Anlässlich der Übernahme des Gesamtwerks von Stefan Hayn in den Verleih von arsenal experimental präsentieren wir eine Retrospektive des Berliner Filmemachers, der sich in seinen Arbeiten häufig mit den signifikanten Schnittstellen zwischen dem Privaten und dem Gesellschaftlichen auseinandersetzt und dabei Prozesse des Bildermachens und –anschauens offenlegt.
In DAS HEISSE EISEN (2005) wird ein Fastnachtspiel von 1551 für die Kamera wiederaufgeführt – ohne Verfremdung! SCHWULENFILM, TUNTENFILM (1989/90) stellen – als bildlichbegrifflicher Kurzschluss – die Übereinkünfte sexueller Emanzipationspolitik Ende der 1980er Jahre auf die Probe. PISSEN (1989/90) erzählt eine Anti-Initiationsgeschichte. DREIZEHN REGELN ODER DIE SCHWIERIGKEIT SICH AUSZUDRÜCKEN (1998) ist die filmische inszenatorische Inszenierung zweier Texte, in denen es um eine Ethik für Bildende Künstler und das Scheitern der sexuellen Revolution geht. (16.12.)
FONTVELLA'S BOX (1992) ist ein "surrealistisch gleitender Kostümfilm" (Manfred Hermes). KLASSENKAMPF IN AMERIKA (1993), zeichnet in verschiedenen Begegnungen Verwerfungen und Einschreibungen von Macht nach. AM ISRAEL CHAI – BERICHT VON DR. URSULA BOHN (1996) ist ein Zeitzeugeninterview mit der damals 88-jährigen Mitbegründerin des Instituts "Kirche und Judentum" Ursula Bohn (1907–2001). Der Film legt Zeugnis ab von ihrer Auseinandersetzung mit dem Weiterleben in dem für sie schuldig gebliebenen Nachkriegsdeutschland. (17.12.)
In MALEREI HEUTE (zusammen mit Anja-Christin Remmert, 2005) werden Aquarelle von Werbe- und Wahlplakaten in der Berliner Stadtlandschaft von 1998 bis 2004 filmisch reproduziert, mit Texten, Musik, Gesichtern und Orten (21.12).
EIN FILM ÜBER DEN ARBEITER (1997) stellt die Konventionen der dokumentarischen Darstellung von Arbeit und Arbeitern grundlegend in Frage und SCHULDNERBERICHTE (zusammen mit Anja-Christin Remmert, 2002) untersucht die gesellschaftlichen Veränderungen, die den Rahmen für private Krisen abgeben: Ein klares Statement gegen den Neoliberalismus. (21.12.)