Als Martin Riklis abendfüllender Film ABESSINIEN VON HEUTE – BLICKPUNKT DER WELT am 11. Oktober 1935 uraufgeführt wird, ist der Italienisch-Äthiopische Krieg gerade eine Woche alt; er wird bis Mai 1936 dauern und mit der Annexion Abessiniens (wie Äthiopien damals auch genannt wurde) an das faschistische Italien enden. Während der "Abessinienkrise" war Rikli als Sonderberichterstatter der Ufa der einzige Filmberichter auf äthiopischer Seite: "Ich brachte Filmdokumente vom Leben und Treiben am Hofe dieses Volkes mit, die, wie ich ruhig sagen darf, zu den kulturhistorischen Kostbarkeiten gehören." Tatsächlich zeichnet er "ein erstaunlich positives Bild des in vieler Hinsicht fremdartigen afrikanischen Staates, wobei ihn insbesondere die machtvolle Position des Kaisers und die gut organisierte Führung des Staates beeindruckten." (Peter Zimmermann, Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland, Band 3) Martin Rikli schildert das bunte Treiben in der Hauptstadt Addis Abeba und fährt mit Kaiser Haile Selassie in das Aufmarschgebiet der äthiopischen Armee. Er beobachtet eine militärische Übung der Pfadfinder, beschreibt die Rolle der koptischen Staatskirche, filmt das Leben im Kaiserpalast und schließlich, bereits im Stil der späteren Kriegsberichterstattung, auch eine Übung der kleinen äthiopischen Armee. – Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und den Freunden der deutschen Kinemathek. (27.6., Einführung: Jeanpaul Goergen)