Nikolaus Geyrhalters österreichischer Film PRIPYAT (1999) ist das Porträt der gleichnamigen Stadt, die fünf Kilometer neben dem Atomkraftwerk Tschernobyl liegt. 50.000 Menschen haben hier bis 1986 gelebt. Heute ist Pripyat eine von der Miliz schwer bewachte und hoch kontaminierte Geisterstadt inmitten der radioaktiv verseuchten Zone, die von der Ukraine bis tief nach Weißrussland reicht. Der Film erzählt vom Überleben in einem improvisierten Mikrokosmos, in dem man eigentlich nichts essen, nichts trinken und bei Wind keinen Staub einatmen sollte... (7.4.) Angeregt durch Swetlana Alexeiwitschs Buch "Tschernobyl. Chronik der Zukunft" drehte der schwedische Regisseur Gunnar Bergdahl 2001 LJUDMILAS RÖST (Ljudmilas Stimme), das eindringliche Porträt von Ljudmila Ignatenko, der Frau eines der ersten sechs Feuerwehrmänner, die in der Nacht des 25. auf den 26. April nach der Explosion des 4. Reaktors nach Tschernobyl gerufen werden, um das Feuer zu löschen. Ljudmila ist zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt und im fünften Monat schwanger. Kurze Zeit später liegt ihr Mann sterbend im Krankenhaus, wo ihn Ljudmila entgegen dem dringenden Rat der Ärzte täglich besucht. Nach dem Tod ihres Mannes bringt Ljudmila ihr gemeinsames Kind zur Welt, das jedoch nur fünf Tage überlebt. "Ljudmilas Geschichte ist mehr als ein Zeugenbericht aus Tschernobyl; es ist die Geschichte einer Liebe im fatalen Schatten des Todes." (Gunnar Bergdahl) (13.4.) Der japanische Regisseur und Fotograf Seiichi Motohashi fuhr 1991 zum ersten Mal nach Tschernobyl, um den Ort und die Menschen, die mit der Katastrophe leben, zu fotografieren. In den folgenden fünf Jahren kehrte er immer wieder in die Region zurück. Seine Eindrücke veröffentlichte er 1996 in einem Fotobuch, das zur Grundlage seines Films NAHJA NO MURA (Nadjas Dorf, 1997) wurde. Mit dem genauen Blick des Fotografen zeigt Motohashi das Leben der wenigen Bewohner des Dorfes Dudichi im Landstrich Gomel/Weißrussland. Nach der Katastrophe wurden alle der dort lebenden 300 Familien aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Nur sechs von ihnen blieben zurück und wurden fortan "Samosyol" (Egoisten) genannt. Sie leben ihr eigenes isoliertes Leben in der weiten Ebene. (19.4.) Abschließend präsentieren wir den Dokumentarfilm OASIS (1995), der 1996 unter der Regie des bedeutenden weißrussischen Regisseurs und Systemkritikers Jurij Chaschtschewatskij entstanden ist. Gemeinsam mit seinem Filmteam verbrachte Chaschtschewatskij längere Zeit in der "Zone" um Tschernobyl und traf dort auf erstaunliche Menschen, die in OASIS zu Wort kommen. Chaschtschewatskij versteht es jedoch auch, die besondere Atmosphäre der Region zu vermitteln: "Wenn man hinter den Stacheldrahtzaun mit dem Schild 'Verbotene Zone' kommt, wenn man die herumliegenden Kinderspielsachen, die gähnenden Fensterhöhlen, die mit Gras und Gesträuch bewachsenen, einst gepflegten Gärten sieht, betäubt einen die ungewohnte Stille, Friedhofsstille..." (Jurij Chaschtschewatskij) (30.4.) Der Regisseur Jurij Chaschtschewatskij wird im Anschluss an die Vorführung seines Films über seine aktuellen Dreharbeiten zu Tschernobyl berichten. In Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium, der Forschungsstelle für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität Berlin, der Europäischen Ost-West-Akademie für Kultur und Medien e.V. und dem Goethe-Institut Minsk.