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Als eine Art "Avant-Premiere" des 14. Jewish Film Festival zeigen wir in Berliner Erstaufführung den jüngsten Film der israelischen Regisseurin Ayelet Bargur: DAS HAUS IN DER AUGUSTSTRASSE/THE HOUSE ON AUGUST STREET (2007), ein eindrückliches Porträt des Jüdischen Kinderheims Beit Ahawah ("Haus der Liebe") in Berlin und dessen couragierter Heimleiterin Beate Berger, der Urgroßtante der Regisseurin. Bereits 1922 übernahm Beate Berger die Leitung des Kinderheims in der Berliner Auguststraße, eine Aufgabe, der sie sich mit ganzer Kraft widmete. Elf Jahre später, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, begann sie, "ihre jüdischen Kinder" nach Palästina zu evakuieren. Trotz bürokratischer Hürden gelang es ihr, zwei Drittel der Heimkinder vor Verfolgung und Tod zu retten. 70 Jahre später kehrt Bargur mit ehemaligen Heimkindern des Beit Ahawah nach Berlin zurück. Der Film verbindet Interviewpassagen mit Fotos, Archivmaterial und inszenierten Szenen. Er wird so zu einem einfühlsamen Dokument der Erinnerung und der Hoffnung. (18.5., zu Gast: Ayelet Bargur, Produzentin Edna Kowarski, Cutterin Einat Glazer-Zar sowie einige Protagonisten des Films) Der israelische Film- und Fernsehregisseur Ron Ninio ist mittlerweile über sein Heimatland hinaus bekannt für seine Fernsehmehrteiler, die immer wieder aktuelle gesellschaftspolitische und vermeintlich fernsehuntaugliche Themen aufgreifen und dabei jedes Mal aufs Neue ein Millionenpublikum vor den israelischen Bildschirmen in Atem halten. Ein gutes Beispiel dafür ist die Kultserie A Touch Away (2006) – dem Eröffnungsfilm des letztjährigen Jewish Film Festival – über die unterschiedlichen Lebenswelten ultra-orthodoxer und frisch aus Russland eingewanderter Juden. Den diesjährigen Auftakt des Jewish Film Festivals bildet Ninios neue, neunteilige Fernsehserie AVODA ARAVIT (ARAB WORK, 2007), die auf den bissig-sarkastischen Drehbüchern des Journalisten und Romanautors Sayed Kashua (der Woody Allen der arabischen Israelis) basiert. Der Drehbuchautor hat seine eigenen Erfahrungen als Israeli arabischer Herkunft in die satirische Beschreibung des Alltags eines palästinensischen Bürgers Israels und seiner Familie eingearbeitet und damit die Grundlage geschaffen für eine "bissige Sitcom, die sämtliche Tabus durch den Fleischwolf dreht" (Le Monde). Hauptperson ist der arabische Journalist Amjad, der zwischen Integrationswunsch und der Wahrung eigener Traditionen und Werte hin- und hergerissen ist. Mit seinen konservativen Eltern liegt er im Dauerclinch, und seine Frau mokiert sich über sein zuweilen übermäßiges Anpassungsbedürfnis. Als Amjads bester – jüdischer – Freund sich in eine arabische Feministin verliebt, gerät die Situation außer Kontrolle. Auf gekonnt witzige Weise werden Vorurteile und Eigenarten der muslimischen und jüdischen Israelis aufs Korn genommen. (25.5., zu Gast: Drehbuchautor Sayed Kashua, Produzent Danny Paran und Hauptdarstellerin Clara Huri) Auch das französische Kino ist mit vier Spielfilmen prominent im diesjährigen Programm vertreten. Philippe Faucons DANS LA VIE (Two Ladies, Frankreich 2007) ist die hervorragend inszenierte und überwiegend von Laiendarstellern gespielte Geschichte eines Generationen- und Religionskonflikts in der französischen Provinz. Hier arbeitet die junge arabische, in Frankreich aufgewachsene Krankenschwester Selima. Ihre letzte Stelle musste sie aufgrund rassistischer Übergriffe kündigen. Mittlerweile pflegt sie die betagte Jüdin Esther. Selima und Esther kommen gut miteinander aus, sodass Selima ihre Mutter Halima für die frei gewordene Stelle einer Haushälterin für Esther vorschlägt. Zwischen den beiden eigenwilligen älteren Damen entwickelt sich eine ebenso unerwartete wie innige Freundschaft, die den unausweichlich aufkommenden politischen Konfrontationen standzuhalten versucht. Als Halima und Selima die kränkelnde Esther bei sich aufnehmen, spitzen sich die Probleme zu. (26.5.) Anhand von aufsehenerregendem Archivmaterial und Interviews erzählt WAVES OF FREEDOM (Alan Rosenthal, Israel 2007) die Geschichte von Paul Kaye, der 1947 mit einer Gruppe anderer Amerikaner versucht, 2000 jüdische "Displaced Persons" aus Deutschland nach Palästina zu bringen. Auf einem heruntergekommenen Schiff gelingt es Ihnen, die Palästina-Blockade der Briten zu durchbrechen und drei britische Zerstörerschiffe abzuwehren, bevor sie doch überwältigt und in ein zypriotisches Internierungslager überstellt werden. Hier planen und graben sie einen Tunnel. Eine der abenteuerlichsten Rettungsaktionen der Nachkriegszeit geht weiter. Zusätzlich zu WAVES OF FREEDOM präsentiert Alan Rosenthal Ausschnitte aus Nissim Mosseks Film SALVADOR: THE SHIP OF SHATTERED HOPES (Israel 2006) (27.5., zu Gast: Alan Rosenthal) Einer der Publikumslieblinge der diesjährigen Berlinale war die israelisch-französisch-deutsche Koproduktion LEMON TREE (2008) des renommierten israelischen Regisseurs Eran Riklis. Die großartige Schauspielerin Hiam Abbas spielt die 45-jährige Witwe Salma, die einen Zitronenhain bewirtschaftet, der sich seit Generationen in Familienbesitz befindet und ihr ein bescheidenes Auskommen sichert. Als der israelische Verteidigungsminister auf der anderen Seite der "grünen Linie" ein Haus bezieht, geraten Selmas Zitronenbäume ins Visier der Personenschützer: Sie stehen den gehobenen Sicherheitsbedürfnissen des mächtigen Ministers schlicht im Weg. Um ihrer Zitronenbäume zu retten, schaltet sie den Anwalt Ziad Daud ein, mit dem sie gegen eine Phalanx cleverer Militärjuristen kämpft. Der ungleiche Kampf wird dadurch erschwert, dass sich Salma und Ziad ineinander verlieben – ein Skandal in den Augen der palästinensischen Nachbarn. (27.5.) Anlässlich seines 74. Geburtstags möchten wir den französischen Regisseur Claude Berri mit einer kleinen Hommage würdigen. Wir zeigen Berris dritten Film MAZEL TOV OU LE MARIAGE (Die Hochzeit, F 1968), eine turbulente, ironische Komödie über die Irrungen und Wirrungen in der Beziehung eines jungen Liebespaares. Im Sommerurlaub lernen sich Isabelle, die schöne Tochter jüdischer Diamantenhändler, und Claude kennen und lieben. Als Isabelle schwanger wird, drängen beide Familien auf eine Hochzeit. Zuvor müssen jedoch noch zahlreiche Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden. Berri selbst spielt die Rolle des schüchternen Claude. (28.5., Einführung: Jerôme Segal, Wien) Auch in LE CINÈMA DE PAPA (F 1970) verkörpert Berri einen jungen Mann am Scheideweg: Erfüllt er die Erwartungen, die sein Vater in ihn setzt, und übernimmt das elterliche Pelzgeschäft oder folgt er seiner persönlichen Leidenschaft für das Kino? Eine Entscheidung im Paris der späten 60er Jahre zu treffen, fällt nicht leicht. Ein Jahr nach MAZEL TOV OU LE MARIAGE verarbeitet Berri in LE CINÈMA DE PAPA autobiografische Erinnerungen. (28.5., Einführungen: Jerôme Segal, Filmwissenschaftler, Wien) Ran Tals faszinierender Dokumentarfilm CHILDREN OF THE SUN (Israel 2007) beschreibt einen selten erwähnten Aspekt der israelischen Kibbuz-Bewegung. Aus der Perspektive der ersten Kindergeneration, die in den Kibbuzim aufwuchsen, der so genannten "Kinder der Sonne", und anhand von Ausschnitten aus knapp 80 Amateur-Filmen und Interviews mit Vertretern dieser "ersten Generation" entsteht ein aufschlussreiches Dokument über die Männer und Frauen, die ganz im Sinne der Kibbuz-Ideologie in den Kinderhäusern der Kibbuzim, die meiste Zeit getrennt von Eltern und Geschwistern, aufwuchsen. In CHILDREN OF THE SUN sprechen die Kinder von damals über ihre widersprüchlichen Gefühle und Erinnerungen. (29.5., Einführung: Eldad Beck, Deutschlandkorrespondent von "Yedioth Ahronoth") Den Abschluss des ersten Teils des Jewish Film Festival bildet der neue Film des tunesischen Regisseur Férid Boughedir VILLA JASMIN (2007), dessen Un été à la Goulette bereits 2005 im Rahmen des Festivals das Publikum begeisterte. Serge, ein Franzose jüdisch-tunesischer Herkunft, kehrt gemeinsam mit seiner schwangeren Frau nach 20-jähriger Abwesenheit in seinen tunesischen Heimatort La Goulette zurück, den er als Elfjähriger nach dem Tod seiner Eltern verlassen musste. Kurz nach der Rückkehr stößt er auf die Geschichte seiner Familie, die in den 1930er Jahren beginnt und von den Auswirkungen der Vichy-Regierung während der deutschen Besetzung Frankreichs geprägt ist. Sein Vater wird als politischer Häftling nach Deutschland deportiert, seine Mutter muss sich ohne Nachricht von ihrem Mann in einem verlassenen Hamam verstecken … (29.5., in Anwesenheit der Regisseurs Férid Boughedir) Das Jewish Film Festival wird am 1. Juni fortgesetzt.
Wie in den vergangenen Jahren werden auch in diesem Jahr der Gerhard-Klein-Publikumspreis und der Preis für den besten israelischen Film des Jewish Film Festival Berlin vergeben. Eine Veranstaltung der Jüdischen Volkshochschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in Zusammenarbeit mit den Freunden der Deutschen Kinemathek e.V. und der Gesellschaft für ein Jüdisches Museum e. V. Mit Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds, des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, der Botschaft des Israelischen Staates in Deutschland, der Familie Klein (Berlin) sowie dem Savoy Hotel, Skoda und Lufthansa.
Weitere Informationen zum Jewish Film Festival Berlin & Potsdam finden Sie unter
www.jffb.de

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