Name und Leistung des deutschen Kameramanns Albert Ammer (1916 – 1991) sind weitgehend unbekannt, obwohl sein berühmtestes Sujet in Einzelfotos um die Welt ging: ein paar Dutzend Momentaufnahmen von den Demonstrationen Hallescher Arbeiter am 17. Juni 1953. Ammer war als Wochenschaukameramann in der DEFA-Filiale der Chemie-Großstadt engagiert und drehte spontan wenige hundert Meter Schwarzweiß-Material. Tags darauf verhaftete ihn die Stasi, nahm von seinem Film jene Einzelfotos ab, vernichtete den Film und verurteilte Ammer zu drei Jahren Gefängnis. Ammer hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt und arbeitete 1939 als Standfotograf für Luis Trenker, bevor er während des Zweiten Weltkriegs als Bildberichter in den Propaganda-Kompanien für die NS-Wochenschau eingesetzt wurde. Nach dem Krieg drehte er zahlreiche Sujets aus seiner Thüringischen Heimat für die DEFA-Wochenschau DER AUGENZEUGE. Der 17. Juni beendete seine Tätigkeit in der DDR. Bis zur Pensionierung drehte er für den Bayrischen Rundfunk zahlreiche Dokumentarfilme und aktuelle Spots für Nachrichtensendungen. Ammer erlebte 1991 seine Rehabilitierung, jedoch nicht mehr den Siegeszug seiner Halle-Fotos. FilmDokument zeigt eine Auswahl aus dem Schaffen Ammers, darunter seinerzeit nicht veröffentlichte AUGENZEUGEN-Sujets. (12.9., Einführung: Günter Agde)
Zum UNESCO-Tag des audiovisuellen Erbes am 27. Oktober zeigt FilmDokument vier vergessene Filme der deutschen Avantgarde der zwanziger Jahre. DIE LANDPARTIE (1927) von Alex Strasser ist ein grotesker Trickfilm mit Spielzeugfiguren. In GROTESKEN IM SCHNEE (1928) vollführen Lotte Reinigers Silhouetten übermütig-bizarre Bewegungen. Der Tanzfilm HÄNDE (1929) schildert durch das Spiel der Hände "das Leben und die Liebe eines zärtlichen Geschlechts". Die Idee zu diesem in konstruktivistischen Kulissen spielenden Händeballett hatte die amerikanische Fotografin Stella F. Simon, ihr Landsmann Marc Blitzstein schrieb die Musik, Regie führte der Ungar Miklós Bándy, der Deutsche Hans Richter steuerte ein abstraktes Wellenmuster bei, die Berliner Fama-Film produzierte den Film. JAGD AUF DICH von 1930 ist eine lustige Radikalkritik am Kitschfilm. Um einen lebensnahen Stoff von Friedrich Wolf zu verfilmen, sucht ein Regisseur auf dem Kurfürstendamm nach Laiendarstellern. (24.10., Einführung: Jeanpaul Goergen) – Veranstaltungen von CineGraph Babelsberg in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv.