Ya no la pudo lavar

Zwischen 2010 und 2016 entfernte ich in der Lokalzeitung P.M. aus Ciudad Juárez, Mexiko, alle Leichen, die ich darin fand. Ich radierte hunderte davon aus und näherte mich der Zeitung über ihren Namen, den ich als „Post Mortem“-Raum begriff.

Die Stadt durchlebte Zeiten extremer Brutalität und wurde zu einer der gewalttätigsten der Welt überhaupt, vor allem durch die große Zahl von hauptsächlich auf der Straße begangenen Morden. Wir hatten uns so daran gewöhnt, die Leichen zu sehen, dass uns das ganz normal erschien. Was eigentlich auf diesen Bildern zu sehen sein sollte, tauchte nun nicht mehr auf: Erst der leere, geisterhafte Raum brachte uns dazu, darüber nachzudenken, was da eigentlich geschah. Der weiche Radiergummi, der Prozess des allmählichen Ausradierens und die damit einhergehenden rituellen Konnotationen standen der Unmittelbarkeit und Rohheit dieser Tode radikal gegenüber.

Diese neuen Bilder stellten einen Versuch des Trauerns dar: ein letztes Bild, ein würdiger Tod.