Zur Eröffnung am 5. September zeigen wir THE MOHAMMED CARTOONS (Teuflische Karikaturen, Dänemark 2007) von Karsten Kjaer. Die Veröffentlichung der so genannten Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Provinzzeitung hatte einen heftigen Proteststurm in der islamischen Welt zur Folge: Brennende dänische Botschaften, wütende Menschen auf den Straßen in Teheran, Damaskus und Kairo, Boykott von Produkten aus Dänemark. Die freie Meinungsäußerung und die Pressefreiheit, Grundpfeiler der Demokratie, standen im Zentrum der Debatten. Was passiert, wenn ein demokratisches Grundrecht das Recht anderer Menschen zu verletzen scheint? Der Film zeigt, wie und warum zwölf satirische Zeichnungen eine Konfrontation mit Muslimen in der ganzen Welt heraufbeschwören konnten. Der Regisseur sprach mit einigen der Personen, die während der Karikaturen-Krise Schlüsselrollen innehatten. (5.9., in Anwesenheit des Filmemachers) In manchen Wahlkreisen, so sagt man, könnten die großen Parteien einen Besenstiel aufstellen und dennoch gewinnen – die Mehrheit ist so stabil, dass es auf den Kandidaten gar nicht mehr ankommt. In Japan hat die "Liberal Democratic Party" einen politisch vollkommen unerfahrenen Kandidaten für einen freiwerdenden Sitz im Stadtrat von Kawasaki aufgestellt: Kazuhiko Yamauchi, ein unbekannter Bürger ohne Parteibasis, ohne Wahlkreis, ohne Charisma. Der bereits beim Internationalen Forum/Berlinale mit großem Erfolg gezeigte CAMPAIGN (Die Wahlkampagne, Japan 2007) von Kazuhiro Soda zeigt, wie sich Yamauchi mit der "Strategie", sich vor allem und jedem zu verbeugen, selbst vor Telefonmasten, in den Wahlkampf stürzte. Er besuchte Kindergärten, Seniorentreffs, Sportfeste, Bahnhöfe und Bushaltestellen und streckte jedem, den er erblickte, seine Hand zum Gruß entgegen. Eine Tour de force unter enormem, von der Partei ausgeübtem Druck. (6. & 9.9.) Ein Experiment in Sachen Demokratie hat der Filmemacher Weijun Chen für PLEASE VOTE FOR ME (Wählt mich!, China 2007) an einer Grundschule im chinesischen Wuhan (einer Stadt von der Größe Londons) durchgeführt. Eine dritte Klasse hat ihre erste Begegnung mit der Demokratie, indem eine Wahl zum Klassensprecher durchgeführt wird. Achtjährige treten gegeneinander um die begehrte Position an, angefeuert und angetrieben von Lehrern und Eltern. Wahlen finden in China nur innerhalb der Kommunistischen Partei statt. Kürzlich stimmten jedoch Millionen von Chinesen in ihrer Version von "Deutschland sucht den Superstar" ab. Die Absicht des Experiments ist es, herauszufinden, wie die Demokratie, käme sie denn nach China, aufgenommen würde. Ist Demokratie ein universeller Wert? Und verhalten sich Politiker rund um den Globus auf dieselbe Art und Weise? (7.9.) Seit dem Beginn des so genannten "Krieges gegen den Terror" sind über 100 Gefangene unter mysteriösen Umständen in US-Gefangenschaft gestorben. Der mehrfach ausgezeichnete Film TAXI TO THE DARK SIDE (Taxi zur Hölle, USA 2007) von Alex Gibney beschäftigt sich mit dem Fall des afghanischen Taxifahrers Dilawar, der eines Nachmittags aus heiterem Himmel, nachdem er drei Fahrgäste transportiert hatte, vom US-Militär festgenommen wurde. Warum traf es gerade diesen Mann? Warum wurde er ohne Prozess im Gefängnis festgehalten? Fünf Tage nach seiner Festnahme starb Dilawar an den Folgen von ihm durch US-Soldaten zugefügten Misshandlungen in seiner Gefängniszelle. TAXI TO THE DARK SIDE zeigt, wie die Bush-Regierung Folter in den Katalog legitimen staatlichen Handelns einführte und wie diese Entscheidung direkt zu Dilawars Tod führte. Ein Plädoyer für die Menschenrechte und die Einhaltung der Genfer Konvention. (8. & 11.9.) Kann die Demokratie in einem Land überleben, in dem islamistische Fundamentalisten mit säkularen und liberalen Gruppen der Gesellschaft in einen mörderischen Konflikt verstrickt sind? Hat die Demokratie in Pakistan eine Zukunft, angesichts von islamistischem Terror und der Intoleranz und dem Trotz eines Militärregimes, das man kaum als demokratisch legitimiert ansehen kann? Vor einem Jahr erklärte sich Präsident Musharraf bereit, der Filmemacherin Sabiha Sumar für DINNER WITH THE PRESIDENT (Demokratie in Uniform – Dinner mit Musharraf, Pakistan 2007) bei einem Abendessen in seiner Residenz Rede und Antwort zu stehen. Der Dialog mit dem Präsidenten war Anlass für eine Reise in die komplexe und von heftigen Widersprüchen gekennzeichnete Gesellschaft ihres Heimatlandes. Sumar begegnete Bauern, Arbeitern, Geschäftsleuten, liberalen Intellektuellen, Frauenrechtlerinnen, Stammesvertretern und Anhängern der islamistischen Rechten – in einem Land, das zutiefst gespalten ist. (10.9.) Mikhail Morozov ist ein sogenannter russischer "Patriot", guter Christ und erfolgreicher Geschäftsmann. Er besitzt das "Dorf der Narren" in der Nähe von Moskau. Menschen aus ganz Russland kommen hierher, um echte russische Patrioten zu werden. Die neuen Bewohner erklären sich bereit, sich Morozovs strengen Regeln zu unterwerfen. "Hier wird die Vertikale der Macht respektiert, und genau dies benötigt unser Land am meisten", erklärt Morozov und zitiert dabei sein Idol, den russischen Präsidenten Putin. Das komplette Spektrum der politischen Kräfte – ob politischer, geistiger oder administrativer Art – versammelt sich im Dorf, um halb-private Meetings mit Morozov abzuhalten und die Zukunft Russlands zu diskutieren. FOR FAITH, TSAR AND FATHERLAND (Für Gott, Zar und Vaterland, Russland 2007) von Nino Kirtadze zeigt, was den russischen "Patriotismus" heute antreibt und was geschieht, wenn man den Prozess der Demokratisierung an Russlands historische und kulturelle Traditionen "anpasst". (12.9.) George W. Bush glaubt, Ägypten sei das Land, das den Weg zu einem demokratischen Nahen Osten ebnet. Man muss kein Kritiker des US-Präsidenten sein, um dieser "Vision" zu misstrauen. Ägypten ist nach mehr als 24-jähriger Herrschaft von Präsident Mubarak alles andere als ein Demokratiemodell für die arabischen Nachbarn. Um zu verhindern, dass ihr Land und das zarte Pflänzchen Demokratie zwischen dem herrschenden Regime und religiösen Nationalisten zertrampelt wird, haben drei Frauen "Shayfeen.com" gegründet, was soviel heißt wie: "Wir beobachten Euch". Laila Menjou und Sherief Fahmy haben für EGYPT: WE SEE YOU(Demokratie schläft, Shayfeen.com wacht, Ägypten 2007) das erste Jahr dieser demokratischen Initiative beobachtet. Die Frauen kämpfen für die Wahrung der Menschenrechte, für freie Meinungsäußerung und eine unabhängige Justiz. In der künftigen "Muster-Demokratie" Ägypten ist das ein lebensgefährliches Unterfangen. (13.9.) Nach fast zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg kommt Liberia allmählich zur Ruhe und versucht, einen Ausweg aus dem Chaos zu finden, das der Diktator Charles Taylor und seine Schergen hinterlassen haben. Am 16. Januar 2006 wurde Ellen Johnson-Sirleaf als Präsidentin vereidigt. Sie ist die erste jemals frei gewählte Staatschefin in Afrika. Nachdem sie eine heiß umkämpfte Wahl vor allem durch die überwältigende Unterstützung von Frauen gewann, berief sie andere starke Frauen in Führungspositionen. Kann die erste Präsidentin Liberias mit der Unterstützung der Ministerinnen der Justiz und der Finanzen sowie der Polizeichefin dauerhafte und beständige Demokratie und Frieden in das verwüstete Land bringen? Mrs. President (Die Chefin, Liberia 2007) von Daniel Junge und Siatta Scott-Johnson ermöglicht einen einzigartigen Einblick in eine neu gewählte afrikanische Regierung. (14.9.) Der erste eingeborene Präsident Boliviens, Evo Morales, ein ehemaliger Coca-Bauer, ist angetreten, den Traum vieler Menschen in Lateinamerika von einer sozialen Revolution und Gerechtigkeit zu verwirklichen. Er verstaatlichte die Ölindustrie und brachte die Agrarreform in Gang. Doch Korruption und Vetternwirtschaft existieren weiter. Je mehr er sich dafür einsetzt, Arbeitsplätze zu schaffen, desto mehr verbünden sich die Landbesitzer gegen ihn und lähmen so Boliviens Wirtschaft. Ohne neue Jobs setzen auch die Armen Morales unter Druck. Dieser Kreislauf der Spannungen droht sowohl das Land als auch die einheimische "Revolution" zu zerstören. Looking for Revolution (Die Inka-Revolution, Bolivien 2007) von Rodrigo Vázquez stellt dar, wie diese Situation von den Menschen im Land wahrgenommen wird. (15.9.) In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bestimmte die Vision Mahatma Gandhis von einer gewaltfreien Revolution den Kampf der Inder gegen die englische Kolonialherrschaft. Der Glaube an eine Demokratie mit gleichen Rechten für alle und einen gewaltfreien Staat bildet das geistige Fundament, auf dem die größte Demokratie der Welt aufgebaut wurde. In diesem Sommer feiert Indien den 60. Jahrestag seiner Unabhängigkeit als freiheitliche Demokratie. Wie aber steht es mit den Werten der Demokratie im modernen Indien? Was ist geblieben von Gandhis Idealen? Lalit Vachani und sein Team haben den Subkontinent bereist. Im Stil eines Roadmovies geht es entlang der Route des berühmten Salz-Marsches, der vor mehr als 60 Jahren die Initialzündung für den erfolgreichen Kampf für Demokratie und Unabhängigkeit bildete. IN SEARCH OF GANDHI (Auf der Suche nach Gandhi, Indien 2007) stellt die demokratischen Werte in der ökonomischen Supermacht Indien auf den Prüfstand. (17.9.) Eine Veranstaltung in Kooperation mit ARTE und mit freundlicher Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung. Infos: www.whydemocracy.net - external-link-new-window "Opens external link in new window">www.whydemocracy.net und www.arte-tv.com - external-link-new-window "Opens external link in new window">www.arte-tv.com