Das Queere Kino der letzten 15 Jahre präsentiert sich vielfältig und hat sich vom identitätsfixierten Coming-Out-Narrativ weitgehend gelöst. Das Reden und Schreiben über seine spezifischen Qualitäten sind dennoch kaum etabliert. Die sissy, das einzige deutschsprachige Queer-Cinema-Magazin, blickt seit 2009 auf die Zusammenhänge zwischen konkreten queeren Erfahrungen (wie Diskriminierung, HIV/Aids, verschiedene Unsichtbarkeiten) und damit verbundene filmästhetische Strategien: die Einarbeitung neuer Zeit- und Raumkonzepte in die klassischen Texturen, den Bezug auf die eigene Filmgeschichte, die Konstruktion von neuen Figuren des Sozialen. Anlässlich des Erscheinens der sissy-Anthologie „Queer Cinema Now“ haben Jan Künemund und Christian Weber, die den Band zusammen mit Björn Koll herausgegeben haben, eine Reihe mit zehn eigenwilligen Filmen aus den letzten zwölf Jahren zusammengestellt, die das offene, nicht-normative Konzept des Queeren als notwendigen Referenzrahmen für das Weltkino deutlich machen. (Jan Künemund, Christian Weber)