Im Oktober erinnern wir an zwei Abenden (24. & 26.10.) an den Filmkritiker, Filmautor, Dichter und Künstler Rolf Richter (1932–1992), Autor einiger der wichtigsten Defa-Dokumentarfilme, die er zusammen mit Eduard Schreiber realisierte. Rolf Richter gehörte zu den profiliertesten Filmkritikern der DDR. Er wurde 1989 zum Leiter der Kommission für die Rehabilitierung und Wiederaufführung der verbotenen Defa-Filme aus dem Jahre 1965 berufen, er gab dem Filmkunsttheater Babylon neues Profil und übernahm zusammen mit Erika Richter die Redaktion der führenden DDR-Filmzeitschrift "Film und Fernsehen". Rolf Richter war unser Freund, langjähriger Gesprächspartner und – nach 1989 – auch Mitarbeiter, denn er koordinierte die Wiederaufführung der Defa-"Verbotsfilme" im Internationalen Forum der Berlinale 1990; von ihm kam auch die erste Anregung zu dieser Wiederaufführung. Begleitend zu dieser Wiederaufführung stellte er acht denkwürdige Informationsblätter zusammen, davon eines, das nur Dokumente zur Kulturpolitik der DDR und Hintergrundmaterial zur Verbotswelle des Jahres 1965 enthielt. Rolf Richter gehörte zusammen mit Erika Richter zu den treuesten Besuchern des Internationalen Forums der Berlinale, beide konzentrierten sich besonders auf Forums-Filme aus Ländern der Dritten Welt, ihre Textbeiträge und Interviews mit Regisseuren dieser Filme gehören zum Besten, was über das Forum publiziert wurde. Hans-Jörg Rother nannte Rolf Richter "einen exponierten Querdenker der realsozialistischen Filmszene vor der Wende und Spiritus rector beim Bewahren ostdeutscher Kinolandschaft"; "seine Überlegungen kreisten (...) um das Innere der Gesellschaft, deren Ende er hatte kommen sehen und deren Ablagerungen im Bewusstsein keiner neuen Verdrängung anheimfallen sollten"; übergreifenes Thema seiner Filme ist "das Leben unter der Diktatur". Wir zeigen folgende Filme, zu denen Rolf Richter das Drehbuch schrieb: ALPTRAUM (1990, Regie: Kaiss al Zubaidi; "statt einer Mitteilung das Signum einer seelischen Bewegung", Hans-Jörg Rother), THE TIME IS NOW – JETZT IST DIE ZEIT (1987, Regie: Eduard Schreiber; "Eine seinerzeit argwöhnisch geduldete Reflexion im Geist der Friedensbewegung", Hans-Jörg Rother) (24.10.), WIELAND FÖRSTER, DEZEMBER 1979 (1980, Regie: Eduard Schreiber), ICH WAR EIN GLÜCKLICHER MENSCH (1990, Regie: Eduard Schreiber; "Die Gespräche vor der Kamera brechen den Panzer auf, der die Verdrängungen und Ahnungen unter Verschluss hielt.", Hans-Jörg Rother), ÖSTLICHE LANDSCHAFT (1991, Regie: Eduard Schreiber; "Die Besichtigung einer Müllkippe, auf der alles landet, was gestern noch als unentbehrlich galt", Hans-Jörg Rother) (26.10.) – Vor den Filmen wird aus Rolf Richters Filmkritiken und Gedichten gelesen, Einführungen: Ulrich Gregor.
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