CITIZEN KANE (USA 1940/41) ist ein frühes, herausragendes Beispiel für den Versuch, den Prozess des Erinnerns filmisch darzustellen. Der innovative Umgang mit Rückblende, Weitwinkel und Tiefenschärfe markiert den radikalen Bruch mit den zu seiner Entstehungszeit gültigen ästhetischen Regeln des Films, den Orson Welles vollzog und mit dem er die damaligen Sehgewohnheiten erschütterte. – Vereinsamt stirbt der amerikanische Zeitungsmagnat James Foster Kane auf seinem Schloss Xanadu. Der Journalist Jerry Thompson soll dem Geheimnis des rätselhaften Mannes auf die Spur kommen und Kanes letztes Wort entschlüsseln: "Rosebud". Thompson trifft auf Freunde und Weggefährten des Verstorbenen, aus deren Erinnerungen sukzessive ein ebenso facettenreiches wie widersprüchliches Porträt Kanes entsteht. (15.11., mit Vortrag) Nuit et brouillard (1955/56) – einer der ersten Filme über die deutschen Konzentrationslager – war der Beginn Alain Resnais' Auseinandersetzung mit dem Holocaust und dessen großformatiger Darstellung auf der Leinwand. Kollektive Kriegstraumata im Spannungsfeld persönlicher Erlebnisse finden erst in Hiroshima, mon amour (1959) eine stilistische Entsprechung: Verdrängtes, Unterdrücktes kehrt nur mehr in einer zersplitterten Erzählwirklichkeit wieder. L'ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD (Letztes Jahr in Marienbad, F/I 1960) nach dem Drehbuch von Alain Robbe-Grillet ist daher mehr als das filmische Gegenstück zum Nouveau Roman der 50er Jahre. Der Film gilt als Klassiker, gerade weil er den Zuschauer wie im Schlaf meisterlich durch ein Labyrinth aus Trug, Traum, Vergessen und Erinnerung führt und durch eine kryptische Kinematografie, wie sie die Filmgeschichte selten hervorgebracht hat. (22.11.) Eberhard Fechner, der im Oktober 80 Jahre alt geworden wäre, und anderen ist die Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte im Fernsehen der BRD zu verdanken. "Fechner Methode" bestand darin, seine Interviewpartner unvoreingenommen zum Sprechen zu bringen, Aussage neben Aussage zu montieren und durch jene subjektiv gefärbte Erinnerungsarbeit Zeitgeschichte darzustellen. In dem Zweiteiler KLASSENPHOTO – ERINNERUNGEN DEUTSCHER BÜRGER (BRD 1969/70) befragt Fechner in mehrstündigen Einzelinterviews ehemalige Gymnasiasten des Berliner Lessing-Gymnasiums der Jahrgänge 1915 bis 1918. Kaleidoskopartig reiht sich Erinnerung an Erinnerung: an die Jugend in der Nazizeit, an Wehrdienst und Kriegseinsatz, an den Start in ein Leben ohne Perspektive. Es entsteht das Portrait der damals knapp 60-Jährigen, einer Generation, die ihre Mittäterschaft schönredet, entschuldigt, verharmlost, obgleich der Schrecken des Krieges ins Gedächtnis gebrannt ist. (29.11., mit Vortrag) (Laetitia von Baeyer) Die Filmreihe wird im Dezember mit drei weiteren Vorführungen und einem Vortrag fortgesetzt. Ein viermaliger Jour Fixe in der Guardini-Galerie am Askanischen Platz begleitet die Filmreihe. Eine Kooperation mit der Guardini-Stiftung.