Die Idee zu diesem Film hat mich gefunden, nicht umgekehrt. Als ich zum ersten Mal von Victorias und Siakas Geschichte hörte, war ich von ihrem Mut und der Kraft ihrer Verbundenheit beeindruckt. Mich hat die Unbedingtheit ihrer Liebe berührt. Liebe muss so sein, um bestehen zu können.
Wir haben das Paar ein Jahr lang mit der Kamera begleitet. Siaka, Mandinka aus Gambia mit Migrationsgeschichte, hatte endlich einen gesicherten Aufenthaltsstatus in Österreich. Es war das erste Jahr im Leben der beiden, in der sie nicht ständig gegen bürokratische und gesellschaftliche Widerstände darum kämpfen mussten, zusammenbleiben zu können. Und doch ragen die Schatten der Vergangenheit unbarmherzig in ihren Alltag. Der Druck der Gesellschaft und die Erwartungen der Familien an sie, in Österreich und in Gambia, gehen nicht spurlos an der Beziehung vorüber. Der Film will diese Lebensrealität sichtbar machen.
Victoria und Siaka sind sich der Unterschiede bewusst, die aus ihrer jeweiligen Herkunft resultieren. Für den Umgang mit rassistischen Vorurteilen und Diskriminierungen wappnen sie sich ständig neu. Beide haben diesen Film angestoßen, gerade weil sie ihn – ebenso wie ich als Regisseurin – als Beitrag für eine Sensibilisierung und für einen Blickwechsel im Umgang mit Migrant*innen sehen. Denn die filmische Auseinandersetzung mit ihrer Beziehung lässt uns einen neuen Blick werfen: auf uns als Mitglieder der weißen Mehrheitsgesellschaft im globalen Norden und auf die Migrant*innen, mit denen wir leben.
Es geht darum, Unterschiede wahrzunehmen und gleichzeitig das zu betonen, was sie vereint und wonach sie gemeinsam suchen.
Es war mir wichtig, die beiden Protagonist*innen in all ihren Facetten darzustellen und Momente der Verbundenheit und Zuneigung ebenso zu zeigen wie die Momente, in denen sie Konflikte austragen und Ambivalenzen oder unterschiedliche Sichtweisen aufscheinen. Der Film will sie sowohl als Paar in ihrem Miteinander zeigen als auch als eigenständige Individuen. Es geht darum, Unterschiede wahrzunehmen und gleichzeitig das zu betonen, was sie vereint und wonach sie gemeinsam suchen. Der Filmtitel UNSERE ZEIT WIRD KOMMEN birgt diese Sehnsucht nach einem besseren Leben. Wann werden Liebesbeziehungen wie die von Victoria und Siaka unhinterfragte Normalität sein?
Im Laufe des Films verändert sich der Garten im Innenhof des Hauses, in dem Victoria und Siaka wohnen. Siaka pflegt ihn gemeinsam mit der Nachbarin, mit der er sich in diesem Jahr anfreundet. Etwas wächst heran. Ich wünsche mir, dass dieses metaphorische Bild des gemeinsamen Wachsens und der neugierigen, respektvollen Annäherung nachwirkt. UNSERE ZEIT WIRD KOMMEN erzählt eine ermutigende Geschichte. Schlussendlich ist es ein Film über zwei Liebende.
Ivette Löcker