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Christoph Girardet und Matthias Müller haben vor langer Zeit gemeinsam in Braunschweig bei Birgit Hein studiert. Wenn die beiden Sammler und Filmanalytiker heute zusammen arbeiten, zelebrieren sie das große narrative Kino in kleinen fragmentierten Szenen. Momente der Filmgeschichte, hervorgeholt aus den Tiefen des Unbewussten, bilden eine Skulptur aus dem Material, das das Kino formt: Gefühl, Verstörung, Atemlosigkeit und Erkenntnis. Im Mittelpunkt des Programms steht KRISTALL: Der Film „entwirft ein Melodram in klaustrophobisch anmutenden Spiegelkabinetten. Wie ein anonymer Beobachter observiert der Spiegel Szenen von Intimität. Er erzeugt ein Bild im Bild, das den Figuren einen Rahmen gibt. Gleichzeitig lässt er sie uneins mit sich selbst und vielfach gebrochen erscheinen. Das Instrument der Selbstvergewisserung und narzisstischen Inszenierung wird zu einem machtvollen Gegenspieler, das Gefühl von Fragilität, Zweifel und Verlust verdoppelt.“ (CG/MM) Eine weitere gemeinsame Arbeit im Programm, MIRROR (2003), enthält nur auf der Tonebene Found Footage und ist eine Hommage an das große Kino Antonionis, ein
35-mm-Cinemascope-Film, gedreht mit zwei DV-Kameras.
Neu im Verleih von arsenal experimental sind neben den gemeinsamen Arbeiten die Videoarbeiten von Christoph Girardet. Wir freuen uns sehr, eine Auswahl davon vorstellen zu können. Analysiert werden formale Grundstrukturen des Kinos: Raum/Zeit, Bild/Ton, An- und Abwesenheit. In 60 SECONDS (ANALOG) (2002) sind Armbanduhren die Protagonisten – ins Bild gesetzte Zeit. In SCRATCH (2001) geht es um Ton und Musik, wir sehen Plattenspieler und Grammophone und hören Sprünge und Kratztöne im Rhythmus und in der Länge eines Songs. ABSENCE (2002) führt im Licht der Projektion inszenierte Abwesenheiten vor, die in PORTRAIT (2004) die Form von Ölgemälden annehmen, wenn es darum geht, dass Männer ihre abwesenden Frauen zu fixieren versuchen. Seine jüngste Videoarbeit NERO (2006) ist eine Collage aus zwei Bildern, in denen ein Junge aus dem Fenster einer römischen Villa die im Hintergrund einkopierte brennende Stadt beobachtet.
Um die Stofflichkeit des Kinos, die Verletzbarkeit des Körpers und um Erinnerung im Moment des Verschwindens geht es auch in Müllers PENSAO GLOBO (1997), einem Film über die letzte Reise eines AIDS-Kranken, und PHANTOM (2001), der mit den Geheimnissen Hollywoods spielt, die ein Vorhang verschleiert. STERNENSCHAUER / SCATTERING STARS (1994) beendet den Abend mit einem gebührenden Feuerwerk.
In unserer Black Box zeigen wir den Videoloop CATCH, eine gemeinsame Arbeit von Christoph Girardet und Matthias Müller, die den Himmel in Szene setzt. CATCH entstand 2005 für das von Karola Gramann kuratierte Wetterfilmfestival. (31.8.)

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