„Es ist manchmal sehr ungerecht!“ sagt eine der von Tatjana Turanskyj erdachten Figuren in ihrem letzten Drehbuch, das eine filmische Trilogie über Frauen und Arbeit komplettieren sollte. Es ist ungerecht, dass dieser Film CORPORATE nicht mehr sein soll, es ist nicht gerecht, dass die Filmemacherin, Künstlerin und Feministin so früh, mit nur 55 Jahren, sterben musste. Ihr letzter Spielfilm wird nun ORIENTIERUNGSLOSIGKEIT IST KEIN VERBRECHEN bleiben, den sie 2016 gemeinsam mit Marita Neher realisierte.
Turanskyj selbst hatte einen ausgeprägten Sinn für Ungerechtigkeit, für die gesellschaftlichen Strukturen, die diese herstellen und zulassen, mit denen wir uns in der Realität und die Figuren in der Fiktion sich herumschlagen. Sie war feministische Aktivistin, Filmemacherin – und vor allem war sie eine tolle Künstlerin.
Turanskyjs Filme sind wie sie selbst war: kritisch, humorvoll, klug, mit hellwachem Blick auf die Welt und deren Verhältnisse. Mit einem Sinn fürs Absurde ausgestattet, fürs Politische, das Theoretische sowie das Menschliche, und von einer eigenwilligen Ästhetik geprägt, in der szenische Fiktion, theatrale Performativität und dokumentarische Authentizität aufeinandertreffen.