Gleiche Zeit, anderer Ort. Unknown Pleasures eröffnet auch 2025 das Arsenal-Jahr, wenn auch dieses Mal nicht im eigenen Kino – das neue Arsenal im silent green wird noch gebaut. Vielmehr präsentieren wir das Festival mit aktuellen US-amerikanischen Independentfilmen im Rahmen unseres Tour-Programms Arsenal on Location vom 2. bis zum 12. Januar gemeinsam mit und im Neuköllner Wolf Kino und freuen uns auf unsere erste Station.
Die diesjährige Filmauswahl legt den Schwerpunkt erneut auf Erstlingswerke junger Filmschaffender und Künstler*innen. Neben ihrem Entstehungsland eint sie die Erfahrung von Verlust und lebensverändernden persönlichen, historischen oder politischen Ereignissen. In jedem Film geschieht dies auf eine ganz eigene Art, entsprechend vielfältig sind die Reaktionsmuster, mit denen sich die Arbeiten zur Vergänglichkeit der Dinge verhalten.
GOOD ONE, das Debüt von India Donaldson, begleitet eine Teenagerin auf einer Wanderung mit ihrem Vater und dessen bestem Freund. FAMILIAR TOUCH von Sarah Friedland ist eine zutiefst bewegende Darstellung des Älterwerdens und der Transformationen des Selbst in diesem Prozess. Der bekannte zeitgenössische Künstler Titus Kaphar verarbeitet in seinem ersten Film EXHIBITING FORGIVENESS eigene Kindheitserfahrungen mit einem gewalttätigen und abwesenden Elternteil. Im Mittelpunkt steht die Geschichte eines Malers, der, als sein Vater überraschend wieder auftaucht, mit alten Wunden zu kämpfen hat. TENDABERRY erkundet ein von Gentrifizierung betroffenes Viertel New Yorks aus der Perspektive einer jungen Frau, die in einer sich verändernden Umgebung trotz Liebeskummer Orientierung sucht. THE BALLAD OF SUZANNE CÉSAIRE zeichnet den Lebensweg von Suzanne Césaire nach und versucht so, dieser einen angemessenen Platz in der Geschichte zu geben und gleichzeitig eine Zeit der künstlerischen wie auch politischen Zuversicht zu vermitteln. INVENTION ist geprägt vom Tod des Vaters einer der beiden Filmemacherinnen des Films. Es ist ein Werk, das sich auch formal zu den komplexen Vorgängen während des Prozesses der Trauer in ein Verhältnis zu setzen versucht. EEPHUS schließlich setzt auf poetische Weise die Beziehungen einer Gruppe von Männern in Szene angesichts des bevorstehenden Abrisses eines Baseballstadions, einem Ort, der vielen der Porträtierten Raum gibt für ein Gefühl von Gemeinschaft und gegenseitiger Unterstützung.
Dem zentralen Thema des Verlusts stellen die Filme den Moment der Hoffnung zur Seite. Die Arbeiten zeugen von Möglichkeiten, mit denen Trauer verwandelt werden kann – in Gemeinschaft, in Kunst und Erfindungsgeist, in politisches Handeln sowie in Netzwerke der Achtsamkeit und Unterstützung. Sie erinnern uns daran, uns nicht erdrücken zu lassen vom Gewicht des Schmerzes, der Last der Veränderung, sondern Trauer als notwendigen Prozess zu betrachten, um uns zusammenzubringen und gemeinsam die scheinbar unzähligen Kämpfe anzugehen, denen wir uns ausgesetzt sehen, als Individuen wie als ganze Gesellschaft. (Kris Woods)
Im Wolf Kino, Weserstraße 59, Berlin-Neukölln
Arsenal on Location wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.