Fr 20.01.
18:00
Regie
Jonas Mekas
USA / 1964
68 Min.
/ 16 mm
/ OF
Programm
Counterculture
Kino
Arsenal 1
zu den Ticketszu dem KalenderEinführender Vortrag „Art and Activism“: Andrew Uroskie (Kunst- und Medienwissenschaftler)
Ende Februar 1964, in der Nacht bevor THE BRIG– ein von Kenneth H. Brown geschriebenes und von der legendären experimentellen Theatergruppe Living Theatre produziertes Stück – von den New Yorker Steuerbehörden eingestellt werden sollte, schlich sich Jonas Mekas zusammen mit Judith Malina und Julian Beck sowie den SchauspielerInnen und der Bühnencrew illegal in das Theater in der Lower East Side, um das Stück für Mekas' Kamera nachzuspielen.
Wie sich Mekas später erinnerte, war er von der erschütternden Darstellung der Grausamkeit des militärischen Lebens in dem Stück sowie von der kargen Ausstattung und dem schonungslosen Schauspiel des Living Theatre so überrascht, dass er beschloss, einen Dokumentarfilm über die Aufführung zu drehen, anstatt das Bühnengeschehen für den Film zu adaptieren. Später kommentierte er: "Als ich [das Stück] sah, dachte ich: Stell dir vor, dies wäre eine echter Knast; stell dir vor, ich wäre ein Wochenschau-Reporter; stell dir vor, ich bekäme die Erlaubnis des US Marine Corps, in einen ihrer Knäste zu gehen und das Geschehen zu filmen: Was für ein Dokument, das man der Menschheit vor Augen führen könnte!"
Mekas' filmisches Dokument der Anti-Kriegs-Performance des Living Theatre wurde sein politischster Film. The Brig gewann später im selben Jahr den Großen Preis für den besten Dokumentarfilm bei den Filmfestspielen von Venedig und stellte einen einzigartigen Film in Mekas' Filmografie dar, der den Geist der Beat Generation zum Ausdruck brachte und als Katalysator für die Gründung der New American Cinema Group diente. (e-flux)
"Teils Drama, teils Polemik, mit Schockwellen-Sound und einer alptraumhaften Atmosphäre, die an Kafka mit einer Kodak erinnert, tut der Film genau das, was er vorhat - er packt den Zuschauer an der Brust und schleudert ihn einen zermürbenden Tag lang von Wand zu Wand in einem Gefängnis des Marine Corps." - Time Magazine
"Wenn man diesen Film verlässt, verspricht man sich, ihn nie wieder zu sehen. Denn es scheint unmöglich, ein solches Spektakel zweimal zu sehen. Der Film ist hart wie eine Nuss, und das Einzige, was man tun kann, ist, sie zu knacken, ohne jemals zu fragen, ob diese Nuss ein Symbol für das Universum ist. Die Brüder Mekas sind nicht mehr die sanften Dichter, für die man sie gehalten hat: Sie sind zwei wilde Indianer, die Skalps trocknen." - Cahiers du Cinema
Vorfilm: STREET SONGS
STREET SONGS ist eine 1966 in Frankreich gezeigte Aufführung eines Teils von "Mysteries and Smaller Pieces" des Living Theaters. Basierend auf einem von Jackson Maclow 1961 geschriebenen Stück, verwebt STREET SONGS politische Sprechchöre zu einem Mandala aus Mantras. Julian Beck sitzt im Schneidersitz auf einer leeren Bühne; die Parolen, die er wiederholt - "Free All Men! Ban the Bomb! Stop the War! Free the Blacks! Change the World!' - sind sowohl Meditation als auch Aufforderung zum Tätigwerden. Eine Schar von Stimmen antwortet auf jeden Parole, und Schauspieler versammeln sich mit ihm auf der Bühne, um im Kreis kollektiv 'Ohmm...' zu hauchen ..." - Sally Banes, Village Voice, 18. Oktober 1983.
"Ich filmte 'Mysteries' des Living Theatre 1966 beim Festival de Cassis, das von Jerome Hill organisiert wurde. Das Ergebnis gefiel mir nicht und ich habe den Film nie veröffentlicht, aber ich mochte immer das Segment, das auf McLows Skript beruhte. Maclows Version unterscheidet sich teilweise von der Version des Living Theatre. MacLow sagt, er hätte einige der Dinge, die das Living Theatre gesagt hat, nicht gesagt. Noel Burch hat mir geholfen, den Ton aufzunehmen." - J.M.
Programm:
Lesung: Heike Geißler und Goda Palekaitė, aus den Tagebüchern von Jonas Mekas
Street Songs Jonas Mekas, USA 1966/1983, 16 mm OF 11 Min.
Vortrag „Art and Activism“: Andrew Uroskie (Kunst- und Medienwissenschaftler)
The Brig Jonas Mekas USA 1964 16 mm OF 68 Min.