Kino kann Camp: The Devil’s Cleavage

George Kuchar (1942–2011), der seit den 50er Jahren gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Mike als „Kuchar Brothers” 8-mm-Hollywood-Hommagen drehende, leicht aus der Art geschlagene Zögling des New American Cinema und verbriefte Kino-Held des „King of Trash” John Waters, legte mit THE DEVIL’S CLEAVAGE Mitte der 70er Jahre seinen zweiten abendfüllenden Spielfilm vor. Der mit Mikrobudget und großem Einfallsreichtum in San Francisco gedrehte Film lief 1979 im Forum der Berlinale und vereint all das, was Kuchar den Ruf als Mitbegründer des Camp-Cinema einbrachte: Die Geschichte um Krankenschwester Ginger (Ainsley Pryor), die der großen Stadt – und ihrem Nichtsnutz von Ehemann – entflieht und im ländlichen Idyll Oklahomas das Glück und die Leidenschaft sucht, ist eine eigenwillige, mit abseitigem Humor durchzogene, ebenso überdrehte wie zärtliche, queere Liebeserklärung an die Melodramen Douglas Sirks und Vincente Minnellis. Grelles Make-up, selbstgebastelte Sets und Spezialeffekte, wortreiche, vor Kalauern und Anzüglichkeiten platzende Dialoge – ein Opus magnum des amerikanischen Undergrounds. (uz)