Ein kleiner Gruß an Uta Orluc. Die Leiterin der Bibliothek seit 1994 wird 65 Jahre alt. Sie bleibt der Bibliothek noch einige Monate im "Unruhestand" erhalten. Wenn dann spätestens zum Jahresende Abschied zu nehmen ist, werden die Mitarbeiter des Filmhauses ihre stets freundliche Gelassenheit, ihre Aufgeschlossenheit neuen Ideen gegenüber und ihren Sachverstand vermissen.
Die Liebe zum Kino hat sie in Frankreich kennengelernt – die Cinémathèque war für sie ein Zuhause wie es für viele französische Filmmacher der wichtigste Ort gewesen ist. Ihr Wunschfilm ist CITIZEN LANGLOIS (Edgardo Cozarinsky, F 1995) über den legendären Gründer der Cinémathèque Française, Henri Langlois, eine pittoreske Figur, umstritten zu seinen Lebzeiten und oft nur in einzelnen Facetten seiner Persönlichkeit erfasst. Er hat den Begriff der Kinemathek grundlegend verändert, indem er nicht nur Archiv-, sondern auch aktiv Programmarbeit betrieb und damit bekanntermaßen sowohl der Filmkritik wie auch der Nouvelle Vage entscheidende Impulse gab. Hinter der 1001. Anekdote um eine außergewöhnliche Persönlichkeit gab es immer einen geheimnisvollen Menschen, der, um seine Leidenschaft besser zu verteidigen, seinen Mythos pflegte. Der Film versucht die Frage zu beantworten, wie es dazu kommt, dass ein junger Mann mit zwanzig Jahren, statt sich auf die Zukunft zu stürzen, beschließt, sein Leben der Rettung der Spuren der Vergangenheit zu widmen. (Eva Orbanz) (26.4.)