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Jay Leyda: Witnessed Years

Witja Kartaschow, Boris Sachawa. Set-Foto BESCHIN LUG (UdSSR 1935–37). Foto: Jay Leyda © Eisenstein-Zentrum

„Eine unvoreingenommene Untersuchung eines beliebigen Teils der Filmgeschichte offenbart ein fortwährendes Drama, das sich bequemer verbergen als offenlegen lässt. Es erfordert Mut, dieses Drama der verpassten Chancen und des Verdrängungswettbewerbs zu erforschen, des zuwenigen Geldes, des zuvielen Geldes, der moralischen Widersprüche, der Niederlagen, die fast Siege waren, der Siege angesichts unüberwindbarer Hindernisse, der Rolle des Zufalls und der Irrationalität, der Fälschungen, der persönlichen Brutalitäten, der Misserfolge von Filmen, die in der Zukunft oder in anderen Ländern ihr Publikum fanden - es zu erforschen und daraus mit ungebrochener Begeisterung für diese außergewöhnliche Synthese hervorzugehen, ist die wahre Prüfung.“ (Jay Leyda: Toward a New Film History, Cinema Journal 14, Winter 1974-75)

Jay Leyda (1910–1988) war Fotograf, Filmemacher, Filmgeschichtsforscher, Übersetzer und Autor von Referenzwerken u.a. über Sergej Eisenstein, bei dem er von 1933 bis 1936 in Moskau studierte. In einer von ideologischen Fronten geprägten Welt folgte Leyda seiner Leidenschaft für alles, was mit der Entstehung von Filmen und ihrem archivarischen Fortleben zu tun hatte. Er schrieb, forschte, reiste, lebte in New York, Moskau, Los Angeles, London, Peking, Ost-Berlin und wurde zum Augenzeugen filmischer und gesellschaftlicher Umbrüche, über deren Bedeutung er in seinen Büchern und Artikeln Rechenschaft ablegte. Der Titel „Witnessed Years“ ist einem zentralen Kapitel aus Leydas Buch Kino: A History of the Russian and Soviet Film (1960)entlehnt, in dem er die verhängnisvollen Jahre der sich verschärfenden Konflikte um den „richtigen Weg“ des sowjetischen Kinos als Augenzeuge beschreibt. Die Programmreihe versammelt Filme, an denen Leyda mitgewirkt oder zu deren Wiederentdeckung und filmhistorischer Anerkennung er beigetragen hat. Sie würdigt – erstmals in dieser Ausführlichkeit – eine Schlüsselfigur einer „internationalen Filmgeschichte, die sich an Ideen und nicht an geografischen Grenzen orientiert,“ wie Leyda einmal seine Wunschvorstellung beschrieb. (Tobias Hering)

Jay Leyda: Witnessed Years wurde kuratiert von Tobias Hering und wird ermöglicht durch eine Förderung des Hauptstadtkulturfonds (HKF). Besonderer Dank geht an die im Folgenden genannten Ko-Kurator*innen, Musiker*innen und Gäste, an die Leih- und Lizenzgeber*innen der Filme, an Elena Pinto Simon, Naum Kleiman, Wolfgang Klaue (1935-2024) sowie Erika und Ulrich Gregor.

Jay Leyda – Eine werkbiografische Skizze

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