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Symposium Tag 3 - Nachklingende Archive: Politiken des Hörens von Filmen

Fr 20.09.
10:00

Freitag, 20.9.2024

10:00–11:30
Panel 5
Klingt das richtig? Zur Ethik des Kuratierens von Ton

Dem Klangaspekt scheint in der Archivierung und Kuratierung von historischem Filmmaterial weniger Verbindlichkeit – oder mehr Freiheit – gewährt zu werden als Bildern. Historische Filme mit zeitgenössischer Musik zu versehen, gilt als kuratorische Praxis, in vielen Ländern gilt Synchronisierung als Norm. Die Bildqualität einer Restaurierung wird dagegen an der Nähe zum Original gemessen. Woher kommt dieses Ungleichgewicht, soll es ausbalanciert werden, und wenn ja, wie?
Matěj Strnad (Prag) spricht über Fragen des Zugangs zur Filmgeschichte durch Sprache, Ton und Musik.
Sonia Campanini (Frankfurt am Main) spricht über neue Wege der Filmerfahrung durch tonbasierte Kuratierung.
Eunice Martins (Berlin) spricht über experimentelle Live-Musik im Kino.
Moderation: Heleen Gerritsen (Wiesbaden)

12:00–13:30
Panel 6
Sag mir, was ich sehe: Die Kunst des Filmerzählens als Kunst der Übersetzung

Die erläuternde Kommentierung von Filmen war in den 1920er- und 30er-Jahren in Japan eine gefeierte Kunstform. Die Figur des Benji überlebte die Einführung des Filmtons um fast ein Jahrzehnt. Die übersetzende Begleiterzählung ist heute eine gängige Praxis in vielen Teilen Afrikas und Asiens. Sie fügt dem Film neue Bedeutungsebenen hinzu und stellt Kategorien wie Werk und Autorschaft in Frage, mit weitreichenden Konsequenzen für archivarische und kuratorische Praktiken.
Matthias Krings (Mainz) und Solomon Waliaula (Nairobi) sprechen über die Superstars des Live-Kommentars in Kenia.
Chalida Uabumrungjit (Bangkok) spricht über die Praxis der Live-Vertonung in Thailand.
Abigail Mann (Jos) spricht über Hausa-Synchronfassungen indischer Filme.
Moderation: Stefanie Schulte Strathaus (Berlin)

Matěj Strnad ist Chefkurator des Národní filmový archiv in Prag, wo er neben seiner eigenen Abteilung auch für besondere Neuaufnahmen, Restaurierungen und kuratorische Projekte zuständig ist und derzeit eine Sammlungspolitik ausarbeitet. Strnad ist Absolvent des Center for Audiovisual Studies der FAMU, wo er Vorlesungen über audiovisuelle Archivierung hält. Er ist Leiter der Programming and Access to Collections Commission (PACC) der Fédération Internationale des Archives du Film (FIAF).

Sonia Campanini ist Film- und Medienwissenschaftlerin mit einem Forschungsschwerpunkt auf Archivierung, Restaurierung, Kuratierung und Zirkulation globaler Filmkulturen. Von 2015 bis 2022 war sie Assistenzprofessorin für Filmkultur am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main, danach Gastprofessorin der Fonte Foundation an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Aktuell forscht sie im Rahmen des Verbundprojekts Cultural Entrepreneurship und Digitale Transformation in Afrika und Asien der Goethe-Universität zur Produktion und Zirkulation nigerianischer und südkoreanischer Filmkulturen.

Eunice Martins (*1965) ist Komponistin und Pianistin. Sie studierte an der Universität der Künste in Berlin und der Musikakademie Wiesbaden. Ihre Arbeit umfasst experimentelle und traditionelle Materialien, Spieltechniken und Elektronik; sie hat zudem Kompositionen für Ensembles, Filme, VR-Stücke und Sounddesign geschrieben. Seit 2000 ist sie Hauspianistin am Arsenal – Institut für Film und Videokunst. Sie hat ihre Musik für Film und Stummfilm sowie Live-Kompositionen bei zahlreichen internationalen Festivals, Theatern und Kinematheken aufgeführt, darunter die 79. Filmbiennale von Venedig, das ctm Festival Berlin, Le Giornate del Cinema Muto (Pordenone), das Hong Kong International Film Festival, Il Cinema Ritrovato (Bologna), Jornada do Cinema Silencioso (São Paulo), die Internationalen Filmfestspiele Berlin, das Auditorium du Louvre (Paris) und die Cinematek Royale (Brüssel).

Heleen Gerritsen studierte Slawistik, Osteuropäische Geschichte und Wirtschaftswissenschaften in Amsterdam und St. Petersburg. 2003 zog sie nach Deutschland, wo sie eine Ausbildung zur Filmproduzentin absolvierte und sich als freiberufliche Filmproduzentin, Archivforscherin und Filmfestivalmanagerin betätigte. Seit Oktober 2017 leitet Gerritsen goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, organisiert vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. Jedes Jahr organisiert goEast ein Symposium mit einem Schwerpunkt auf historischen und politischen Filmthemen aus der Region.

Matthias Krings ist Professor für Kulturanthropologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er hat sich auf das Studium der afrikanischen Populärkultur, der Medien- und visuellen Anthropologie sowie der Anthropologie des Körpers spezialisiert. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind ostafrikanische Filmerzähler, die globale Verbreitung afrikanischer Popmusik (kürzlich als „Afrobeats“ bezeichnet) und Praktiken der menschlichen Differenzierung auf der Grundlage der Hautfarbe. Zu seinen Veröffentlichungen zählen African Appropriations: Cultural Difference, Mimesis, and Media sowie die Sammelbände Global Nollywood und Bongo Media Worlds. Er hat umfangreiche Feldforschung in Nigeria und Tansania betrieben.

Solomon Waliaula hat einen Doktortitel in Literatur- und Kulturwissenschaften von der Moi University, Kenia. Er ist außerordentlicher Professor an der Maasai Mara University in Kenia und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für afrikanische Literatur an der University of Watersrand, Südafrika. Er ist DAAD- und Alexander von Humboldt-Stipendiat und forscht in den Kulturwissenschaften mit einem Schwerpunkt zum Publikum von elektronischen Medien. Er war leitender Forscher eines von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten dreijährigen Forschungsprojekts zur Kinoerzählung in Ostafrika (2021-2024) an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

Chalida Uabumrungjit hat einen Abschluss in Filmwissenschaft von der Thammasat University (Thailand) und in Filmarchivierung von der University of East Anglia, UK. Sie ist Gründungsmitglied des Thai Short Film and Video Festivals und seit 1997 dessen Direktorin. Sie war an der Herstellung zahlreicher Experimental- und Dokumentarfilme beteiligt. Von 2006 bis 2018 war sie Mitglied der Auswahlkommission von AND (Asian Network of Documentary). Von 2013 bis 2022 gehörte sie dem Executive Committee der FIAF(International Federation of Film Archives) an. Seit 2019 ist sie Direktorin des Thailändischen Filmarchivs. 

Abigail Mann ist Medienwissenschaftlerin mit einer Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen und den Aufbau von Communities. Sie wurde in Kaduna, Nigeria, geboren und hat einen Bachelor of Arts in Filmproduktion von der Bayero University, Kano, die der University of Jos angeschlossen ist. Derzeit macht sie einen Master in Filmkultur und Archivwissenschaften an der University of Jos, in Zusammenarbeit mit dem National Film Institute.

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