Amos Gitai, einer der wegweisenden Filmemacher Israels, war bereits mit vier Filmen im Forum vertreten. Mit einer Sondervorführung seines neuen Films NEWS FROM HOME erweist das Forum seinem Werk eine besondere Ehrung: Mit diesem Film schließt Gitai seine HOUSE-Trilogie ab, die er mit BAIT (Das Haus, 1982 im Forum) begann und 1998 mit A HOUSE in Jerusalem fortführte. Gitais gleichnamige Videoinstallation NEWS FROM HOME in den KW, die am 8. Februar 2006 eröffnet wird und bis 26. Februar 2006 zu sehen ist, stellt auf 20 Monitoren Verbindungen zwischen Filmbildern aus 25 Jahren her. Begleitend zu den beiden diesjährigen Berlinale-Beiträgen Gitais findet eine Diskussionsveranstaltung zur gegenwärtigen Situation des Filmschaffens in Israel mit dem Chefredakteur der „Cahiers du Cinéma“ Jean-Michel Frodon, Ronny Loewy, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz-Bauer-Institut, Irit Rogoff,
Professorin für visuelle Kultur am Londoner Goldsmiths College (angefragt) sowie dem Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger (angefragt) statt. Zudem erscheint im Verlag Walther König eine Publikation, die unter anderem Beiträge von Jean-Michel Frodon, Irma Klein, Annette Michelson sowie Amos Gitai selbst versammelt. Im Anschluss an die Berlinale zeigen wir im Arsenal eine nahezu vollständige Retrospektive der Filme von Amos Gitai. Ebenfalls in den KW zu sehen sind Film- und Video-Installationen von Amie Siegel, Matthew Buckingham und Harun Farocki. Siegel, 2003 mit "Empathy" im Forum vertreten, stellt in der Doppelprojektion BERLIN REMAKE alten DEFA-Aufnahmen Ost-Berlins die heutigen Orte mit den gleichen Kamerabewegungen gegenüber. MUHHEAKANTUCK – EVERYTHING HAS A NAME (FILMINSTALLATION) des amerikanischen Künstlers Matthew Buckingham geht der Geschichte des Hudson Rivers und seiner Namensgebung nach. In der installativen Fassung begleitet die Off-Erzählung des Regisseurs seine Kamerafahrt entlang des Flusses über Kopfhörer. Harun Farocki kehrt mit seiner Doppelprojektion ZUR ARCHITEKTUR IM FILM BEI GRIFFITH zur Geburtstunde des Schuss-Gegenschuss-Prinzips zurück und erforscht am Beispiel von Griffith die Möglichkeiten der dadurch entstehenden Kameraräume. Wie schon im vergangenen Jahr ist im Foyer des Arsenal-Kinos die Black Box aufgebaut. Während hier eine Trilogie von Jenny Perlin zu sehen ist, werden performative Arbeiten von Elle Flanders und Angela Melitopoulos im Kino gezeigt.
Jenny Perlin zeigt die 16mm- und Videoloops REVIEW, POSSIBLE MODEL, AMEND (TRILOGIE), die in ihrer Verbindung von Bild- und Text Zusammenhänge zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum herstellen. Die kanadische Filmemacherin Elle Flanders, deren "Zero Degrees of Separation" 2005 im Forum lief, kombiniert in BIRD ON A WIRE eine Doppelprojektion mit einer Live-Musik-Performance von Merilyn Lerner. Grundlage der Arbeit sind Aufnahmen, die während ihrer Dreharbeiten zu "Zero Degrees" in New York, Toronto, Berlin, Jerusalem und London entstanden sind. Die Performance tourt durch genau diese Städte und führt die Bilder in transformierter Form wieder an ihren Ursprungsort zurück. Angela Melitopoulos zeigt ihr Videoprojekt CORRIDOR X, das bereits seit dem 17. Dezember 2005 im Rahmen der Ausstellung "B-Zone" in den KW zu sehen ist, erstmals als Videodoppelprojektion in der Kinofassung. Die Filme von Sharon Lockhart liefen immer wieder im Forum. In Zusammenarbeit mit der Galerie Neugerriemschneider, die die Künstlerin vertritt, läuft im Rahmen von "Forum expanded" ihr neuer Film PINE FLAT. Der zweiteilige Film porträtiert in der ländlichen Umgebung der Sierra Nevada Mountains in Kalifornien Kinder und Jugendliche, die ebenso "verwurzelt" erscheinen, wie die Natur, die visuell so viel zu bieten hat, dass sie in ihrer fotografischen Inszenierung etwas Studiohaftes bekommt. Im Kino 2 sind Arbeiten der beiden wegweisenden Vertreter des nordamerikanischen Kinos der Avantgarde, Michael Snow (Kanada) und Ken Jacobs (USA) zu sehen. Michael Snows SSHTOORRTY OR SHORT STORY findet dabei eine besondere Form der Aufführung: Sein Videoloop, der nach 12 Durchläufen beendet ist, stellt eine Zwischenform zwischen der Idee des Loops im Ausstellungskontext und der zeitlich begrenzten Kinovorführung dar und wird deshalb täglich einmal zu einer festgelegten Uhrzeit im Kino zu sehen sein. Ken Jacobs Videoarbeit SPIRAL NEBULA knüpft an die Tradition des Flickerfilms an, wenn er das Moment der visuellen und auditiven Wahrnehmung an seine Grenzen führt und den Zuschauer in einen Rauschzustand versetzt. Meggie Schneiders diesjährige Rauminstallation im Foyer des Kino Arsenal HOBBYKELLER erschafft wiederum einen öffentlichen Kommunikationsort aus einer eigentlich privaten Wohneinheit und knüpft damit an ihre vorangegangenen Arbeiten an. Der Grundriss eines Einfamilienhauses wird durch Film- und Videoprojektionen ebenso wie durch die Imagination und Interaktion der Berlinale-Besucher mit Leben gefüllt und schraubt sich dabei in die Architektur des Filmhauses ein. Mit dem HOBBYKELLER schließt Meggie Schneider ihre Trilogie ab, die 2004 mit der Installation "Ich sitze gern" begann und 2005 mit "4 kitchens" fortgeführt wurde. Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei Meggie Schneider dafür bedanken, dass es ihr gelungen ist, den Atriumsbereich des Filmhauses immer wieder zu einem Anziehungspunkt für Berlinalebesucher werden zu lassen, der als Treffpunkt, Ruhe- und Partyraum, als Ort der Kunst und der Kommunikation dient.
Unser Dank gilt außerdem Dieter Kosslick und Gaby Horn, Katharina Fichtner, Ruth Diskin, Peter Gollas, Monika Kijas und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Berlinale, der FDK und der KW für ihre tatkräftige Unterstützung sowie den zahlreichen Sponsoren. "Forum expanded" ist eine Veranstaltung der Berlinale / Internationales Forum des Jungen Films und des KW – Institute for Contemporary Art, kuratiert von Anselm
Franke und Stefanie Schulte Strathaus. Termine:
KW – Institute for Contemporary Art, Auguststr. 69, 10117 Berlin
Eröffnung: 8. Februar, 18 Uhr mit Arbeiten von Amos Gitai, Amie Siegel, Harun Farocki, Matthew Buckingham, geöffnet Di – So 12 – 19 Uhr / Do 12 – 21 Uhr. St. Johannes-Evangelist-Kirche, Auguststraße 90, 10117 Berlin
Eröffnung: 8. Februar, 18 Uhr mit einer Installation von Anthony McCall, geöffnet Di – So 12 – 18 Uhr (tbc). Filmhaus / Kino Arsenal: Eröffnung: 9. Februar 2006, 18 Uhr mit Arbeiten von Meggie Schneider, Jenny Perlin (täglich 10 Uhr – 23 Uhr), Elle Flanders / Marilyn Lerner (Dienstag, 14. Februar, 20.15 Uhr), Angela Melitopolous (Montag, 13. Februar, 16 Uhr), Sharon Lockhart (Freitag, 10. Februar, 15.30 Uhr im Delphi & Sonnabend, 11. Februar, 17.45 Uhr im Arsenal 1), Michael Snow (täglich 14.00 Uhr im Kino 2) & Ken Jacobs (11, 15. & 18. Feb., 18 Uhr). Podiumsdiskussion zum israelischen Filmschaffen anlässlich der Ausstellung Amos Gitai am Montag, 13. Februar, 12 Uhr.
Änderungen und Künstlergespräche siehe Ankündigungen.