So 03.11.
16:00
Regie
Jay Leyda, Sergej M. Eisenstein
USA / 1957
230 Min.
/ 35 mm
/ Englische Zwischentitel
Originalsprache
Stumm
Mit Pause und Imbiss (ca. 18.30 Uhr)
Kino
Arsenal 1
zu den Ticketszu dem KalenderEinführungen und Zwischen-Reden von Elena Vogman, Oksana Bulgakowa & Tobias Hering, am Flügel: Eunice Martins, Percussion: Simon Berz
Man kann den Einfluss, den die Filme Sergej Eisensteins auf die Filmentwicklung der 30er Jahre und auf Jay Leyda persönlich hatten, gar nicht hoch genug einschätzen. Für Eisenstein selbst jedoch war diese Dekade eine Zeit der verhinderten Filmprojekte. Das Scheitern seines „Mexiko-Films“ ist ein berühmt-berüchtigtes Kapitel der Filmgeschichte und hatte ein so mannigfaches Nachleben in Büchern, Filmen und anderen Kunstformen, dass fast in Vergessenheit geriet, dass es ¡Que Viva Mexico! nicht gibt. Unter den vielen Filmen, die aus Teilen des von Upton Sinclair einbehaltenen Materials meist ohne Eisensteins Autorisierung gemacht wurden, ist Jay Leydas EISENSTEIN‘S MEXICAN FILM – EPISODES FOR STUDY eine Ausnahme. 1953, fünf Jahre nach Eisensteins Tod, bat Leyda das MoMA in New York, dem Sinclair das Material mittlerweile verkauft hatte, ihn die erhaltenen Filmrollen sichten und katalogisieren zu lassen. Vier Jahre später hatte er knapp vier Stunden des Materials zu einem zweiteiligen „Studienfilm“ zusammengestellt, wobei er es stets vermied, von einem Film zu sprechen und seine Arbeit am Material auch nicht als Montage bezeichnete. EPISODES FOR STUDY ist das in der Filmgeschichte wohl einmalige Experiment, das Material für einen Film durch den Verzicht auf ein narratives Arrangement wie zur Begutachtung auszulegen. Entwicklungen – wenn man will: Geschichten – ergeben sich dabei gleichwohl, hier jedoch zwischen den wiederholten Aufnahmen zu einer Einstellung oder den unterschiedlichen Einstellungen, aus denen eine Szene werden sollte. Leyda hoffte, dass so „die Entwicklung bestimmter Ideen im Prozess ihrer Formwerdung studiert werden können, einschließlich der Versuche, der Fehler, sogar der Späße, die ein unabdingbarer Bestandteil jeder Filmarbeit sind, selbst der von Genies.“
Zur Hälfte des Films (ca. 18.30) wird es eine 30-minütige Pause geben. Für einen kleinen Imbiss ist gesorgt.
Gezeigt wird eine 35-mm-Kopie der Deutschen Kinemathek, welche die DFFB 1968 auf Initiative von Ulrich Gregor vom Museum of Modern Art erwarb. Zur Wiederaufführung werden die Filmwissenschaftler*innen Oksana Bulgakowa und Elena Vogman Einblicke in ihre eigenen Eisenstein-Recherchen geben. Eunice Martins am Flügel und der Perkussionist Simon Berz sind eingeladen, die stummen Bilder dieser seltenen Kinoerfahrung zu begleiten.