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Forum & Friends 
(forever): in memoriam 
Thomas Heise

Portrait von Thomas Heise: Ein Mann mit kurzen grauen Haaren, einer Brille mit schmalem Rand. Er lächelt.
© Inge Zimmermann

„Das Material des Films ist das Übriggebliebene meiner Familie, Reste. Die, von denen ich weiß, deren Umstände ich erlebt oder anders erfahren habe. Reste, die Geschichte spiegeln, Geschichte, die auch meine ist.“ – Er mochte wortkarg wirken, die passenden Formulierungen erst einmal suchend, sie dann ergänzend, abschwächend gar, aber doch nur, um das Gegenüber teilhaben zu lassen an den eigenen Gedankenspuren, für die bei ihm stets auch das Nicht-­Lineare konstitutiv war: Die Suche mit all ihren Sprüngen, scheinbaren Nebengleisen und dem beim Durcharbeiten Auftauchenden und Wiederkehrenden – sie ist für Thomas Heise immer auch selbst Dokument. Material. Das Eigentliche sozusagen. Das den Nachsatz ermöglicht, selbst wenn das letzte Wort schon gefallen zu sein schien. Testament als Utopie.

Sein plötzlicher Tod am 29. Mai 2024 überträgt nun die Aufgabe der Gegenwartsbetrachtung durch Geschichtshinwendung, der Existenzbefragung durch Daseinsbefunde auf uns. Wie viele Filme, Bilder, Protagonist*innen, wie viele Texte, Sätze, Wörter hat er uns hinterlassen – wie viel Material! Es steckt ein Glücksmoment in dieser so nüchternen (wie nahegehenden) und konkreten (wie pathetischen) Auseinandersetzung mit der Welt (inklusive ihrer Gewaltseite, der in ihr möglich gewordenen Monstrosität): Im Rest als Übergebliebenem steckt immer auch ein Rest für die Zukunft, für eine Geschichte, „die auch unsere ist“, die auslaufend weiterläuft, was für ein Trost. Utopie als Testament.

Thomas Heises unfassbar offene Filme als Lebensreise zu sich selbst zu sehen und uns dabei ihm zu widmen, dem, was wir von ihm wissen,– diesem ehrlichen Projekt zu dem häufig im Forum vertretenen Regisseur nimmt sich Forum & Friends an drei intensiven Abenden Ende Juli an. Sein letzter und längster (wenngleich viel zu kurzer) Film HEIMAT IST EIN RAUM AUS ZEIT gibt Gelegenheit zur Einstimmung, als Rückblick mit seinen Augen und seiner Stimme. Ein Gedenkabend mit Filmausschnitten und Gedanken, Fotos, Nachtmusik. Mit Thomas’ friends. Schließlich MATERIAL, eine/die Wende, letztgültig/fragmentarisch, Kino/unsterblich. (Barbara Wurm)

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