Fr 04.04.
20:00
Kino
fsk Kino
Das vor kurzem erschienene Buch Aus der ersten Person. Filmische Autobiografien / Autofiktion von Esther Buss (Scriptings/Archive Books, E-Book Eeclectic 2025) ist eine persönliche Erkundung des „Ich-Films“ und seiner prägenden Gattungen Tagebuchfilm, Journal, Filmpoem und Travelogue. In Close Readings zu Arbeiten von Chantal Akerman, Dominique Cabrera, Alain Cavalier, Vincent Dieutre und anderen folgt die Autorin Blicken nach innen, aus dem Fenster und ins Weite, vollzieht Denkbewegungen und körperliche Erfahrungen nach und tastet sich durch das unbefestigte Gelände von Erinnerungsräumen. Die Publikation spannt dabei einen Bogen von der direkten Erzählweise früher Selbstdokumentationen bis hin zum autofiktionalen Essay- und Spielfilm der jüngeren Gegenwart.
Zur Buchpräsentation zeigt das Arsenal zwei Filme, die sich in Form filmischer Schreibakte mit Fragen von Herkunft und Entfremdung befassen. (Esther Buss)
Regie
Maria Lang
BRD / 1981/1982
11 Min.
/ Blu-ray
/ OF
Originalsprache
Deutsch
In FAMILIENGRUFT – EIN LIEBESGEDICHT AN MEINE MUTTER skizziert Maria Lang in grobkörnigen Schwarzweiß-Bildern Szenen aus dem kleinbürgerlichen Alltag ihrer Familie in einem bayerischen Dorf. Das so schroffe wie zärtliche Mutterporträt ist eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Rollenbildern und der Versuch, den ambivalenten Gefühlslagen zwischen Nähe und Abgrenzung einen sprachlichen Ausdruck zu verleihen.
Regie
Frank Beauvais
F / 2019
75 Min.
/ DCP
/ OmeU
Originalsprache
Französisch
Die ausschließlich aus existierenden Filmbildern kompilierte Tagebuchchronik NE CROYEZ SURTOUT PAS QUE JE HURLE protokolliert eine radikale Selbstisolation. Der Filmemacher Frank Beauvais bleibt nach der Trennung von seinem Lebensgefährten allein und hoffnungslos in einem elsässischen Dorf zurück, dessen Milieu ihm ein Graus ist. Mit exzessivem Filmkonsum versucht er seiner existenziellen Krise beizukommen, bald stellt sich jedoch die Frage, ob das Kino wirklich Rettung ist oder nicht vielmehr krank macht. Obsessive Selbstbeobachtung und Überlegungen zu den Potentialen und Fallen des Ich-Sagens verbinden sich mit dem Blick auf das (nicht minder krisenhafte) Weltgeschehen. Ein in seiner Sprach- und Bilderdichte soghaftes Werk, das durchaus gewollt Schwindelgefühle hervorruft. Erst wenn Bonnie Prince Billys düster-schönes Schlusslied erklingt, löst sich der Knoten.
Mit Lesung und Gespräch, zu Gast: Esther Buss (Autorin)