Besuch im Bubenland

Da ist der Tischler mit dem Elektro-Klapprad, der das Gymnasium abgebrochen hat und über seine „Kuckuckskinder“ spricht. Da ist der Hufschmied, der sich bei 100 % Männlichkeit einordnet. Da ist der alte Bauer Willi, Bürgermeister a.D., der seinen Kühen Namen gibt, und da ist der junge Bürgermeister, der fast Profifußballer geworden wäre und nicht Ich sagen kann. Ein Künstler denkt beim Malen darüber nach, was er versäumt hat, und ein pensionierter Kleinunternehmer muss wegen des Todes seines Sohns das Geschäft selbst weiterführen. Die Männer, mit denen Katrin Schlösser in ihrem Doku­mentarfilm BESUCH IM BUBENLAND das Gespräch sucht, leben im Südburgenland, einer dünn besiedelten Region im Osten Österreichs. Sie gehören unterschiedlichen Generationen und Milieus an, teilen aber manche Erfahrung: gescheiterte Beziehungen, Schicksalsschläge, die feste Verwurzelung in der Heimat. Die Filmemacherin begegnet ihnen mit Fragen, Neugier, Sympathie und ihrer Handy­kamera, und bietet ihnen so eine Gelegenheit zur Selbstreflexion. Die meisten nutzen sie. (Birgit Kohler)