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Erstes Interesse am Kino entwickelte ich, als ich im Medium Film die Möglichkeit sah, das auszudrücken, was sich mit Worten nicht richtig vermitteln lässt. Wie wenn man versucht, einen Traum nach dem Aufwachen zu beschreiben. Als Kind hatte ich Schwierigkeiten, Sprache auf herkömmliche Weise zu entwickeln, und diese Unfähigkeit, verbal zu kommunizieren, entwickelte sich zu einer tiefen Verbundenheit mit den Möglichkeiten der Filmsprache. 

Meine ersten beiden Filme, REMINISCENCES (2010) und VIDEOPHILIA (2015), waren jedoch von finanziellen Einschränkungen geprägt, was mich dazu inspirierte, mich mit alternativen Produktions- und Schnittmethoden zu befassen. Durch das Avantgarde- und Experimental-Kino entdeckte ich Werkzeuge, die es mir ermöglichten, sowohl wirtschaftliche als auch kommunikative Barrieren zu überwinden. 

Bei PUNKU rückten Budgetbeschränkungen zum ersten Mal in den Hintergrund und ich konnte mich darauf konzentrieren, nicht nur den Film zu machen, den ich machen konnte, sondern den, den ich wirklich machen wollte und den ich machen musste. Dabei ging es nicht nur darum, meine persönlichen Erfahrungen festzuhalten, sondern auch darum, einen Ort darzustellen, den ich im Kino oft stereotypisiert und vereinfacht sehe. 

Mein Ziel war es, den Ort aus einer persönlichen inneren Perspektive zu zeigen und gleichzeitig in die unterschiedlichen Innenwelten seiner Bewohner*innen einzutauchen. Im Rahmen der Recherche führten wir etwa 500 Interviews mit Teenagern, um den Fokus auf meine eigenen Erfahrungen und die meiner älteren Verwandten auszugleichen. 

Es war wichtig, mit einem Team zu arbeiten, das hauptsächlich aus Menschen aus der Region bestand, und diese Menschen sich selbst repräsentieren zu lassen. Ihre Gesichter, ihre Akzente, ihre eigenen Aussagen beim Improvisieren von Dialogen, damit sich die Charaktere an die Person anpassen und nicht umgekehrt. 

In diesen Gesprächen teilten sie ihre Interessen, Träume und Albträume, was den Prozess der Neufassung des Drehbuchs erheblich stärkte, der bereits in der Stadt Quillabamba, in der der Film gedreht wurde, stattfand, wo ich von 2019 bis 2023 ganzjährig lebte. Diese Zeit war sehr bereichernd, um meine eigenen vorgefassten Meinungen zu hinterfragen und zu lernen, mich dem Unerwarteten zu öffnen. 

Aus diesem Grund war es wichtig, nicht nur mit einem technischen Team zusammenzuarbeiten, das hauptsächlich aus Menschen aus der Region bestand, in der wir filmen würden, sondern auch, dass die Menschen aus der Region die Möglichkeit bekamen, sich selbst zu repräsentieren. Ihre Gesichter, ihre Akzente, ihre eigenen Aussagen, wenn sie Dialoge entlang nur subtiler Hinweise meinerseits improvisierten, sodass sich die Charaktere an die Person anpassten und nicht umgekehrt, wie es normalerweise der Fall ist. 

Sich Zeit nehmen, um die Schauspieler*innen kennenzulernen, und sich das Vergnügen gönnen, Nachbarn, Freunde und Familie zum Schauspielern zu bringen. Das Team zu Darstellern machen und den Cast ebenfalls Teil der Produktion sein zu lassen. Fiktionen erfinden, um persönliche Räume darzustellen – in denen man aufgewachsen ist, in denen man schwimmen lernte, in denen man Tote begraben hat. All diese Methoden, die sich mehr von den industriellen Vorgängen unterscheiden, sind die Säulen dessen, was es wirklich lohnenswert macht, so viele Jahre in die Produktion eines Films zu investieren, der das Unausgesprochene zeigt und über das Unsichtbare spricht. 

Ich frage mich, wo leben diese Bilder? Bewohnen sie denselben Raum wie Träume, Erinnerungen, Mythen, Lügen und die Toten? 

Als peruanischer Filmemacher bin ich mit nur wenigen lokalen kinematografischen Referenzen aufgewachsen, die unserer Realität gerecht werden. Dieses Gefühl des Mangels ist noch größer, wenn man wie ich aus einem so abgelegenen Ort stammt, dass man das Gewicht jahrelanger Unsichtbarkeit mit sich herumträgt. Vielleicht habe ich mich deshalb so verzweifelt der Cinephilie zugewandt, weil ich einen Spiegel brauchte, in dem ich mich reflektiert fühlen konnte. Aber ich frage mich, wo leben diese Bilder? Bewohnen sie denselben Raum wie Träume, Erinnerungen, Mythen, Lügen und die Toten? Ohne die Antwort zu kennen, beschloss ich, dass ich in PUNKU das Kino mit anderen Welten in einen Dialog bringen könnte, einen Ort wie Quillabamba mit der Geschichte des Kinos und meine eigene Subjektivität mit dem Kollektiv. 

Das Nebeneinander mehrerer Realitäten ist ein wiederkehrendes Thema in meinen Filmen. Durch verschiedene Stile und Formate – darunter Stop-Motion-Animationen, TikTok-Reels und per Hand entwickelten Film – möchte ich Spannung erzeugen und Hierarchien zwischen verschiedenen Realitätsebenen verschieben. Durch die Erkundung des unendlichen Potenzials der Montage, der verschiedenen Arten von Sprüngen zwischen Formaten, Standpunkten, Aufnahmen oder sogar zwischen einzelnen Bildern wollte ich eine einzigartige ästhetische und konzeptionelle Erfahrung schaffen, bei der der Schnitt ein zentrales, magisches Mittel der Schöpfung und Verwandlung ist. 

PUNKU, was auf Quechua „Tor“ bedeutet, überschreitet spezifische filmische Traditionen. Stattdessen befasst er sich mit den Möglichkeiten des Kinos, zum Verständnis der menschlichen Erfahrung und ihrer Geheimnisse beizutragen. Der Film besteht aus einundzwanzig „inneren Toren“, die eine persönliche, synergetische Mythologie bilden und auch darstellen, wie eine Lücke zwei Momente, zwei Menschen oder zwei Welten miteinander verbinden kann. P V N K V, wie ich den Titel gerne schreibe, ist die Rückkopplungsschleife zwischen Beobachtenden und Beobachteten.

J.D. Fernández Molero

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