Programm "Club Moral": Unter dem Namen "Club Moral" gründete Anne-Mie van Kerckhoven mit Danny Devos in den frühen 1980ern in Antwerpen eine Industrial-Band und organisierte Kunstaktionen "of an extreme nature". 39STEPS/19KEYS (1983) ist eine Konfrontation zwischen den teuflischen Mechanismen des Filmemachens und den 19 satanischen Ritualen, die des Teufels Hilfe hervorrufen sollen. Die Struktur des Films beruht auf 19 Bildern aus Alfred Hitchcocks Film The 39 Steps. THE LIPS OF OSIRIS ANI (1984) ist ein Film über die Liebe, Identität und Reinkarnation. Danny Devos schreit unter Wasser, der Ton wird durch ein Hydrophon verstärkt, während Anne-Mie van Kerckhoven den Text "The Lips of Osiris Ani" aus dem ägyptischen Buch des Todes rezitiert. L'AGE D'OR (1987) ist eine gefilmte Performance von Danny Devos. BARMAN (1999) benutzt die Struktur von barocker Musik und Philosophie und knüpft an die Theorie der Substanz von Leibniz an. IN DREAMS (2000) ist eine Computerinstallation, "die davon handelt, dass man ständig hin und her gerissen ist zwischen verschiedenen Welten, verschiedenen Vätern, verschiedenen Männern, verschiedenen Geisteszuständen, und davon, dies in Kunst umzusetzen." (AMVK) ADAM OF EVA IN HET PARADIJS (2005) besteht aus einer Kombination von Computeranimation und Videomaterial. Die Bilder wurden während einer Performance aufgenommen, die Tod, Geburt und Anbetung thematisierte. Durch die Nachbearbeitung und Übereinanderschichtung des Materials entsteht eine höchst hypnotische Atmosphäre. (26.3) Programm "Marc Vanruxt": Marc Vanruxt ist seit den frühen 1980er Jahren eine Schlüsselfigur der Tanzszene in Antwerpen und arbeitet mit vielen Musikern und bildenden Künstlern zusammen. 4 EXTREMETIES (1984) zeigt die vier Phasen, durch die der Mensch gehen muss, um in den Genuss der Gnade zu kommen. Der Film ist gemäss der Logik der spirituellen Exerzitien des heiligen Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, aufgebaut. THE MAN IN THE ANIMAL (1985) erörtert Fragen nach moralischer Kraft und der Macht von Bildern, nach Überwachung und Interpretation. Das Video FRAGMENT OF THE 7 VEILS (1991) bildet die Faszination AMVKs für den tanzenden Körper von Marc Vanruxt ab. Vanruxt tanzt an drei aufeinanderfolgenden Tagen ein sechsminütiges Solo in einem Park, das von AMVK jeweils in einer Einstellung gefilmt wird. Die drei Aufnahmen werden übereinander gelegt und mit unnatürlichen Farben versehen. DIEPER (2003) "ist eine Anti-Sade Arbeit, gemacht in der Tradition des lettristischen Kinos." (AMVK) In 19 Szenen entsteht ein numerologisches, existenzialistisches Porträt von Marc Vanruxt. (28.3.) Programm "Drawings/Art": KOMFORT ÜBER ALLES (1980) ist ein Rundgang mit der Künstlerin durch die gleichnamige Installation. Inspiriert von Heinrich Heines Ode, vermischt DIE LORELEY (1996) mittels Computeranimation Porträts, die AMVK von Freunden gemacht hat. Das Resultat sind ineinanderfließende Bilder. Die Tonspur evoziert einen Kahn, der auf dem Fluss schaukelt. RE-PAIN (1999) beschreibt die Diskrepanz zwischen der Bewegung der Tonspur und der des Bildes. Farben, Formen und Nummern transformieren sich nach einem bestimmten Muster, während der Sound langsamer und abstrakter wird. THE ABSTRACT ISN'T SEXUALLY STIMULATING (2001) "ist die Animation einer Zeichnung meines Unterbewusstseins." (AMVK) THE POPULACE (2004) ist die Animation einer Zeichnung eines bourgeoisen Pariser Interieurs um 1900. Pilzartig breiten sich die Möbel aus und imitieren damit das Entstehen von menschlichen Gedanken. Ein Zitat von Sigmund Freuds "Das Unbehagen in der Kultur" ist auf die Zeichnung geschrieben. WAT MAGNETISME IS (What Magnetism Is, 2005) basiert auf einem Video, das AMVK während eines rituellen Ausflugs in einen magnetischen Wald mit dem argentinischen Künstler German Scalona machte. Allmählich verschwindet aufgrund der magnetischen Ladung in der Luft die Farbe auf dem Video. Ein fragmentiertes Schattenspiel mit wechselnden Farben und mehrschichtigen Bildern, in dem Zeit und Ort durcheinander geraten und entfremdet sind. (28.3.) Abschließend zeigen wir die beiden Programme "House/Interiors" und "Computerfilms Varia". Programm "House/Interiors": Mit HERE LIVES MY HOUSE (1986) geht Anne-Mie van Kerckhoven in ihr Elternhaus, wo ihre Familie während 50 Jahren Feste für andere Leute organisierte. Heute gehört es zum Theater Antwerpen. "Hiermit vertreibe ich Nostalgie und Trauer, indem ich sie mit dem Zuschauer teile." (AMVK) TORENS (1988) ist ein Super8-Film über Menschen, Türme, Monolithen und Zeichen. ALLE GROND WEG ONDER DE VOETEN (1992) entstand für das TV-Programm "To The Beach" von Kunstkabel (Amsterdam). Die Computeranimation TEREZIN (1995) steht am Beginn von AMVKs "Sex und Technologie-Projekt" HeadNurse. Sie verbindet Bilder von Frauen aus Sexzeitschriften, die von AMVK nach bestimmten Kriterien geordnet werden, mit Bildern von Theresienstadt, tschechisch Terezin. "Ich konfrontiere die Ästhetisierung von vergangenem Terror mit der Andeutung von Verlockung, zwei betäubende Systeme, die die menschlichen Erschütterungen der Seele auf Distanz halten, um aus dem Verlangen Profit schlagen zu können." (AMVK) (31.3.) Programm "Computerfilms Varia": MAYBE THIS TIME I WIN (1989) ist eine visuelle Untersuchung der Verbindung zwischen Kult-Plätzen als überlebende Mechanismen einerseits und Fortschritt andererseits. ECLIPS (1996) arbeitet mit einem Bild aus Antonionis L'Eclisse, in dem Monica Vitti sich von der Kamera abwendet. Die Bewegung wurde von AMVK verlangsamt und verfremdet. Die Basis der Computeranimation MORAL REARMENT (1995) sind Bilder aus Hochglanzmagazinen der 50er und 60er Jahre und Zeichnungen von nackten Frauen. In den Worten von AMVK: "Es ist eine Hommage an die obszöne Göttin Baubo, die durch ihre Brustwarzen schaut, durch ihre Vagina redet und so vulgär tanzt, dass sie alle melancholischen und depressiven Frauen wieder aufheitert." PRE-5 (2000) geht der 3-dimensionalen interaktiven Computeranimation Rorty, The HeadRoom voraus und zeigt die Künstlerin selber, "badend in einer Welt gesättigter Farben zwischen den 'Gedanken', Inkarnationen der Technologie, dem Werdenden, dem Tierischen und dem Mysterium." (Philippe Pirotte) (31.3.) Mit Dank an Anne-Mie van Kerckhoven, Barbara Thumm und Friedrich Meschede (Berliner Künstlerprogramm des DAAD). www.clubmoral.com/amvk/inberlin/navigator.php