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Sommerfest: Wiedersehen mit Berlinale Forum und Forum Expanded

Filmstill aus „Super Natural“. Eine Hand hält eine Drachenfrucht in die Kamera. Die Frucht ist aufgeschnitten. Mit einem Löffel sind Teile der Frucht herausgenommen worden, sodass es aussieht, als hätte sie ein Gesicht mit zwei geschlossenen Augen und einem weit geöffnetem Mund.
SUPER NATURAL © Ukbar Filmes

Die meisten Filme kreisen um Menschen und erkunden, wie diese handeln, denken und fühlen. Auch der technische Apparat versucht in vielen Fällen, sich an den menschlichen Blick anzuschmiegen. Das Kino neigt zum Anthropozentrismus. Doch sobald man an jüngere Erkenntnisse über das Verhältnis von Menschen und Nichtmenschlichem denkt, wirkt dieser Anthropozentrismus aus der Zeit gefallen. Die Eingriffe, die Menschen in die Umwelt vornehmen, zeitigen unumkehrbare Folgen; deswegen spricht man von einem neuen, von Menschen gemachten Erdzeitalter, dem Anthropozän. Angesichts des Klimawandels, der die bedrohlichste Erscheinung des Anthropozäns ist, drängt sich eine Einsicht auf: Das System, in dem Menschen alles Nichtmenschliche – Tiere, Pflanzen, Erden, fossile Energie, Gestein etc. – als Objekt ansehen und es sich ohne Scheu zunutze machen, kommt an eine Grenze. Denn die Ausbeutung des Nichtmenschlichen bringt es mit sich, dass die Lebensgrundlage für Menschen wie für Nichtmenschen schwindet. Zugleich forschen Theoretiker*innen, Jurist*innen, Biolog*innen, Pilz-Liebhaber*innen und andere zu neuen Konzepten des wechselseitigen Umgangs, zu Formen der Anerkennung und der Reparation. Sie erkunden nichtmenschliche Intelligenz, Kommunikations- und Organisationsformen und überlegen, was Menschen davon lernen können.

Ganz und gar unberührt von dieser Entwicklung bleibt das Kino nicht. Le quattro volte von Michelangelo Frammartino zum Beispiel hat vor zwölf Jahren gezeigt, wie sich die Kamera vom Menschen abwenden kann: Während der erste Teil dieses Filmessays noch um einen alten Hirten kreist, folgt der zweite einem Zicklein, der dritte einem Nadelbaum und der vierte einem Holzscheit, der Kohle werden wird. Andere Filmemacher*innen nehmen den Faden auf – Victor Kossakovsky zum Beispiel widmet sich in Gunda (2020) der Erfahrungswelt eines Schweins, und Andrea Arnold versucht mit Cow (2021), die Perspektive einer Milchkuh einzufangen. Auch das Berlinale Forum und Forum Expanded geben diesen filmischen Versuchen, den Anthropozentrismus zu überwinden, Raum, und eine Auswahl von Filmen, die in diesem Zusammenhang relevant sind, präsentieren wir bei unserem Sommerfest. (Cristina Nord)

Podcast Bilder Denken mit Dane Komljen

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