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Eine einmalige Sondervorführung von PLACE DE LA REPUBLIQUE im Rahmen des Internationalen Forums nehmen wir zum Anlass, im Februar und März einige ausgewählte Filme von Louis Malle (darunter auch sehr selten gezeigte) in Kopien guter Qualität zu präsentieren. ASCENSEUR POUR L'ECHAFAUD (Fahrstuhl zum Schafott, 1957) ist ein kühler Thriller nach einem Groschenroman, den Malle vom Schriftsteller Roger Nimier adaptieren ließ. Eine Frau (Jeanne Moreau in ihrer ersten wichtigen Rolle) und ihr Liebhaber planen die Ermordung des Ehemanns. Ein perfektes Verbrechen
– würde der Geliebte nach der Tat nicht im Fahrstuhl stecken bleiben. Während die Geliebte die Straßen und die Bistros von Paris nach ihm durchstreift, versucht er verzweifelt, sich aus dem Fahrstuhl zu befreien. Währenddessen stehlen ein Blumenmädchen und deren Freund das Cabriolet für eine Spritztour, die mit einem weiteren Mord endet. Die improvisierte Musik von Miles Davis und die Darstellung eines sehr modernen Paris verleihen dem Film die höchst unterkühlte Atmosphäre. „Der Widerspruch lag darin, dass ich ein großer Bewunderer von Bresson war und es mich trotzdem reizte, einen Hitchcock-artigen Film zu machen.“ (Louis Malle) (20. & 21.2.) LES AMANTS (Die Liebenden, 1958) kann als eine Attacke auf das bürgerliche Milieu, aus dem Malle selbst stammte, gesehen werden. Jeanne Torunier (gespielt von Jeanne Moreau), die gelangweilte Ehefrau eines reichen Zeitungsverlegers und Mutter einer kleinen Tochter, verbringt möglichst viel Zeit mit ihren Freunden und ihrem Geliebten. Als sie auf dem Weg zu ihrem Landsitz den jungen Archäologen Bernard kennenlernt und sich in ihn verliebt, entdeckt sie eine für sie neue Welt und verlässt ihren Mann und ihre Tochter. Der Film wurde überall zu einem Skandal, verschaffte Malle aber auch internationalen Erfolg.(22. & 23.2.) ZAZIE DANS LE METRO (1960) ist mit seinen formalen Experimenten eine kongeniale Verfilmung von Raymond Queneaus Buch, eine aberwitzige Tour de force voller Sprachwitz und anarchistischer Lust am Chaos. Die zehnjährige Zazie kommt zu ihrem Onkel nach Paris, damit ihre Mutter zwei Tage mit ihrem Geliebten verbringen kann. Die freche Göre bringt alsbald nicht nur Onkel und Tante, sondern auch halb Paris in Aufruhr. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, mit der Metro zu fahren, doch die steht wegen eines Streiks still. Es ist Louis Malles erster Film, in dem es um Kinder geht, was später zu einem seiner wichtigsten Themen werden sollte. „Im Mittelpunkt des Films steht ein Kind, das der Verlogenheit und Verdorbenheit der Erwachsenenwelt ausgesetzt ist.“ (Louis Malle) (24. & 28.2.) Im Zentrum von LE FEU FOLLET (Das Irrlicht, 1963) steht der 30-jährige Alain Leroy, der aus einer Privatklinik für Alkoholkranke entlassen werden soll. Während seine Frau in New York weilt, verbringt er eine Nacht mit ihrer Freundin. Als der behandelnde Arzt der Meinung ist, dass Alain geheilt sei, begibt er sich nach Paris zu alten Bekannten und Freuden. Die Begegnungen sind enttäuschend: Sie alle haben ihre Überzeugungen verraten. Während die einen zu selbstgefälligen Bourgeois geworden sind, flüchten sich die anderen in Zynismus oder pseudointellektuelles Gehabe. Angewidert von der Welt und von sich selbst, beginnt Alain wieder zu trinken und beschließt, sich
umzubringen. (24. & 25.2.) 1968 verbrachte Malle mit einer dreiköpfigen Crew einige Monate in Indien. "Keine Pläne, kein Drehbuch, keine Beleuchtungsausrüstung, keinerlei Zugeständnisse an eine Produktionsfirma", war das Motto der Reise, in der Malle sich ohne vorgefasste Meinung oder Idee von den Geschehnissen um ihn herum treiben ließ. "Als ich in Indien filmte, entdeckte ich die unglaubliche Freiheit, die darin bestand, einfach da zu sein und sich einem Geschehen gegenüber zu finden, das einen neugierig macht, und dann einfach zu drehen. Und dann, hinterher, versuchten wir zu verstehen, was wir aufgenommen hatten." (Louis Malle)
Aus dem Material schnitt er den Kinofilm CALCUTTA (1969) und die siebenteilige Fernsehserie "L'Inde Fantôme" (das Genre des Forums-Langfilms war noch nicht geboren). CALCUTTA ist ein Porträt der Stadt, in der soziale Gegensätze und wirtschaftliche Probleme schier übermächtig sind. Überfüllte Straßen, die Herrschenden in einem exklusiven Golfclub, ein Protestzug von Studenten, der überall herumliegende Müll, alles fängt Malles vorurteilslose Kamera gleichermaßen ein. "Wir glaubten, wir würden die Wirklichkeit filmen, doch hinter dieser Wirklichkeit steckte immer noch eine andere Wirklichkeit. Die Wahrheit war immer anders und vielschichtig." (Louis Malle) (26.2. & 1.3.) LE SOUFFLE AU COEUR (Herzflimmern, 1971) spielt im Jahre 1954, als die französische Armee bei Dien Bien Phu in Indochina in Bedrängnis gerät. Der 15-jährige Laurent begeistert sich für Literatur und Jazz und wird von seinen zwei älteren Brüdern seiner sexuellen Unerfahrenheit wegen ständig geärgert. Als bei ihm ein Herzflimmern diagnostiziert wird, fährt er seiner Mutter zur Kur, wo beide verschiedene Liebesabenteuer erleben und schließlich zusammen im Bett landen. "Dass Mutter und Sohn in die Inzestszene hineinschlittern, erscheint fast zwangsläufig; wenn der Inzest stattfindet, ist es mehr ein Versehen als sonst etwas. Es hatte überhaupt nichts mit Schuld zu tun." (Louis Malle) (27. & 28.2.) Die Filmreihe wird im März fortgesetzt. Für ihre Unterstützung danken wir Janus Film, dem Bureau du Cinéma der Botschaft von Frankreich und Manuel Malle. Die Zitate von Louis Malle stammen aus dem Interviewbuch "Louis Malle über Louis Malle", das im www.alexander-verlag.com - external-link-new-window>Alexander Verlag Berlin erschienen ist und an der Kinokasse zu erwerben ist.

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