Trotz staatlicher Preiskontrolle, fehlender ökonomischer Konkurrenz und nie überwundener Mangelwirtschaft war die DDR kein werbefreies Land. Besonders in den 60er und frühen 70er Jahren unterstützten Anzeigen, Plakate, Messeauftritte und auch Filme die Profilierung als moderner Industriestaat – nach innen wie nach außen. Die Inhalte dieser Werbemedien schwankten dabei stets zwischen Warenpräsentation, Aufklärung (z.B. über den Brand- und Gesundheitsschutz) und politischer Agitation. Durch seine Multifunktionalität zeichnet sich der DDR-Werbefilm als wertvolle historische Quelle aus, die vielschichtige Auskünfte zu kulturellen Prozessen erteilt. Selbstverständlich und überaus kreativ haben ostdeutsche Reklamegestalter internationale Trends aufgegriffen und verfeinert, den Spots durch Zeichen-, Sach- und Fotoanimationen ein modernes Aussehen verliehen. Diese oft innovative Produktion fand aber nicht nur unter dem Dach von DEFA und DEWAG statt, sondern auch in heute vergessenen Kleinstudios mit Einzellizenz. Die durch Privatinitiative geretteten Filme und Dias zeigen die Bandbreite der Werbung im Kinovorprogramm von der Regionalinformation bis zum Markenspot. Aus der nur bruchstückhaft überlieferten DDR-TV-Reklame ist eine Rolle TAUSEND TELE-TIPS von Ende 1965 und die seltene Versuchssendung BOING (um 1972) zu sehen. Mit dem offiziell verfügten Ende der Reklame für Konsumgüter 1975 wandelte sich die DDR-"Werbung" schnell in ein Instrument zur Verhaltensanleitung und zum Verkünder sozialistischer Ideologie. Dazu zählt auch der Imagefilm WAS MEINE HEIMAT IST … (1985), der zur Identifikation mit der DDR beitragen und zugleich die Abneigung gegenüber den "bewaffneten Organen" mindern helfen sollte. (R.F.) Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg. Einführung: Ralf Forster. (31.3.)
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