Über die inspirierende Arbeit an O TRIO EM MI BEMOL
Was ist Liebe? Eine kollektive Leidenschaft genügt, damit ein Film existiert. Es gab den Dämon der Möglichkeit. Ich wurde von etwas angetrieben, das meinem Inneren entkommen musste. Ich hatte nicht auf die Antworten der wirtschaftlichen Förderungen warten wollen (die nie kamen. Ist es noch möglich? Vielleicht …) Wir werden in jedem Fall drehen!
Die Darsteller*innen (Pierre Léon, Rita Durão, Olivia Cábez, Ado Arrieta) und die technischen Leiter (Jorge Quintela, Bild; Olivier Blanc, Ton), von denen die meisten schon mit mir gearbeitet hatten, sei es für A VINGANÇA DE UMA MULHER (2012), CORRESPONDÊNCIAS (2016) oder A PORTUGUESA (2018), haben alle geantwortet: „Auf geht's!“
Wir führten einen Sack voller Bitcoins mit uns, die stammten aus der magischen Tasche eines Freundes, was uns erlaubte, die wesentlichen Drehkosten zu bezahlen.
Letzten November sind wir in den Norden von Portugal aufgebrochen, nach Moledo do Minho, wir waren insgesamt zu zwölft. Wir führten einen Sack voller Bitcoins mit uns, die stammten aus der magischen Tasche eines Freundes, des glücklichen Gonzalo García Pelayo, was uns erlaubte, die wesentlichen Drehkosten zu bezahlen. In der anderen Hand: unsere Covid-Tests!
Der Himmel von Moledo konnte nicht warten, das Haus, das wir für den Film gefunden hatten, war perfekt. Es gab nichts allzu sehr Fixiertes oder Festgelegtes, kaum etwas Geahntes oder Erwartetes. „Trio in Es-Dur”, das einzige Theaterstück von Eric Rohmer, geschrieben in den achtziger Jahren, war die Inspirationsquelle, und wir hatten alle schon per Zoom vor Beginn der Reise ein wenig geprobt.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals so ein Zusammengehörigkeitgefühl, so viel Liebe und Inspiration bei einem Filmdreh gespürt zu haben. Die Welt draußen verschwand einfach. Niemand ging hinaus; niemand kam hinein, wie auf der heiligen Insel Delos, wo niemand stirbt und niemand geboren wird. Wir arbeiteten intensiv, aber in einer Idylle, in glücklichem gegenseitigen Einvernehmen. Eine romantische Komödie. Es war ein kurzer Augenblick in unserer rauen und gealterten Zeit, vier Wochen, die sich heute, wo der Schnitt des Films zu seinem Ende kommt, immer noch ausdehnen. Es scheint einen Widerspruch zu geben: Türen, die sich schließen/Türen, die geöffnet werden wollen. Als ein widersprüchliches Wesen, fühle ich mich dazu bestimmt, diese Widersprüche hervorzubringen, nicht, sie aufzudecken.
Diese großen Widersprüche zwingen mich, der Wirklichkeit stets auf zutiefst mehrdeutige Weise gegenüberzutreten. Um ehrlich zu sein, was ich über mich denke – mein Seinsgefühl – ist verbunden mit dem, was ich durch meine Arbeit werden kann.
Übernommen aus: „Cahiers du Cinéma“, Mai 2021
Übersetzung: Stefan Pethke