Kino kann Performing Documentary: Les filles d’Olfa

Die Vielfalt dokumentarischer Formen im zeitgenössischen Kino hat in den letzten 25 Jahren im Arsenal große Beachtung erfahren. Besonders nachhaltig gewirkt hat Performing Documentary, ein Programm, das im Juni 2011 eine neue, experimentelle Spiel-Art des Dokumentarischen identifizierte und erstmalig in einen diskursiven Zusammenhang stellte: Filme, die mit expliziter Inszenierung, Verfremdungseffekten und performativen Auftritten arbeiten. Das Phänomen hat seitdem weite Kreise gezogen – ein aktuelles Beispiel ist LES FILLES D’OLFA, in dem die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania ein Familientrauma mit politischen Implikationen freilegt: Olfa Hamrouni und ihre beiden jüngeren Töchter rekonstruieren in Gesprächen und gespielten Szenen ihre erschütternde Familiengeschichte, unterstützt von zwei jungen Frauen, die die verschwundenen älteren Töchter darstellen, sowie von Filmstar Hend Sabri, die Olfa verkörpert, wenn eine Situation zu belastend wird, aber auch deren Töchter in Schutz nimmt. Spiel und Reflexion gehen Hand in Hand, mit atemberaubender Intensität. (bik)