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Found Futures II: Political Archives

Do 19.09.
15:00

15:00–16:30
ARchipelago
Clarissa Thieme, Armina Pilav, Kaya Behkalam

ARchipelago ist ein archivarisches Cross-Media-Projekt des Goethe-Instituts Bosnien und Herzegowina, das von Armina Pilav und Clarissa Thieme in Zusammenarbeit mit Kaya Behkalam und Farhan Khalid (The Augmented Archive) entwickelt wurde. Die einzigartige Plattform kombiniert Archivdokumente aus den Kriegen und Nachkriegszeiten des ehemaligen Jugoslawiens und überführt sie in ein Augmented-Reality-Erlebnis (AR). Als Ergebnis einer intensiven Forschungsphase im Jahr 2023 wurden die ARchipelago-App und das Online-Archiv zwischen April bis September 2024 in den Städten Sarajevo, Prizren, Mostar und Belgrad veröffentlicht.

Dreißig Jahre nach den Kriegen, die zum Zerfall Jugoslawiens führten oder darauf folgten, bieten viele engagierte Archivinitiativen einen kritischen, multiperspektivischen Blick auf die jüngste Geschichteder Region. ARchipelago bietet ihnen eine Plattform, um komplexe Geschichten auf eine sowohl gut zugängliche als auch einbeziehende Weise zu erforschen. Durch den Einsatz von AR-Technologie bietet das Projekt einen praktischen, partizipativen Ansatz für die Archivierungspraxis, der es den Benutzer*innen ermöglicht, Geschichte aus mehreren Perspektiven und genau an jenen Orten zu sehen und zu hören, an denen sie sich abspielte. ARchipelago stützt sich auf zahlreiche Archivierinitiativen der postjugoslawischen Region, die mehrere Nachfolgestaaten umfasst und stellt der kulturellen Umsetzung eines Denkens über den Nationalstaat hinaus und der Reflexion über die unterschiedlichen Hintergründe seiner Teilnehmer*innen in den Mittelpunkt.

16:30–17:30
A Future for AIDS Film Archives
Björn Koll, Marc Siegel

Der Filmverleih Salzgeber hat sich jahrzehntelang einer noch zu wenig beachteten Filmgeschichte gewidmet: dem AIDS-Film. Björn Koll und Marc Siegel sprechen darüber, woran das liegt und welche Bedeutung die Beschäftigung mit dem AIDS-Film für das Kino haben könnte: Vor dem Hintergrund einer lebensbedrohlichen Realität und einer neuen Dimension gesellschaftlicher Ausgrenzung wurden in den 1980er-Jahren filmästhetische und -politische Fragen, sowie das Verhältnis des Dokumentarischen zum Fiktionalen grundsätzlich neu verhandelt.

Clarissa Thieme ist Filmemacherin und Künstlerin und beschäftigt sich mit Rissen zwischen individueller Erinnerung und ihrer Übersetzung in Prozesse der historischen Objektivierung und der darin eingebetteten Gewalt. Ihre aktuelle künstlerische Forschung konzentriert sich auf die Möglichkeiten eines lebendigen Archivs als neues Gemeingut und Strategien der Verletzlichkeit als Widerstand. Sie studierte Medienkunst und Kulturwissenschaften und ist Alumna des Berlin Centre for Advanced Studies in Arts and Sciences und PhD in Practice-Kandidatin am Künstlerischen Forschungszentrum der Filmakademie Wien (mdw). Seit Anfang der 2000er Jahre haben sie mehrere Arbeiten und Kooperationen in den postjugoslawischen Raum geführt. Thieme ist Mitbegründerin von Između Nas / Between Us, einer offenen Archivinitiative im Videoarchiv Sarajevo. Ihr kommendes Projekt dort, Save the Amazon Production – Resumption, untersucht kollektive künstlerische Praktiken als Strategien des Widerstands und der Solidarität in Konflikten über Zeiten und Orte hinweg.

Armina Pilav ist Architektin, Künstlerin, unabhängige Forscherin und Pädagogin und lebt auf der Insel Brač in Kroatien. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Politik der Repräsentation und Reproduktion von physischem und vermitteltem Raum, körperlichen Erfahrungen unter extremer Kriegszerstörung oder anderen Katastrophenbedingungen. Sie veröffentlicht regelmäßig in Zeitschriften und Fachzeitschriften und stellt aus. Sie gründete das Un-War Space Lab, das nicht-kuratorische Programm Toxic Lands und das Pflanzenschutzgebiet Divja, das sich auf die Pflanzenpädagogik zur Heilung von Landschaften konzentriert und gleichzeitig mit dem Ökosystem der Insel Brač koexistiert. Armina ist Mitglied des Vereins für Kultur und Kunst Crvena in Sarajevo.

Kaya Behkalam ist bildender Künstler, Filmemacher und Autor und lebt in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt sind Erinnerungskulturenim digitalen Zeitalter. Zu seinen jüngsten Projekten in diesem Zusammenhang zählen die AR-Projekte Vidness und The Augmented Archive sowie webbasierte Kooperationen wie A Walking Archive und Port Fiction. Seit 2018 ist er Direktor des gemeinnützigen Kunstvereins Künstlerhof Frohnau (KHF Berlin), einem Raum und Netzwerk für künstlerische und kuratorische Produktion im Norden Berlins, wo er den Dieter-Ruckhaberle-Förderpreis sowie das Walden – Festival für Zeitgenössische Musik & Performance initiierte.

Björn Koll war von 1990 bis 2023 der geschäftsführende Gesellschafter der Salzgeber & Co. Medien GmbH und zuständig für den Verleih von über 600 Filmen. Das Spektrum von Salzgeber reicht von Queer Cinema, Dokumentar- und Nachwuchsfilmen bis zum World Cinema. Als Vorstand der Queeren Kulturstiftung engagiert er sich besonders für den Aufbau eines Queer Cinema Archive in Berlin.

Marc Siegel ist Professor für Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf Fragen der Queer Studies und des Experimentalfilms. Sein Buch A Gossip of Images erscheint demnächst bei Duke University Press. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehört der gemeinsam herausgegebene Band Serge Daney and Queer Cinephilia (Meson Press, 2024). Er ist Mitglied des in Berlin ansässigen Künstlerkollektivs CHEAP und der Akademie der Künste der Welt in Köln.

Gefördert durch:

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