Ein Wahrzeichen Hollywoods: Die Frau mit der Fackel, die an die Freiheitsstatue erinnert und anfangs gar in die amerikanische Flagge gehüllt war. Für das 1924 aus einer Umbenennung der Filmgesellschaft Cohn-Brandt-Cohn hervorgegangene Filmstudio Columbia Pictures arbeiteten renommierte Regisseure wie Frank Borzage, Fritz Lang, Frank Capra und John Ford ebenso wie Dorothy Arzner, eine der ersten Regisseurinnen in Hollywood. Sie drehten bei Columbia einige ihrer bekanntesten und überraschendsten Filme und wurden später für ihren individuellen Inszenierungsstil gefeiert. Das Gros der Studioproduktion stemmten hingegen weniger berühmte Filmemacher*innen. Viele von ihnen stammten aus Europa und fanden nach 1933 in der amerikanischen Filmindustrie ein Auskommen, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen und ihnen nach dem Leben trachteten. Für den kommerziellen Erfolg des Filmstudios waren diese Regisseure ebenso verantwortlich wie die im Scheinwerferlicht stehenden Schauspieler*innen, die bei der Vermarktung der Filme eine zentrale Rolle spielten. Stars wie Rosalind Russell, Rita Hayworth, Cary Grant, Jean Arthur und Gary Cooper standen in Filmen von Columbia Pictures vor der Kamera und bedienten ein breites Spektrum an Genres, Geschichten und Gestaltungsweisen: dramatische und melodramatische Stories, Screwball-Komödien und Western, Polizei- und Kriegsfilme, aufwändige Prestigeproduktionen und B-Filme mit schmalem Budget. Auffällig viele dieser Filme zeichnen sich durch ein Gespür für die gesellschaftlichen Fragen ihrer Zeit aus. Sie fragen nach moralischen Richtwerten, nach Recht und Gerechtigkeit, sie entwerfen Sittenbilder, erzählen von problematischen psychischen Dispositionen und ihren Auswirkungen. Von einigen der originellsten Filmschaffenden ihrer Zeit inszeniert, erwiesen sich diese Columbia-Produktionen als Seismografen ihrer Zeit.
Die von Ehsan Khoshbakht kuratierte Retrospektive, die etliche Filme in neuen Restaurierungen präsentiert, wurde 2024 erstmals auf dem Locarno Film Festival gezeigt. Im Rahmen von Arsenal on Location ist in Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino dort nun eine Auswahl zu sehen. Sie bietet einen Überblick über die Produktionen der 30er bis 50er Jahre und versammelt neben Klassikern des Hollywood-Kinos und prägenden Columbia-Produktionen weniger bekannte Arbeiten von in Europa geborenen und aufgewachsenen Regisseuren, die bei Columbia Pictures ein Filmexil fanden.