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Wir beginnen mit einem dem Komponisten und Filmemacher Thierry De Mey gewidmeten Abend. Thierry De Mey arbeitet immer wieder mit Anne Teresa De Keersmaeker und Michèle Anne De Mey, zwei Choreografinnen des diesjährigen Festivals, zusammen. Im Jahr 2001 drehte er FASE, seine filmische Adaptation zu Anne Teresa De Keersmaekers Choreografie „Fase – Four movements to the Music of Steve Reich“. Das Duo entstand 1982 und ist zu einem Meilenstein des abstrakten Tanzes avanciert. Wir zeigen zwei Teile aus FASE: „Come Out“ und „Violin Phase“. Thierry De Mey filmte das Solo „Violin Phase“ von Anne Teresa de Keersmaeker zunächst von einem 20 Meter hohen Kran. Man sieht Anne Teresa de Keersmaeker tanzend auf weißem Sand – dabei kreieren ihre Fußbewegungen im Sand ein grafisches Muster, das an eine Rose erinnert. Dann wird ein riesiger Wald zum Ort des Tanzes. Die Kamera bewegt sich durch das Gehölz. Die Tänzerin scheint es wie magisch zu einer Plattform inmitten der Bäume zu ziehen. „Come Out“ ist im obersten Stockwerk des Coca-Cola-Gebäudes in Anderlecht gefilmt. Durch die riesigen Glasfenster sieht man in der Ferne den Verkehr fließen. Innen und außen werden ineinander geblendet, die räumliche Trennung wird durchlässig. In LOVE SONNETS (Belgien 1994) sind Teile von Michèle Anne De Meys Bühnenchoreografie „Sonatas 555“ zu Musik von Domenico Scarlatti neu zusammengestellt und von Thierry De Mey in eine karge Steinbruchlandschaft und in ein verfallenes Gemäuer verlegt. Die Grenzenlosigkeit der Landschaft öffnet und bereichert die klaren räumlichen Muster und Dialogformen der Choreografie. MUSIQUE DE TABLES (Belgien 1999) ist ein kurzer Film über drei Paar Hände und drei Tische, für die Thierry De Mey vielfältige Klangfarben, abwechslungsreiche Rhythmen und subtile Schnitte und Kameraeinstellungen gefunden hat. (22.8., in Anwesenheit von Thierry De Mey, angefragt)
Ein weiterer belgischer Künstler steht im Mittelpunkt des zweiten Abends: Alain Platel ist künstlerischer Leiter und Choreograf der Ballets C. de la B., einem flämischen Choreografen-Kollektiv mit einer ganz eigenen, familiären Art, Stücke zu entwickeln und zu produzieren. Mit Platels Stücken erlangte die Gruppe internationalen Ruhm. Sein aktueller Film LES BALLETS DE-CI DE-LÀ (Frankreich/Belgien 2006), den wir als Deutschlandpremiere präsentieren, ist eine Hommage an die außergewöhnlichen Menschen, die die Ballets C. de la B. durch ihre Persönlichkeit und ihren Eigensinn seit 20 Jahren prägen. Wer sind diese unerschrockenen Tänzer und Performer der Ballets C. de la B.? Woher kommen sie? Wie übersetzen sie Konflikte, Sehnsüchte und Extreme auf die Bühne? LES BALLETS DE-CI DE-LÀ ist ein eindrückliches Dokument einer einzigartigen Kompanie, eine emotionale filmische Reise, die uns teilnehmen lässt an künstlerischen und menschlichen Abenteuern der Truppe. (23.8., in Anwesenheit von Alain Platel, angefragt)
Ein Programm über, mit und von Boris Charmatz und Raimund Hoghe beschließt unsere kleine Filmreihe. An diesem dritten Filmabend treffen filmisches Porträt, fiktionale und experimentelle Dokumentation, Tanzfilm und politisches Engagement aufeinander. CARTES POSTALES (Richard Copans, Frankreich 2005) zitiert Ausschnitte aus Raimund Hoghes Produktionen „Tanzgeschichten“ und „Lettere Amorose“ und beschreibt eine Bewegung von einer offenen, herrlichen Landschaft in das Dunkel des Studios. Der Film erzählt von Ritualen und Momenten einer Freundschaft, zeigt verschiedene Tänze, unterlegt mit Chansons von Melina Mercouri, Jacques Brel, José Cura, Sophia Loren – eine Art sentimentale Juke-Box. Für Paroles de chorégraphes – Raimund Hoghe (Laurent Goumarre, Frankreich 2005) hat der Journalist Laurent Goumarre sich an die künstlerischen Ideen und Arbeitsmethoden des berühmten Choreografen angenähert und sie zum Ausgangspunkt für die filmische Inszenierung, seine Kameraeinstellungen und den Schnitt gemacht. Boris Charmatz und Dimitri Chamblas brechen in LES DISPARATES (César Vayssié, Frankreich 2000) erneut mit den Konventionen. Zeitsprünge zerstückeln das Solo von Boris Charmatz und katapultieren ihn an verschiedene Orte: ans Meer, auf eine Straße, in eine Fabrik oder eine Bar. Für den Zuschauer wird die filmische Verarbeitung des Bühnenmaterials zu einer einfachen aber explosiven Seherfahrung. Zum Abschluss des Abends zeigen wir noch einen Kurzfilm auf persönliche Empfehlung von Boris Charmatz: WE ARE WINNING DON’T FORGET (Jean-Gabriel Periot, F 2004) ist ein engagiertes Filmporträt in vier Kapiteln und 1000 Fotos: von den Demonstrationen der Arbeiter bis zu den Antiglobalisierungsgegnern 2001 in Italien. (28.8., in Anwesenheit von Boris Charmatz und Raimund Hoghe)
Eine Veranstaltung in Kooperation mit „Tanz im August 2006 – Internationales Tanzfest Berlin“. Mit freundlicher Unterstützung von Centre Pompidou – Délégation à l’action culturelle audiovisuelle. Besten Dank an die TanzWerkstatt Berlin.

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