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Wie Quallen im Meer treiben die Protagonistinnen Keren, Batya und Joy des gleichnamigen Films JELLYFISH (Shira Geffen und Etgar Kere, Israel 2007) durch die Träume und Realitäten ihres Lebens. Keren bricht sich auf ihrer Hochzeitsfeier ein Bein und verbringt ihre Hochzeitsreise in verschiedenen Hotelzimmern der Heimatstadt, wo sie auf eine schöne und geheimnisvolle Dichterin trifft. Batya findet am Strand ein merkwürdiges Mädchen, das aus dem Meer zu kommen scheint. Die Philippinin Joy arbeitet als Pflegerin, um sich die Rückkehr in ihre Heimat zu finanzieren. Unbeabsichtigt führt sie die Versöhnung zwischen einer alten Dame und ihrer exzentrischen Tochter herbei. Keret und Geffen entwerfen in den drei im Herzen Tel Avivs angesiedelten Episoden das Porträt einer in Unordnung geratenen Welt. JELLYFISH wurde in Cannes mit der Caméra d'Or für den besten Debütfilm ausgezeichnet. (1.6.) Im Alter von 15 Jahren sah Regisseur Julian Shaw in Sydney eine Show, die sein Leben veränderte. Als einziger Künstler stand an jenem Abend der politische Satiriker aus Südafrika, Pieter-Dirk Uys, auf der Bühne, der mit schwarzem Humor von der „neuen Apartheid“ sprach und der südafrikanischen Regierung vorwarf, die junge Generation ungeschützt dem HIV-Virus zu überlassen. Sechs Jahre später begann Shaw mit der Arbeit an DARLING! THE PIETER-DIRK UYS STORY (Australien 2007), dem eindrucksvollen Porträt des aus einer Berliner jüdischen Familie stammenden Kabarettisten Pieter-Dirk Uys, der bereits während der Zeit der Apartheid die Wahrheit über die weiße Minderheitsregierung verbreitete, indem er sie seiner berühmtesten Schöpfung Evita Bezuidenhout in den grell geschminkten Mund legte. Als kritische Drag Queen wurde er zu einer nationalen Berühmtheit. Heute kämpft er gegen Aids und polarisiert das Land. Als Vorfilm läuft der Kurzfilm THE TRIBE (USA 2005), in dem Regisseurin Tiffany Shlain der Frage nachgeht, was uns die bekannteste Puppe der Welt – die Barbie-Puppe – über das Judentum in unserer Zeit sagen kann. (1.6.) Eine Chinesin, die sich in ihren israelischen Arbeitgeber verliebt hat. Ein Russe, der seiner Familie hinterhergereist ist. Eine verwöhnte Peruanerin, die in Lima als die sprichwörtliche "Jewish princess" aufwuchs und in Israel das wahre Leben kennen lernen soll. In dem für die Immigration obligatorischen Hebräisch-Sprachkurs verschmelzen die persönlichen Schicksale und menschlichen Dramen der Neueinwanderer mit der Komplexität israelischer Lebenswirklichkeit. Die Regisseure David Ofek und Ron Rotem werfen in A HEBREW LESSON (2006) einen Blick auf die israelische Gesellschaft und zeigen Israel einmal nicht nur als Einwandererland für Juden. Im Mikrokosmos der Sprachschule spiegeln sich alle Probleme des Landes – mal ironisch und lustig, mal tragisch und melancholisch. (1.6., in Anwesenheit der Protagonistin des Films Yoëlla Saar) David Volachs Spielfilmdebüt MY FATHER, MY LORD (Israel 2007) kreist um eine kleine, streng gläubige Familie in Jerusalem. Zusammen mit seiner Frau Esther und seinem Sohn Menahem lebt Rabbi Eidelman (gespielt von Assi Dayan) im ultra-orthodoxen Teil Jerusalems. Die meiste Zeit widmet er dem Studium der Torah und der Erörterung religiöser Themen mit seinen Schülern. Der Welt voller großer Fragen und kleiner Wunder, die seinen kleinen Sohn umgibt, setzt Eidelman vor allem strenge Regeln entgegen und fordert bedingungslosen Glauben an Gott. Esther versucht ihrerseits, das fehlende Einfühlungsvermögen in die Gedankenwelt Menahems mit Herzlichkeit, Wärme und Zuwendung aufzufangen. Mit der emotionalen Wucht einer biblischen Parabel endet der Film in einer Katastrophe, die den Glauben der Eltern erschüttert. Selbst als eines von 19 Geschwistern in einer orthodoxen Familie aufgewachsen, zeigt Regisseur Volach Leben und Atmosphäre innerhalb einer von Religion und Glauben bestimmten Welt auf einzigartige, aufwühlende Weise. (1.6.) Die Frage nach der Verantwortung des Künstlers in diktatorischen Systemen thematisiert Eduard Cortés in seinem Spielfilm THE CLOWN AND THE FÜHRER (Spanien 2007), der historische Tatsachen und Fiktion ineinander verschränkt. Ausgangspunkt des Films ist ein Auftritt, um den der spanische Clown Charlie Rivel "gebeten" wird. Gestapo-Mann Krauss verpflichtet Rivel, anlässlich von Hitlers Geburtstag in Berlin aufzutreten. Krauss selbst beabsichtigt, als Rivels Partner Teil der Aufführung zu sein. Als Rivels richtiger Zirkus-Partner deportiert wird, wird Golo engagiert, der den Auftritt vor Hitler für ein Attentat nutzen will. Im Anschluss an den Film diskutieren Drehbuchautor Gerard Vazquez, Hauptdarsteller Ferran Rañé und Journalist Juan Moreno ("Der Spiegel") über das Thema "Wegsehen oder Hinschauen? Künstler im Spannungsfeld zwischen Engagement und Anpassung". (2.6., eine Veranstaltung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz) Mit GDANSKI RAILWAY STATION (Polen 2007) erinnert die Regisseurin Maria Zmarz-Koczanowicz an ein fast vergessenes Kapitel polnisch-jüdischer Geschichte: Nach dem Sechstage-krieg wurden in Polen von der Kommunistischen Partei und den Staatsorganen antisemitische Vorurteile geschürt. Polen jüdischer Herkunft wurden als Zionisten und Staatsfeinde diffamiert. Die Propaganda legte ihnen nahe, in ihr "Mutterland" Israel "heimzukehren", zum Teil wurde Juden die polnische Staatsangehörigkeit aberkannt. Unter dem zunehmenden Druck verließen Tausende Juden ihre polnische Heimat. Vom Warschauer Bahnhof Gdansk brachen sie in eine ungewisse Zukunft auf. Maria Zmarz-Koczanowicz schildert die Schicksale einiger Auswanderer, ihren Schock angesichts der antisemitischen Meinungsmache und den Abschiedsschmerz, der für viele immer noch sehr präsent ist. (2.6.) OVER MY DAD'S BODY (Israel/Ukraine 2007) ist Dokumentarfilm und Thriller zugleich. Nach dem Tod ihres Vaters beginnt für die Regisseurin des Films, Taliya Finkel, ein nervenaufreibender Prozess der Wahrheitsfindung. Aufgewachsen mit der Behauptung ihres Vaters, dass sein Bruder Sterik in einem ukrainischen Gefängnis umgebracht und durch einen gleichaussehenden sowjetischen Geheimagenten "ersetzt" wurde, versucht sie mithilfe eines Privatdetektivs, dieser Geschichte auf den Grund zu gehen. Ihre Nachforschungen über das Leben ihres Vaters konfrontieren Taliya Finkel mehr und mehr mit dem schmalen Grat zwischen Imagination und Wirklichkeit, gesundem Menschenverstand und Wahnsinn. (3.6., in Anwesenheit der Regisseurin Taliya Finkel) Als Welturaufführung läuft der belgische Film CIRQUE PAUWELS (2008) von Agnès Bensimon über die jüdische Zirkusfamilie Pauwels, die ursprünglich aus den Niederlanden stammt und sich mittlerweile in Brüssel niedergelassen hat. Vater Marquis, der als Clown und Musiker auftritt, und sein 16-jähriger Sohn Samuel, ein großes Jongleurtalent, stehen vor der Frage, wie sich ein großes Erbe bewahren lässt. Der Film präsentiert die vielfältige Geschichte des Zirkus' und die sich daraus ergebende Verantwortung, die Familientradition am Leben zu erhalten. (3.6., in Anwesenheit von Agnès Bensimon) Als Vorfilm läuft THE 10TH MAN (GB 2006) von Sam Leifer, in dem die Mitglieder einer kleinen jüdischen Gemeinde im Londoner East End auf eine ungewöhnliche Idee verfallen, um den Gottesdienst zu retten. (3.6.) WAITING FOR GODIK (Ari Davidovich, Israel 2007) erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall des Königs des israelischen Musicals, des legendären Produzenten und Impresarios Giora Godik. Er bringt "My Fair Lady" in hebräischer Sprache auf eine israelische Bühne und holt Marlene Dietrich zu ihrem einzigen Israel-Auftritt nach Tel Aviv. Nach einem Bankrott flüchtet er nach Deutschland, wo er verarmt stirbt. (4.6.) Ein weiteres schillerndes Porträt entwirft Itamar Alcalay in STEFAN BRAUN (Israel 2007), in dessen Mittelpunkt die Liebes- und Lebensgeschichte des erfolgreichen Kürschners Stefan Braun und des Schneiders Eliezer Rath steht. Ihre Liebesgeschichte begann bereits Ende der 50er Jahre. In knapp vier Jahrzehnten entwickelte sich ein komplexes und nicht unproblematisches Verhältnis. Anhand von Gesprächen mit Eliezer und mit Stefans Familie sowie mithilfe von Fotos, Tagebüchern und alten 8mm-Filmen entsteht ein konturenreiches Bild des berühmtesten Pelzhändlers im Nahen Osten. (4.6.) Die Metamorphose von einer jüdischen Melodie, die in alten Zeiten Gebete begleitet hat, zur Nationalhymne des Staates Israel, der sogenannten "Hatikvah" zeichnet Reuven Hecker in GO IN PEACE RAIN (Israel 2007) nach. Doch der Weg der Melodie ist schwer zu fassen: Neben vielen Verwandlungen kehrt sie als flämisches Volkslied wieder, als Lied aus dem alten Italien, als Arbeiter-Hymne, schließlich als Eröffnungsthema der symphonischen Dichtung "Die Moldau" des tschechischen Komponisten Smetana. GO IN PEACE RAIN läuft zusammen mit dem Kurzfilm CONNECTED (Deutschland/Israel 2007) von Norma Drimmer, der Impressionen aus dem Jerusalemer Alltag zeigt. (4.6., in Anwesenheit von Norma Drimmer) Der 5. Juni steht ganz im Zeichen des jüdischen Lebens in Berlin. "Wer das wahre jüdische Leben in Deutschland erleben möchte, sollte hierher kommen", sagen die Regisseurinnen Arielle Artsztein und Esther Slevogt. Für ihren Film AUF JÜDISCHEM PARKETT (Deutschland 2005) haben sie ein Jahr lang das Leben im Saal des Jüdischen Gemeindehauses in Berlin beobachtet. Dabei begegnet man Menschen, die das Geschehen auf dem jüdischen Parkett bestimmen: dem Rabbiner, der alten Gemeindefotografin, russischen Immigranten und Alteingesessenen, säkularen und religiösen, alten und jungen Juden. (5.6., in Anwesenheit von Arielle Artsztein und Esther Slevogt) ALLES KOSCHER IM CAFÉ (Uri Schneider, Deutschland 2008) porträtiert einen weiteren Mittelpunkt jüdischen Lebens in Berlin: Das "Bleibergs" in der Nürnberger Straße ist Zuhause für viele, unter anderem Manuela, die ewig gestresste Inhaberin, Habib, den muslimischen Koch, Ugi, die Köchin und "einzige Jüdin aus der Mongolei". Oft hier anzutreffen sind die Stammgäste Boris, ein Autoverkäufer, Georg, Antiquitätenhändler und selbst erklärter Gigolo, und viele andere. Der mittellange Film ist eine – so der Regisseur – "unorthodoxe Dokumödie" über jüdisches Leben in Berlin. (5.6., in Anwesenheit von Uri Schneider, Manuela Bleiberg, Köchin Ugi) Wie bereits im vergangenen Jahr präsentiert der Journalist und Autor Igal Avidan erneut Kurzfilme von jungen israelischen Regisseuren, in diesem Jahr unter anderem Yossi Atia und Itamar Rose, die in ihren satirischen Kurzfilmen, die bisher nur im Internet und in Jugendtreffs zu sehen waren, viele Ängste und Vorurteile ihrer Landsleute entlarven. Darüber hinaus läuft der mittellange STOCKHOLM. SYNDROME (Israel 2007) des im Moment in Berlin lebenden Künstlers und Modedesigners Amit Epstein. Ganz ohne Dialog beschreibt er seine Situation als Israeli in Europa. Auf mal amüsante, mal bewegende Weise dokumentieren Dalia Mevorach und Dani Dothan in THE ASHKENAZIM (Israel 2005) die Suche junger Israelis nach ihren aschkenasischen Wurzeln. (5.6., Einführung Igal Avidan) Wie in den vergangenen Jahren werden auch in diesem Jahr der mit 2.000 Euro dotierte Gerhard-Klein-Publikumspreis und der mit 3.000 Euro dotierte Preis für den besten israelischen Film des Jewish Film Festival Berlin vergeben.
Eine Veranstaltung der Jüdischen Volkshochschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in Zusammenarbeit mit den Freunden der Deutschen Kinemathek e.V. und der Gesellschaft für ein Jüdisches Museum e. V. Mit Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds, des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, der Botschaft des Israelischen Staates in Deutschland, der Familie Klein (Berlin) sowie dem Savoy Hotel, Skoda und Lufthansa. Weitere Informationen zum Jewish Film Festival Berlin & Potsdam finden Sie unter
www.jffb.de

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