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Zwischen Golden Age und Nouvelle Vague
 – Neue Blicke auf die japanische Filmgeschichte

Filmstill aus DAS MÄDCHEN NANAMI: Eine Gruppe von Kindern mit Masken stehen und sitzen vor einem Denkmal.

Die japanische Filmgeschichte mag einem wie ein veritabler Kosmos erscheinen, betrachtet man den immensen Reichtum und die stupende Vielfalt an filmischen Formen und Stilen. Insbesondere gilt das für die Dekade der 60er Jahre, in der sich das goldene Zeitalter des japanischen Films in den 50er Jahren und die Nouvelle Vague begegnen. Nur ein kleiner Teil der enormen Fülle dieses Abschnitts der japanischen Filmgeschichte wird im Westen überhaupt wahrgenommen und als elementarer Bestandteil der globalen Filmgeschichte gesehen. Das umfangreiche Programm „Zwischen Golden Age und Nouvelle Vague: Neue Blicke auf die japanische Filmgeschichte“ rückt eine Reihe von im Westen weniger bekannten Regisseuren und eine Auswahl ihrer Filme in den Vordergrund (regieführende Frauen waren zu der Zeit im japanischen Filmschaffen rar – einer von ihnen, Kinuyo Tanaka, widmeten wir vor zwei Jahren eine Retro­spektive) und erweitert damit die Sicht auf den japanischen Film der 60er Jahre.
Ende der 50er Jahre, Anfang der 60er Jahre war das japanische Kino einerseits an seinem Zenit angekommen, gleichzeitig zeichnete sich eine tiefgreifende Zäsur ab. 1958 wurde ein Höhepunkt an Zuschauerzahlen erreicht, 1960 an Filmproduktionen. Wie auch in Hollywood und für die europäische Filmindustrie brach mit dem Siegeszug des Fernsehens eine schwierige Zeit für die Kinos und althergebrachte Muster der Filmproduktion an. In dieser Krisen- und Umbruchphase trat ein ganz neues Kino zutage, dessen Regisseure gegen die Kultur ihrer Lehrer rebellierten, experimentierfreudig lang tabuisierte Themen, insbesondere Sex, aufgriffen, ästhetisch und narrativ neue Wege gingen und soziale Normen zerschlugen. Die japanische Nouvelle Vague formierte sich zumindest in ihren Anfängen auch in den großen Studios. Shochiku etwa ermöglichte auf der Suche nach neuen Zuschauerschichten jungen Regisseuren ihre ersten Filme, auch wenn diese bald mehr Freiheit suchten und diese beispielsweise in der 1962 gegründeten Art Theatre Guild finden konnten.
Manche der hier präsentierten Regisseure wie Kenji Misumi und Tomu Uchida gehören dem klassischen Filmschaffen an, drehten jedoch parallel zu den Filmen der Nouvelle Vague ihre besten und interessantesten Arbeiten. Andere wie Masaki Kobayashi oder Kaneto Shindo können als wichtige Vorreiter der eigentlichen Bewegung gesehen werden. Hiroshi Teshigahara und Susumu Hani wiederum arbeiteten ganz außerhalb des Studiosystems an der Erneuerung des japanischen Films. Allen gemein ist ihr wichtiger Stellenwert innerhalb der japanischen Filmgeschichte.

Die Reihe wurde gefördert vom Hauptstadtkulturfonds und findet in Kooperation mit der Japan Foundation statt. (Annette Lingg)

vergangene Vorführungen

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