Schon seit einigen Jahren befindet sich das georgische Kino in einer erstaunlichen Blüte. Spiel- und vor allem Dokumentarfilme einer jungen Generation von Filmschaffenden feiern auf internationalen Filmfestivals Erfolge, so wie auf der letztjährigen Berlinale Salomé Jashis TAMING THE GARDEN und Alexandre Koberidzes WHAT DO WE SEE WHEN WE LOOK AT THE SKY, die beide schon einen Verleihstart in Deutschland hatten bzw. haben werden. Damit knüpft es an die reiche Filmtradition des Landes an, die eine der bedeutendsten und produktivsten Kinematographien unter den Sowjetrepubliken hervorbrachte und einen ganz eigenen charakteristischen Stil schuf, der von surrealem Humor, einem scharfen Blick für Absurditäten und einer fantastischen Filmsprache geprägt war. Den formalen Einfallsreichtum behalten die Filme von heute bei, zudem zeichnen sie sich durch eine explizite Gegenwartsnähe und genaue Beobachtung aus. Die zehn Filme aus den Jahren 2017 bis 2021, die wir in diesem Programm präsentieren, befassen sich mit Georgiens komplexer jüngster Geschichte seit dem Zerfall der Sowjetunion und der wiedergewonnenen Unabhängigkeit, gesellschaftlichen Umwälzungen und der oft prekären Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft. Die meisten der Filme stammen von noch jungen Regisseur*innen und sind oft Debüts. Sie treffen auf die neuen Spielfilme von Lana Gogoberidze und Dito Tsintsadze, die beide auf jeweils umfassende Filmografien zurückschauen, zu den bekanntesten Filmemacher*innen des Landes zählen und die wir wiederholt im Arsenal begrüßen durften. Unser Streamingbereich arsenal 3 wird in diesem Monat ebenfalls einen georgischen Schwerpunkt haben: Wir zeigen dort sechs kürzlich restaurierte georgische Filme aus den 20er bis 80er Jahren.
Ein Programm mit Unterstützung des Georgian National Film Center. Dank an Levan Lomjaria. (al)