Die georgische Regisseurin Lana Gogoberidze ist in Berlin keine Unbekannte – sie war mehrere Male im Arsenal wie auch jüngst im Forum der Berlinale zu Gast –, eine umfassende Präsentation der Filme ihrer langen Karriere stand jedoch bislang noch aus. Umso mehr freuen wir uns, nach dem Festival GoEast in Wiesbaden, das 2022 die weltweit erste Retrospektive organisiert hat, ihr Werk, das zum großen Teil neu digitalisiert wurde, dem Berliner Publikum zeigen zu können und Lana Gogoberidze am 1. März im Arsenal begrüßen zu dürfen.
Die 1928 in Tbilissi geborene Gogoberidze studierte zunächst Literatur, bevor sie am WGIK in Moskau ein Regiestudium absolvierte. Ihre filmische Laufbahn begann in den frühen 60er Jahren und dauert bis heute an: Der neueste Film, ein Porträt ihrer Mutter, feierte im diesjährigen Forum seine Premiere. Dabei verlief ihr Lebensweg keineswegs ohne Brüche. Bereits ihre Kindheit war von Verlusten geprägt. 1937 wurde ihr Vater im Zuge der stalinistischen Säuberungen ermordet und die Mutter für zehn Jahre nach Sibirien verbannt (wovon WALZER AUF DER PETSCHORA erzählt). So wie das Autobiografische oft Eingang in ihre Filme findet, positioniert sie das Politische immer auch im Privaten. Dreh- und Angelpunkt ihrer Filme sind meist Perspektiven von Frauen, die ihr Lebensglück im Schatten von übermächtigen politischen Systemen verteidigen und ihre Eigenständigkeit zu bewahren versuchen. Der Blick richtet sich vor allem auf konkrete Lebensverhältnisse, auch auf den Alltag mit all seinen Mühen, nicht zuletzt der Hausarbeit und der Sorge um Familienmitglieder. Lebenswege sowie schwierige Entscheidungen und moralische Fragestellungen sind ebenso Thema wie die Verortung des Menschen in der Gesellschaft und ganz spezifisch auch die georgische Kultur und Tradition in all ihren Ausprägungen. (Annette Lingg)
Eine Filmreihe in Kooperation mit der Kinothek Asta Nielsen. Dank an Salome Alexi und Gaby Babić.