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Henrik Ibsen ist nicht nur Norwegens berühmtester Dramatiker, er ist auch einer der meistverfilmten Bühnenautoren. In diesem Jahr jährt sich Ibsens Todestag zum 100. Mal. Deshalb haben wir mit Unterstützung des Norwegischen Filminstituts in Oslo und der Norwegischen Botschaft in Berlin eine Reihe von Ibsen-Verfilmungen zusammengestellt. Es sind Werke von ausgesuchter Qualität, die einen Eindruck vermitteln von der Verschiedenartigkeit, sowohl zeitlich wie geografisch, der Ibsen-Verfilmungen, auch von der Geschichte der Ibsen-Rezeption. Eine besondere Rarität ist die Ibsen-Verfilmung des indischen Regisseurs Satyajit Ray AN ENEMY OF THE PEOPLE (1989); seit langem von den Leinwänden verschwunden ist A DOLL'S HOUSE (1973) von Joseph Losey mit Jane Fonda in der Hauptrolle. Zwei Filme aus den 30er Jahren zeigen, wie deutsche Regisseure damals mit Ibsen-Stoffen umgingen. Wir eröffnen die Reihe mit dem Stummfilm-Klassiker TERJE VIGEN von Victor Sjöström (Schweden 1917) nach dem gleichnamigen epischen Gedicht von Henrik Ibsen, das 1862 geschrieben wurde. Es erzählt die dramatische Geschichte des Fischers Terje Vigen, der in der Zeit der napoleonischen Kriege allein mit dem Ruderboot von Norwegen nach Dänemark aufbricht, um dort Getreide für seine hungernde Familie zu holen. Bei der Rückkehr wird er von einem englischen Schiff aufgebracht und verbringt Jahre im Gefängnis. Am Schluss steht er dem Kapitän, der ihn gefangennahm, noch einmal gegenüber. "Zum ersten Mal erschloss Sjöström dem Film die Natur als Reservoir einer spezifischen Metaphorik." (Gregor/Patalas). Mit einer Klavierbegleitung des Komponisten Ketil Bjørnstad. Einführung: Jan Erik Holst (Oslo), Leiter der Internationalen Abteilung des Norwegischen Filminstituts. (16.12.) In A DOLL'S HOUSE (Nora, Ein Puppenheim, GB/F 1973) von Joseph Losey wird die verwöhnte Nora sich ihrer Unselbständigkeit als verspieltes Besitzstück ihres Mannes, des Bankdirektors Torvald Helmer, bewusst und zieht die Konsequenz. Sie verlässt ihre Familie, um durch eigene Lebenserfahrung ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Der Film ist eine poesievolle Umsetzung des Bühnenstücks von Ibsen, wobei Loseys Inszenierung ohne Pathos eigene Interpretationsmöglichkeiten vermittelt. Eine meisterliche Literaturverfilmung. (18.12.) Der große indischen Regisseur Satyajit Ray versetzt in GANASHATRU (An Enemy of the People, Indien 1989), seiner Verfilmung des Ibsen-Stückes "Der Volksfeind", die Handlung in das Bengalen von heute und kritisiert anhand der Geschichte eines Arztes, der sich für sauberes Trinkwasser einsetzt, die verheerenden Konsequenzen des religiösen Fanatismus. (19.12.) PEER GYNT (Fritz Wendhausen, D 1934) ist die "sehr freie Verfilmung des gleichnamigen Bühnenstücks (1876) von Henrik Ibsen, das der Vorliebe des beginnenden 'Dritten Reiches' für den 'nordischen Menschen' entgegenkam. Hans Albers verkörpert den blonden Bauernburschen, den es in die weite Welt treibt, bis er müde zu der treu auf ihn wartenden Solveig heimfindet." (Film-Dienst) (20.12.) Unter der Regie von Detlef Sierck entstand 1935 ein schicksalsgetränktes Ufa-Drama nach einem Bühnenstück von Ibsen: STÜTZEN DER GESELLSCHAFT. "Ein skrupelloser norwegischer Reeder wird durch die Ankunft seines Schwagers aus Amerika, der um dunkle Punkte in seiner Vergangenheit weiß, aus der Bahn geworfen. Ein Schiffsunglück gibt ihm Gelegenheit zur Buße und zum würdevollen Untergang." (Film-Dienst) (25.12.) Das 1884 entstandene Drama "Die Wildente" über Lebenslügen in einer bürgerlichen Familie gehört zu Ibsens meistverfilmten Stücken. Es erzählt von den Ekdals, deren oberflächlich friedliches Zusammenleben ein jähes Ende nimmt, als die familiäre Wahrheit ans Licht kommt. Hjalmar Ekdal, der Vater, hält sich für einen genialen Erfinder, tatsächlich jedoch wird er niemals eine Erfindung machen. Finanziell unterstützt wird er vom alten Werle, dessen Geliebte einst Hjalmars Ehefrau Gina war. Tancred Ibsen hat das bürgerliche Trauerspiel seines Großvaters mit nur wenigen Veränderungen und Kürzungen auf die Leinwand gebracht. Bis heute gilt VILDANDEN (Die Wildente, Norwegen 1963) als das Musterbeispiel für eine werktreue Verfilmung. (26.12.) Jan Erik Skoldbjærgs hat seine moderne Ibsen-Verfilmung EN FOLKEFIENDE (Ein Volksfeind, Norwegen 2005) als Umweltthriller und Familiendrama angelegt. Vor der Kulisse der zerklüfteten Westküste Norwegens werden die Abgründe des lokalen Gemeinwesens deutlich. Und so modern wie die Sprache ist auch das Konzept dieses Films, der mit seinem letzten Dialogsatz – "Ich schaffe es nicht allein!" – Ibsens Figur des Autokraten letztlich demontiert. (28.12.)
In Zusammenarbeit mit dem Norwegischen Filminstitut in Oslo und der Norwegischen Botschaft in Berlin.

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