Die Popularität der deutschen Tonfilmoperette gründete sich auch auf den Einsatz von Publikumslieblingen, die im Gegenzug durch das populäre Genre zu den ersten Stars des jungen Tonfilms wurden. Namen wie Lilian Harvey, Willy Fritsch oder Willi Forst sind auch dem heutigen Publikum zum Teil noch ein Begriff. Eher, aber zu Unrecht vergessen, mag die aus Ungarn stammende Sängerin und Schauspielerin Marta Eggerth sein. Die 1912 geborene Jüdin kann, als sie 1931 ihre deutsche Filmkarriere beginnt, bereits auf eine erfolgreiche Bühnenkarriere zurückblicken. 1932 drehte sie unter Géza von Bolváry für die Berliner Super-Film GmbH die Tonfilmopertte EIN LIED, EIN KUSS, EIN MÄDEL, die Musik schrieb Robert Stolz. Sie spielt die Schallplattenverkäuferin Wally Sommer, die sich in den Chef der Supraphon Schallplattenwerke Peter Franke (Gustav Fröhlich) verliebt. Der Film beschreibt, wie einige andere Tonfilmoperetten der Zeit in selbstreferenzieller Weise die Mechanismen der Schallplattenindustrie und des Crosspromotion, hier zwischen Bühne und Schallplatte, was aber ohne weiteres auf das Verhältnis zwischen Filmproduktion und Auswertung der Tonfilmoperettenschlager auf Schellackplatten übertragbar ist. Ein Prinzip, dass sich letzlich bis heute nicht grundlegend verändert hat. Heute lebt Marta Eggerth, die nach 1933 Deutschland verlassen musste, 95-jährig und beruflich immer noch aktiv, in New York. (5.2., Einführung: Nils Warnecke)
Das Schicksal Eggerths teilten viele ihrer Kollegen, da sie als Juden oder in Opposition zu den Nazis Deutschland verlassen mussten. Der Regisseur Reinhold Schünzel hatte das "Glück", noch einige Jahre in Deutschland arbeiten zu dürfen und Tonfilmoperetten zu inszenieren, so den schon nach der Machtergreifung im Dezember 1933 uraufgeführten Film VIKTOR UND VIKTORIA. Hier spielen Renate Müller, Hermann Thimig, Adolf Wohlbrück und Hilde Hildebrand, die ebenfalls alle wichtige Exponenten der deutschen Tonfilmoperetten waren. Renate Müller kommt 1937, nachdem sie jahrelang dem Druck der nationalsozialistischen Machthaber ausgesetzt war, aus bis heute nicht vollkommen geklärten Umständen ums Leben, und der schwule Adolf Wohlbrück emigriert 1936 über Frankreich und die USA nach England. (21.2., Einführung: Rainer Rother) (Nils Warnecke)
Eine Veranstaltung der Deutschen Kinemathek.