Das Kurzfilmprogramm versammelt sechs preisgekrönte Filme der letzten Jahre, die maorische und samoanische Geschichte aus einer zeitgenössischen Perspektive erzählen. Das Programm beginnt mit Sima Urales O TAMAITI (The Children, 1996), in dem einige der Schwierigkeiten aufzeigt werden, mit denen polynesische Migranten und deren Kinder in Neuseeland/Aotearoa konfrontiert sind. Der elfjährige Tino kümmert sich ganz allein um seine Geschwister, während seine Eltern versuchen, sich in der neuen Arbeitswelt und der Gesellschaft zurechtzufinden. Auch der alte Tiare in TURANGAWAEWAE (A Place to Stand, 2002) verbringt viel Zeit allein. Der Vietnam-Veteran kann auch Jahrzehnte später seine Kriegserfahrungen nicht verarbeiten und zieht als Obdachloser durch die Straßen. Erst ein Unfall bringt ihn seiner Familie wieder etwas näher. In TWO CARS, ONE NIGHT (Taika Waititi, 2003) beginnt eine zarte Liebesgeschichte zwischen dem neunjährigen Romeo und der elfjährigen Polly, die jeweils im Auto auf ihre Eltern warten müssen, die sich in einer Kneipe vergnügen. Aus anfänglicher Rivalität entsteht bald Zuneigung. Ein Jahr später drehte Regisseur Waititi mit TAMA TU (2004) den ersten (Kurz)Spielfilm über das legendäre 28. Maori-Batallion, das zwischen 1941 und 1944 u.a. in Griechenland und Italien gegen Nazi-Deutschland kämpfte. Sechs Maori-Soldaten warten die Nacht ab, um ein Haus in Italien zu stürmen. Doch in einem kurzen Moment des Spaßes und Gelächters, in dem sie versuchen, für einen Moment den Krieg zu vergessen, erinnert sie eine Tohu-Erscheinung an die Welt der Toten. Bevor sie erneut in den Kampf ziehen, versammeln sie sich zu einem Karakia-Gebet. KEROSENE CREEK (2004) gab Michael Bennett die Möglichkeit, sich mit dem Tangi auseinander zu setzen, einem kathartischen Ehrerbietungs- und Abschiedsritus der Maoris. Gleichzeitig handelt der Film vom Erwachsenwerden und vom Leben. Im Mittelpunkt stehen Jayde und Mu, die sich eines Nachmittags an einer heißen Quelle näher kommen. Als Mu bei einem Unfall ums Leben kommt, wird Jayde klar, welchen besonderen Stellenwert Mu in ihrem Leben hatte. HAWAIKII (Mika Jonatha, Neuseeland 2006) ist der Name eines mythischen und geheimnisvollen Rückzugsortes, der für die sechsjährige in der Maori-Kultur aufgewachsene Tamahine besonders wichtig wird, als sich mit der Einschulung eine für sie völlig fremde Welt auftut. (13. & 16.9.) Toa Frasers NO. 2 basiert auf seinem gleichnamigen Ein-Personen-Theaterstück und thematisiert die Brüche zwischen den Generationen einer großen Familie, die auf den Fidschi-Inseln verwurzelt ist. Ihr Versuch, die eigene Herkunft mit der neuseeländischen Alltagskultur in Einklang zu bringen, droht zu scheitern. Der Titel des Films bezieht sich auf das zweite Haus der Vorstadtsiedlung Mt. Roskill, das bereits bessere Zeiten gesehen hat. Vor allem die im Haus herrschende Stille ist für die Matriarchin Nanna unerträglich. Eines Morgens beschließt sie, diesen Zustand zu ändern und ein Fest wie in alten Zeiten zu organisieren. Die ganze Familie und viele Freunde werden eingeladen. (14.9.) THE MAORI MERCHANT OF VENICE (TE TANGATA WHAI RAWA O WENITI, 2001) ist die erste neuseeländische Shakespeare-Verfilmung und der erste abendfüllende Spielfilm, in dem ausschließlich Maori gesprochen wird. Regisseur Don Selwyn gehört zu den einflussreichsten Regisseuren Neuseelands und rief bereits 1984 ein Film-Ausbildungsprogramm für indigene Künstler aus dem Pazifikraum ins Leben. Durch Selwyns Bearbeitung des Shakespeare-Stoffs entstand eine bildgewaltige Parabel über Unterdrückung, Vorurteile und Blutrache. Der Ort des Geschehens wird konsequenterweise auf die gegenüberliegende Seite des Globus verlegt: in das magische Maori-Reich Peremona. (15. & 17.9.) Kuratiert von Maryanne Redpath im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen. Das Programm ist Teil des Schwerpunkts "Kurs: Südwest" und wurde von der Botschaft von Neuseeland Berlin unterstützt. Die Asien-Pazifik-Wochen werden unterstützt durch die Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB).