„Filmische Sinneserweiterung. László Moholy-Nagys Filmwerk und Theorie“ ist der Titel des Buches von Jan Sahli. Es widmet sich den Filmen und den filmtheoretischen Schriften des ungarischen Bauhausmeisters, Künstlers und Theoretikers László Moholy-Nagy (1895–1946). Die interdisziplinäre Studie situiert das Filmwerk Moholys im Kontext seines Schaffens und zeigt die wichtigsten kunst- und filmhistorischen Bezugspunkte auf. So erweisen sich die Filme stark geprägt von ästhetischen Wechselwirkungen, die über die Grenzen des einzelnen Mediums hinausreichen. Dies wird insbesondere im Zusammenhang mit den zeitgenössischen Entwicklungen von Fotografie, Malerei und Fotogramm sowie kinetischer Kunst betrachtet. Wir zeigen im Anschluss an eine Einführung von Jan Sahli die Filme GROSSSTADTZIGEUNER und BERLINER STILLEBEN (1932/33). Ursula von Keitz stellt ihr Buch „Im Schatten des Gesetzes. Schwangerschaftskonflikt und Reproduktion im deutschsprachigen Film 1918–1933“ vor. Es beruht auf Forschungen zu Filmen der späten 10er bis frühen 30er Jahre, die sich dem Abtreibungsproblem und möglichen „Lösungen“ in fiktionalen und halb-fiktionalen Darstellungen widmen. Von Keitz beschreibt das ästhetische Formenrepertoire, die Symbole, Bild- und Sprachformeln, mit denen diese Filme – oft in enger Beziehung zur zeitgenössischen bildenden Kunst, Literatur und Theater – den Themenkomplex konkretisieren. Im Anschluss zeigen wir CYANKALI (Hans Tintner, 1930): „Wie gerne würde ich helfen, wenn ich dürfte … das Gesetz bindet uns Ärzten jedoch die Hände“ – dieser Satz steht im Zentrum des Films, der sich gegen den § 218 richtet, der Schwangerschaftsabbrüche aus sozialen Gründen verbot. Der Film wurde nach Einwänden der Filmprüfstelle überarbeitet und passierte letztendlich bis auf wenige Szenen die Zensur. (30.8.)