Direkt zum Seiteninhalt springen

Symposium Tag 2 - Nachklingende Archive: Politiken des Hörens von Filmen

Do 19.09.
10:00

Donnerstag, 19.9.2024

10:00–11:30
Panel 3
Cinephilie als Sonophilie

Der Cinephile, eine (ursprünglich fast ausschließlich männliche) soziale Figur der französischen Nachkriegskultur, die bald in ähnlicher Gestalt in anderen Teilen der Welt auftritt, findet ihre Entsprechung in der Welt des Klangs im „mélomane“, dem manischen Melodien- und Musikliebhaber. Im Kino greifen die Leidenschaften für Bild und Ton ineinander. Inwiefern können wir den Film als Archiv dieser miteinander verschränkten Leidenschaften verstehen?
Diedrich Diederichsen (Berlin) spricht über Jack Smiths Plattensammlung und Filmperformances.
Pavitra Sundar (Hamilton College) spricht über feministische Zugänge zur Geschichte des Filmtons in Bombay.
Moderation: Marc Siegel

12:00–13:30
Panel 4
Archivarbeit als künstlerische Praxis

Mit dem Projekt Living Archive – Archivarbeit als künstlerische und kuratorische Praxis der Gegenwart (2011–2013) hat das Arsenal die Weichen für ein offenes Archiv gestellt, in dem nicht nur geforscht, sondern auch produziert wird. Archival Assembly #3 präsentiert Installationen, die aus der Arbeit in audiovisuellen Archiven hervorgegangen sind oder selbst Archive erzeugen.
Künstlerinnengespräch mit Saodat Ismailova (Taschkent/Paris), Dana Iskakova (Almaty) und Susanne Sachsse (Berlin).
Moderation: Asja Makarević (Frankfurt am Main/Wien/Sarajevo)

Diedrich Diederichsen war in den 1980er-Jahren Redakteur und Herausgeber von Musikzeitschriften (Sounds,Spex), in den 1990er-Jahren Hochschullehrer als Gastprofessor oder Lehrbeauftragter u.a. in Pasadena, Offenbach, München, Weimar, Gießen, Los Angeles; von 1998 bis 2007 Professor an der Merz-Akademie, Stuttgart, seit 2006 Professor für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste, Wien. Seine letztenBuch-Veröffentlichungen sind: Das 21. Jahrhundert (Kiepenheuer & Witsch 2024); (Über)Produktion und Wert/(Over)Production and Value (Kunsthalle Bern/Sternberg Press 2018); Körpertreffer – Zur Ästhetik der nachpopulären Künste (Suhrkamp 2017); Über Pop-Musik (Kiepenheuer & Witsch 2014).

Pavitra Sundar ist Associate Professor am Hamilton College, wo sie Kurse zu Film, Literatur und Ton mit einem Schwerpunkt auf Südasien unterrichtet. Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen zählen Listening with a Feminist Ear (University of Michigan Press, 2023), mit dem sie für den Kraszna-Krausz-Preis nominiert war, sowie der gemeinschaftlich herausgegebene Band Thinking with an Accent (University of California Press, 2023), der mit dem René Wellek-Preis der American Comparative Literature Association für die beste Essaysammlung ausgezeichnet wurde.

Marc Siegel ist Professor für Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf Fragen der Queer Studies und des Experimentalfilms. Sein Buch A Gossip of Images erscheint demnächst bei Duke University Press. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehört der gemeinsam herausgegebene Band Serge Daney and Queer Cinephilia (Meson Press, 2024). Er ist Mitglied des in Berlin ansässigen Künstlerkollektivs CHEAP und der Akademie der Künste der Welt in Köln.

Saodat Ismailova ist eine usbekische Filmemacherin und Künstlerin, die Abschlüsse vom Staatlichen Kulturinstitut Taschkent und der Le Fresnoy erworben hat. Ihre Forschungen befassen sich ebenso mit dem indigenen Wissen und den tradierten spirituellen Praktiken Zentralasiens wie auch mit der modernen Geschichte Usbekistans, was sich vor allem im Zusammenfügen von Archivmaterialien aus der Filmgeschichte des Landes äußert. Auf ihre Initiative hin wurde 2021 in Zentralasien die Forschungsgruppe DAVRA gegründet. 2022 nahm sie an der 59. Biennale in Venedig teil und präsentierte eine Arbeit auf der documenta 15 in Kassel. Ihr neuester, von der Fondazione In Between Art Film für die Biennale in Venedig 2024 in Auftrag gegebener Film Melted Into the Sun wurde in der Gruppenausstellung Nebula gezeigt. Ihre Arbeiten sind unter anderem Teil der Sammlungen des Stedelijk Museum, Amsterdam sowie des Centre Pompidou, Paris.

Dana Iskakova, geboren 1997 in Almaty (Kasachstan), ist Künstlerin und Kulturarbeiterin. Sie studierte Finanzwesen an der International IT University und freie Kunst am Smolny College. Als Teil eines von Saodat Ismailova initiierten Projekts nahm sie am öffentlichen Programm der DAVRA Forschungsgruppe der documenta 15 in Kassel (2022) teil und trug auch zu deren Publikation bei. 2023 stellte Iskakova das gedruckte Magazin „If“ vor, das sich mit fiktionaler zeitgenössischer Kunst befasst und dessen erste Ausgabe in Zusammenarbeit mit dem MATA-Kollektiv entstand. Ihre Arbeit fokussiert sich auf teilhabende „imaginäre“ Kunst und erforscht menschliche Wahrnehmungen und Vorstellungen.

Susanne Sachsse ist eine in Berlin lebende Schauspielerin. Ihre künstlerische Arbeit hat sich entlang dreier Hauptachsen entwickelt: als Solokünstlerin in Kunst, Theater, Performance, Tanz und Film; als Musikerin; und in kollaborativen Performance- und Installationsprojekten als Teil des Kunstkollektivs CHEAP sowie mit vielen anderen internationalen Künstler*innen. Sachsse wurde beim Guadalajara International Film Festival in Mexiko mit dem Premio Maguey Queer Icon Award ausgezeichnet und ist der Star von fünf Filmen des kanadischen Queercore-Filmemachers Bruce LaBruce. Sie ist unter anderem in Werken von Yael Bartana, Zach Blas, Vaginal Davis, Ligia Lewis und Natascha Sadr Haghighian zu sehen.

Asja Makarević arbeitet derzeit als Post-Doktorandin im Forschungsprogramm „AGE-C Aging and Gender in European Cinema” an der Goethe Universität Frankfurt am Main, wo sie auch mit einer Arbeit zu nicht-repräsentativen Bildern des Kriegs im Post-Jugoslawischen Kino promovierte. Zwischen 2009 und 2017 leitete Asja Talents Sarajevo, eine Netzwerk- und Trainingsplattform des Sarajevo Film Festivals für junge Filmschaffende. Sie ist Mitglied des Auswahlkomitees des Berlinale Forums.

Gefördert durch:

  • Logo des BKM (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)