Im Jahr nach Dayton beobachtet Nikolaus Geyrhalter das erste Friedensjahr in Bosnien, genauer gesagt in der bosnisch-kroatischen Föderation und in der serbischen Republik. Um Menschen vor dem Hintergrund eines noch nicht wirklich überwundenen Krieges geht es ihm dabei, um Einzelschicksale unabhängig von ihrer Nationalität und die Möglichkeiten des Miteinanderlebens. Der Jahresrhythmus bildet den roten Faden, der die episodenhaften Kapitel und zahlreichen thematischen Aspekte verbindet.

''Wir alle glauben, den Konflikt halbwegs aus den Medien zu kennen. Doch dieser Film begibt sich zwischen die Zeilen und hinter die Bilder. Er zeigt Alltag, fast in Echtzeit. Oft unendlich langsam, aber niemals quälend. Geyrhalter läßt Menschen erzählen. Schauspieler, Soldaten, Hirten. Und er läßt sie - anders als im Fernsehen üblich - ausreden. So lernen wir, daß der angeblich historische Streit ein modern geschürter ist. Daß es eine Grundvernunft des Einzelwesens gibt. Daß Krieg nicht reinigend, sondern - materiell und emotional - Umweltverschmutzung größten Ausmaßes ist.'' Frido Hütter

''Das Jahr nach Dayton ist das präzise Gegenteil der Informationspflichterfüllung im Fernsehen: ein ruhig auf die Welt blickender Film, der nicht belehren, sondern zeigen, nicht politisieren, sondern verstehen will. Er faßt den Krieg indirekt, als Nachbild - und dadurch eben schärfer als alle direkten Reportagen.'' Stefan Grissemann

The Year After Dayton describes the first year of peace in Bosnia by showing the lives of people living in the Federation of Bosnia-Croatia and the Republic of Serbia. These portraits emphasize that the war isn't really over yet. It deals with the (im)possibility of living together and reveals numerous changes which have occurred throughout the year. The filmmaker is interested in peoples' individual lives, not their nationality. With the help of long interview sequences without commentary, the audience has time to get to know the protagonists and to form an opinion. The seasonal chronology is the framework for a film featuring a number of divergent episodes, chapters and themes.

''We all believe we know the conflict from media reports. This film, however, searches between the lines and behind the images. It shows everyday life, almost in real time. Geyrhalter lets people tell their story, actors, soldiers, shepherds. He does what television never tolerates: he lets them finish their sentences. And so we learn that the supposedly historical conflict is a modern affair. That individuals are fundamentally reasonable. That war does not have a cleansing effect but pollutes everything - materially and emotionally.'' Frido Hütter