Wir stellen ein weiteres Netz an Verbindungen her: Zur Geschichtlichkeit des Werkes von Shelly Silver, in dem es immer um jene Grundbegriffe als Bewegungsrichtung ging, sowie zu anderen Künstlerinnen und zu einem weiteren Ausstellungsprojekt: Mit einer dreiteiligen Ausstellungsreihe widmet sich das RealismusStudio der NGBK dem Thema Auflösung. Teil 1 nimmt sich den Begriff High Definition als Ausgangspunkt: HD verspricht den Konsumenten moderner Unterhaltungselektronik ausführlichste Einblicke und Kontrolle aller Aspekte der Realität, lockt aber auch mit dem Erlebnis von höchster Au- thentizität und intimer Nähe. Shelly Silvers Arbeit WHAT I’M LOOKING FOR ist Teil der Ausstellung. (ab 14.1.) Unser neuer Verleih arsenal experimental hat zum Jahresbeginn Silvers Filme und Videos aufgenommen. Aus diesem Grund begleiten wir den UdK-Workshop mit einer Retrospektive. Wir haben Shelly Silver eingeladen, ihren eigenen Arbeiten andere hinzuzufügen, um jenen Kontext, der sich um Begehren, Flucht und Wunscherfüllung dreht, weiter zu öffnen. Das Thema legt nahe, dass es Silver stets auch auf der Ebene filmischer Strategien um die Verschränkung von Dokumention und Fiktion geht. Die sechs Programme, die sie zusammengestellt hat, offenbaren dies. Programm 1 erzählt von Amerika: Der Film 1 (2001) zeigt Polizisten, die machtverliebt die Gegend mit ihrem Blick abscannen. MEET THE PEOPLE (1986) lässt 14 Charaktere vor der Kamera von ihrem Leben und ihren Träumen berichten. C’MON BABE (DANKE SCHÖN) von Sharon Sandusky (1988) entlarvt den selbstmörderischen Klippensprung der Lemminge bei Sonnenuntergang als Disneyfiktion. small lies, Big Truth (1999) ist ein Video über Liebe, Beziehungen, die Freuden und Banalitäten des Sex im ausgehenden 20. Jahrhundert. Das erste Programm (5. & 7.1.) endet mit einem Trailer für einen längeren Film aus Programm 2:
The Houses That Are Left (1991) ist eine Reflexion über Sterblichkeit, Freundschaft, Rache, Mord und das Übernatürliche. Zwei Freunde versuchen herauszufinden, wie man damit lebt, wenn man von bösen Nachrichten aus dem Reich der Toten behelligt wird. Zuvor läuft Chantal Akermans erster Film SAUTE MA VILLE (1968), in dem sie ihren eigenen Küchentod mit Blumen, Gesang und zärtlicher Liebe für das Irrationale inszeniert. (6. & 13.1.) Programm 3 enthält das Video FORMER EAST / FORMER WEST (1994), in dem Silver Passanten in Berlin nach ihren Wünschen und Phantasien nach der Wiedervereinigung befragt und das Thema in einen konkreten politischen Zusammenhang bringt. In Interviews sprechen die Befragten über ihr Leben, die Stadt und die Nation. (8. & 14.1.) Programm 4 beginnt mit einem Film von Diane Bonder. CLOSER TO HEAVEN (2003) dreht sich um Verlust, Sehnsucht, launenhaftes Wetter, urbane Geister und herrenlose Schirme. Dazu läuft Silvers Video 37 STORIES ABOUT LEAVING HOME (1996): Eine Frau verläßt ihr Zuhause auf der Flucht vor einem bösen Fluch. Sie findet sich an einem fremden Ort wieder. Dort, so glaubt sie, der Logik von Märchen folgend, wird sie von diesem Fluch erlöst werden, wenn sie eine ganz bestimmte Zahl von Geschichten sammelt und in der richtigen Reihenfolge anordnet. Ihre Reise von New York nach Tokio ist der Ausgangspunkt für den Film, in dem 37 Frauen zwischen 15 und 83 nach ihren persönlichen, ebenso tragischen wie lustigen Erinnerungen an die Zeit des Erwachsenwerdens befragt werden. (9. & 15.1.) Programm 5: SUICIDE ist eine Videoreflexion über Sehnsucht, das Reisen und die Familie, über Geschichte, Tod und Sex in einer Welt der Einkaufszentren, Flughäfen und Bahnhöfe, auf der skurrilen Suche nach einem Grund zum Weiterleben. Silver spielt selbst die Heldin, eine imaginäre Filmemacherin auf der Reise nach Japan, die immer tiefer in das Schattenreich zwischen Realität und Phantasie gleitet. (11. & 16.1.) Programm 6 ist ein Feuerwerk an Körperlichkeit und Phantasie. Feierlich eröffnet wird das Paket mit M.M. Serras PP II (1986). Getting In (1989) lässt zwei Phänomene aufeinanderprallen: Heterosex und Hausbesitz. In Icky and Kathy (Kathy High, 1999) entdecken Zwillingsschwestern ihre Freude am Sex. Als horizontaler Lauftext, der zwei Bilder kreuzt, zitiert Silver in WE einen von Wittgensteins „Tractatus“ beeinflußten Thomas Bernhard. Die Splitscreen-Aufnahmen des Penis eines masturbierenden Mannes und einer hektischen Straßenszenerie zeigen lediglich „was der Fall ist“. Alles andere ist Phantasie. MAYHEM (Abigail Child, 1987) ist ein orgiastisches Bombardement mit schattenhaften Frauen und finsteren Männergestalten: Es ist eine Verschmelzung von Formen, eine erotische Parodie aus Slapstick und einer berauschenden Dosis kulturellen Neinsagens und weiblicher Gehorsamsverweigerung. THE SPY (Suzie Silver, 1992) verbindet Performance und Video: Hester Reeve tritt als Jesus auf, der vor einer Kulisse aus pulsierenden Regenbögen, amöbischen Formen und B-Movie-Mädchen in schwarzen Slips den Doors-Song „A Spy in the House of Love“ rezitiert. Noch einmal Silver: Eine Frau entwickelt das Projekt, intime Momente fotografisch zu erfassen. Sie gibt eine Kontaktanzeige auf: „I’m looking for people who would like to be photographed in public revealing something of themselves...’. What I’m Looking For (2004) dokumentiert das Abenteuer zwischen virtueller und realer Öffentlichkeit. Ein Nachsinnen über die Natur der Fotografie und des Blicks. Ein Märchen über Begehren und Kontrolle. Make A Wish! (12. & 17.1.) Zwei Bonusfilme durfte sich Shelly Silver wünschen. Ihre Wahl fiel auf Born in Flames (Lizzie Borden, USA 1982) mit Honey, Jeanne Satterfield, Adele Bertei, Becky Johnston und Kathy Bigelow. BORN IN FLAMES ist eine feministische Zukunftsvision über ein Amerika, das trotz sozialistischer „kultureller“ Revolution die Gleichberechtigung der Frau nur vordergründig anerkennt. Aus Wut über leere sozialistische Versprechen nimmt eine Armee radikaler Frauen den Kampf gegen Sexismus und Rassendiskriminierung auf. Der zunächst gewaltfreie Feldzug eskaliert, als eine der Leitfiguren unter mysteriösen Umständen im Gefängnis umkommt. (9.1.) Die zweite Wahl fiel auf den zauberhaften Mangafilm SPIRITED AWAY/CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND (Japan 2002) von Hayao Miyazaki. Das Reich der Phantasie ist eine Investitionsruine: Ein stillgelegter Vergnügungspark aus Wirtschaftsboom-Zeiten, der das „traditionelle Japan“ inszenieren sollte, ist verlassen und verwildert. Chihiro und ihre Eltern landen hier, als sie sich beim Umzug von Tokio in einen Vorort verfahren. Aber es gibt ein wahres Leben im Falschen: In der leeren Plastikwelt wohnen tatsächlich Götter und Geister. Chihiro wird von ihren Eltern alleine gelassen und muss sich in der fremden Welt bewähren.(7. & 8.1.)
Mit freundlicher Unterstützung des DAAD.
The Houses That Are Left (1991) ist eine Reflexion über Sterblichkeit, Freundschaft, Rache, Mord und das Übernatürliche. Zwei Freunde versuchen herauszufinden, wie man damit lebt, wenn man von bösen Nachrichten aus dem Reich der Toten behelligt wird. Zuvor läuft Chantal Akermans erster Film SAUTE MA VILLE (1968), in dem sie ihren eigenen Küchentod mit Blumen, Gesang und zärtlicher Liebe für das Irrationale inszeniert. (6. & 13.1.) Programm 3 enthält das Video FORMER EAST / FORMER WEST (1994), in dem Silver Passanten in Berlin nach ihren Wünschen und Phantasien nach der Wiedervereinigung befragt und das Thema in einen konkreten politischen Zusammenhang bringt. In Interviews sprechen die Befragten über ihr Leben, die Stadt und die Nation. (8. & 14.1.) Programm 4 beginnt mit einem Film von Diane Bonder. CLOSER TO HEAVEN (2003) dreht sich um Verlust, Sehnsucht, launenhaftes Wetter, urbane Geister und herrenlose Schirme. Dazu läuft Silvers Video 37 STORIES ABOUT LEAVING HOME (1996): Eine Frau verläßt ihr Zuhause auf der Flucht vor einem bösen Fluch. Sie findet sich an einem fremden Ort wieder. Dort, so glaubt sie, der Logik von Märchen folgend, wird sie von diesem Fluch erlöst werden, wenn sie eine ganz bestimmte Zahl von Geschichten sammelt und in der richtigen Reihenfolge anordnet. Ihre Reise von New York nach Tokio ist der Ausgangspunkt für den Film, in dem 37 Frauen zwischen 15 und 83 nach ihren persönlichen, ebenso tragischen wie lustigen Erinnerungen an die Zeit des Erwachsenwerdens befragt werden. (9. & 15.1.) Programm 5: SUICIDE ist eine Videoreflexion über Sehnsucht, das Reisen und die Familie, über Geschichte, Tod und Sex in einer Welt der Einkaufszentren, Flughäfen und Bahnhöfe, auf der skurrilen Suche nach einem Grund zum Weiterleben. Silver spielt selbst die Heldin, eine imaginäre Filmemacherin auf der Reise nach Japan, die immer tiefer in das Schattenreich zwischen Realität und Phantasie gleitet. (11. & 16.1.) Programm 6 ist ein Feuerwerk an Körperlichkeit und Phantasie. Feierlich eröffnet wird das Paket mit M.M. Serras PP II (1986). Getting In (1989) lässt zwei Phänomene aufeinanderprallen: Heterosex und Hausbesitz. In Icky and Kathy (Kathy High, 1999) entdecken Zwillingsschwestern ihre Freude am Sex. Als horizontaler Lauftext, der zwei Bilder kreuzt, zitiert Silver in WE einen von Wittgensteins „Tractatus“ beeinflußten Thomas Bernhard. Die Splitscreen-Aufnahmen des Penis eines masturbierenden Mannes und einer hektischen Straßenszenerie zeigen lediglich „was der Fall ist“. Alles andere ist Phantasie. MAYHEM (Abigail Child, 1987) ist ein orgiastisches Bombardement mit schattenhaften Frauen und finsteren Männergestalten: Es ist eine Verschmelzung von Formen, eine erotische Parodie aus Slapstick und einer berauschenden Dosis kulturellen Neinsagens und weiblicher Gehorsamsverweigerung. THE SPY (Suzie Silver, 1992) verbindet Performance und Video: Hester Reeve tritt als Jesus auf, der vor einer Kulisse aus pulsierenden Regenbögen, amöbischen Formen und B-Movie-Mädchen in schwarzen Slips den Doors-Song „A Spy in the House of Love“ rezitiert. Noch einmal Silver: Eine Frau entwickelt das Projekt, intime Momente fotografisch zu erfassen. Sie gibt eine Kontaktanzeige auf: „I’m looking for people who would like to be photographed in public revealing something of themselves...’. What I’m Looking For (2004) dokumentiert das Abenteuer zwischen virtueller und realer Öffentlichkeit. Ein Nachsinnen über die Natur der Fotografie und des Blicks. Ein Märchen über Begehren und Kontrolle. Make A Wish! (12. & 17.1.) Zwei Bonusfilme durfte sich Shelly Silver wünschen. Ihre Wahl fiel auf Born in Flames (Lizzie Borden, USA 1982) mit Honey, Jeanne Satterfield, Adele Bertei, Becky Johnston und Kathy Bigelow. BORN IN FLAMES ist eine feministische Zukunftsvision über ein Amerika, das trotz sozialistischer „kultureller“ Revolution die Gleichberechtigung der Frau nur vordergründig anerkennt. Aus Wut über leere sozialistische Versprechen nimmt eine Armee radikaler Frauen den Kampf gegen Sexismus und Rassendiskriminierung auf. Der zunächst gewaltfreie Feldzug eskaliert, als eine der Leitfiguren unter mysteriösen Umständen im Gefängnis umkommt. (9.1.) Die zweite Wahl fiel auf den zauberhaften Mangafilm SPIRITED AWAY/CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND (Japan 2002) von Hayao Miyazaki. Das Reich der Phantasie ist eine Investitionsruine: Ein stillgelegter Vergnügungspark aus Wirtschaftsboom-Zeiten, der das „traditionelle Japan“ inszenieren sollte, ist verlassen und verwildert. Chihiro und ihre Eltern landen hier, als sie sich beim Umzug von Tokio in einen Vorort verfahren. Aber es gibt ein wahres Leben im Falschen: In der leeren Plastikwelt wohnen tatsächlich Götter und Geister. Chihiro wird von ihren Eltern alleine gelassen und muss sich in der fremden Welt bewähren.(7. & 8.1.)
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