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Exploitation subverted: Stephanie Rothman

Filmstill aus TERMINAL ISLAND: Eine Frau hält eine Axt in der erhobenen Hand und steht in einer kahlen Landschaft.

Die filmische Karriere von Stephanie Rothman (*1936) war so kurz wie ungewöhnlich. Nach einem Abschluss in Soziologie studierte sie Anfang der 60er Jahre Regie an der University of Southern California und begann anschließend mangels anderer Möglichkeiten – von europäischen Filmen inspiriert, schwebte ihr ambitioniertes Autorenkino vor – als Assistentin beim „König der B-Movies“ Roger Corman zu arbeiten. Sie drehte erst für ihn, dann für ihre eigene Produktionsfirma Low-Budget-Exploitation-Filme und schaffte es, das Genre, das im Wesentlichen auf der Darstellung von nackter Haut und Gewalt basierte, mit einer dezidiert feministischen und progressiven Haltung, mit Humor und Ironie subversiv zu unterwandern.
Ihren Filmen eilt ein legendärer Ruf voraus. Dennoch haben sie bislang keinen gesicherten Eingang in die Filmgeschichtsschreibung gefunden. Dank aktueller Restaurierungen und Digitalisierungen können wir fünf ihrer Filme auf 35 mm oder als neue Digitalisate präsentieren.

Das Exploitation-Genre, eigentlich als anspruchslose Unterhaltung gedacht, in dem knappe Budget- und Zeitvorgaben und dem­entsprechend niedrige Produktionsstandards galten, bot Freiräume, die Rothman für sich zu nutzen wusste. Solange man die klaren Regeln befolgte und die Schaulust des Publikums ­befriedigte, konnte inhaltlich und formal ex­perimentiert werden. Der stereotypen Figu­renzeichnung setzt Stephanie Rothman selbstbestimmte Frauen entgegen, die aus vorgegebenen Rollen ausbrechen. Gerne arbeitet sie mit komischen Umkehrungen, zeigt Männer ebenso oft wie Frauen nackt und begegnet klischierten Vorstellungen mit satirischer Überspitzung, was ihre Filme zu einem „Paradebeispiel feministischer Subversion von innen“ (Pam Cook) macht. Vor allem brachte sie eine für das Genre unübliche Tiefe in die Themenwahl. Sie nahm feinspürig den Zeitgeist auf und sprach soziale und politische Probleme an. Gleichzeitig sind ihre Filme so verspielt wie fröhlich-hedonistisch, atmen den kalifornischen Hippie-Geist der frühen 70er Jahre und blicken optimistisch auf gesellschaftlichen Wandel. Auch stilistisch experimentierte sie, ließ dokumentarische Bilder ebenso wie surreal gestaltete Traumsequenzen in ihre immer leichtgängigen Narrationen einfließen.

Im Gegensatz zu ihren männlichen Regiekollegen wie Martin Scorsese oder Francis Ford ­Coppola, die ebenfalls bei Corman angefangen haben, wurde ihr der Wechsel ins Hollywood-Mainstreamkino verwehrt. Auch wenn sie den ihr vorgegebenen engen Rahmen erheblich erweiterte, war das eine Grenze, die sich für eine Frau in den 70er Jahren kaum sprengen ließ. (Annette Lingg)

Dank geht an Andreas Beilharz und ­Nicole Reinhardt.

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