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47. Internationale Filmfestspiele Berlin
27. Internationales Forum des Jungen Films


Pressemitteilung Nr. 3

Filme aus Asien und aus Osteuropa im Programm des Forums

Der Filmkontinent Asien bildet auch in diesem Jahr einen Schwerpunkt im Programm des Internationalen Forums des Jungen Films. Im Mittelpunkt steht besonders Korea, dessen Kinematographie zur Zeit einen Aufschwung erlebt. Das Forum zeigt drei Spielfilme aus Korea : DREI FREUNDE von der Regisseurin Yim Soon-Rye erzählt in realistischem Stil die Geschichte dreier junger Männer, die zum Militär einberufen werden; DER TAG, AN DEM EIN SCHWEIN IN DEN BRUNNEN FIEL von Hong Sang-Soo stellt das Porträt eines erfolglosen Schriftstellers in den Mittelpunkt (der Titel des Films ist als Metapher für das Alltagsleben zu verstehen); und FESTIVAL, ein besonders brillanter und ergreifender Film des bereits renommierten Regisseurs Im Kwon-Taek, beschreibt eine Begräbniszeremonie als Spiegel verschiedener Schicksale. Außerdem zeigt das Forum in einer Sondervorstellung aktuelle Kurzfilme und Videos von der gegenwärtigen Streik- und Studentenbewegung in Korea.

Aus Japan kommen ebenfalls drei Spielfilmne von ganz unterschiedlicher Handschrift: FOCUS von Satoshi Isaka handelt von den ausbeuterischen Praktiken des japanischen Fernsehens und entwickelt sich vom cinéma-vérité zum Kriminaldrama; MEIN GEHEIMER GARTEN von Shinobu Yaguchi erzählt die phantastische und übermütige Geschichte eines resoluten Mädchens, das einen Schatz sucht, den Bankräuber in einem magischen Wald versteckt haben; DER SCHLAFENDE MANN von Kohei Oguri ist eine Meditation über Leben und Tod, Schauplatz ist eine ländliche Kleinstadt, deren Alltagsleben liebevoll porträtiert wird.

Der Hongkong-Regisseur Allen Fong, einer der Anführer des chinesischen Autorenkinos, drehte seinen neuen Film A LITTLE LIFE OPERA in Südchina; er beschreibt den Existenzkampf einer kleinen wandernden Operntruppe in der Provinz Fujian. In Mitternachtsvorstellungen zeigt das Forum zwei weitere Hongkong-Filme, YOUNG AND DANGEROUS III (Regie Andrew Lau) sowie den KungFu-Film FORBIDDEN CITY COPS (Regie Stephen Chiau und Kuk Tak-chiu). Aus Taiwan kommt A CHA CHA FOR THE FUGITIVE, eine resolut moderne Stilübung des Regisseurs Tsai-Cheng Wang, der das Lebensgefühl der jungen Generation in Form einer expressionistischen Vision beschwört. Neu in der Filmszene seines Landes ist der thailändische Regisseur Tom Pannet, der in seinem ersten Spielfilm FUN BAR KARAOKE anhand einer Vater-Tochter-Geschichte dem thailändischen Wirtschaftsboom der letzten Jahre einen kritischen Spiegel vorhält. Gleichzeitig besitzt der Film aber auch eine Dimension von Mythos und Märchen.

Schließlich ist auch das Filmland Indien im diesjährigen Forumsprogram mit zwei Spielfilmen vertreten: in KAHINI von Malay Bhattacharya unternimmt der Protagonist zusammen mit einem Taxifahrer und einem Maler eine Reise, die ihn in seine eigene Kindheit zurückführt; und TINNU KI TINA von Paresh Kamdar beschreibt den Alltag eines jungen Mannes, der sich in seinen Träumen als Hollywood-Held erlebt.

Im Rahmen des Forums wird eine Jury der Ortganisation NETPAC (Network for the Promotion of Asian Cinema) einen Preis für den besten asiatischen Film vergeben.

Aus aus den Ländern Osteuropas konnte das Forum in diesem Jahr eine Reihe von interessanten Beiträgen zusammenstellen. Der russische Beitrag DIE RÜCKKEHR DES PANZERKREUZERS von Gennadi Poloka beschreibt in tragikkomischer Manier die Aktionen eines Kulturfunktionärs im Odessa des Jahre 1925, während dort Eisenstein seinen Panzerkreuzer Potemkin" dreht. Der weißrussische Dokumentarist Juri Chaschewatski liefert in EIN GEWÖHNLICHER PRÄSIDENT das beißend satirische Porträt des belorussischen Staatspräsidenten Lukaschenko. VERSPÄTETER VOLLMOND aus Bulgarien, ein Film des großen Satirikers Eduard Sachariev (er verstarb bei den Dreharbeiten) zeichnet das Porträt eines exzentrischen alten Mannes, der sich von seinen materialistisch eingestellten Kindern trennt und ein Leben als Außenseiter beginnt. Schließlich zeigt das Forum auch einen Film aus Aserbaidshan, DIE FREMDE ZEIT von Husseyn Mechtiew - es ist ein hypnotischer Film über das Zusammenleben eines Mädchens mit ihrem gelähmten Vater und ein Protokoll des Wahnsinns.

Zwei sehr eigenwillige Filme befassen sich mit dem Thema Afrika: Der Franzose Raymond Depardon zeigt sich in AFRIQUES, COMMENT CA VA AVEC LA DOULEUR (Afrikas: Wie steht es mit den Schmerzen?) als Chronist der schmerzlichen Seiten dieses Kontinents, gleichzeitig aber auch als filmischer Tagebuchschreiber. Jean Rouch legt mit seinem neuesten Film MOI FATIGUE DEBOUT, MOI COUCHE eine Sammlung von Erzählungen, Abenteuern und Legenden aus dem Niger vor, die um einen Baum kreisen, der zwar vom Blitz gefällt wurde, aber weiterhin lebt und sogar wundersame Fähigkeiten entfaltet.

Das vollständige Programm des Internationalen Forums kann bereits jetzt im Internet abgerufen werden. Die Adresse : http://www.fdk-berlin.de.

29.1.97