ich ganz alleine mit der Kamera unterwegs war. Und sie haben schnell gemerkt, dass sich da jemand wirklich für ihre Arbeit interessiert. So entstand ein großes beiderseitiges Vertrauen. Das haben sicherlich auch die Patienten gespürt.
Es war ein immenser Kraftakt, diesen Film komplett alleine zu realisieren. Erst nachdem der Schnitt abgeschlossen war, kamen für die Tonmischung und Farbkorrektur Teammitglieder hinzu. Andererseits denke ich, dass ich diesen Film auch nur auf diese Art machen konnte – ohne Budget, dafür aber mit völliger künstlerischer Freiheit.
Philipp Döring