Was ist dem Kino die Fotografie? Für den Dokumentarfilm, der sehr häufig mit Fotos arbeitet, sie vorzeigt (wie Beweismaterial) oder begutachtet (wie Fundstücke) ist dieses Verhältnis je spezifisch zu beschreiben. Ein Dokumentarfilm kann von der Fotografie handeln, indem er ein fotografisches Bild in den Blick rückt und davon ausgehend eine Erzählung entwickelt. Aber er handelt ebenso von ihr, indem er sie 'einsetzt', 'verwendet': In jedem Rekurs auf fotografische Bilddokumente ist auch etwas wie eine Idee von Fotografie enthalten, eine Vorstellung von fotografischer Evidenz oder Anschaulichkeit oder Zeugenschaft. Die Fotografie (als Bild, als Tätigkeit) auf der Leinwand zeigen, bedeutet, eine Konzeption von Fotografie in Szene zu setzen und mit dieser Konzeption auch die eines Medienverhältnisses. Einige Facetten dieses Medienverhältnisses untersuchen die zehn Filmbesprechungen des Hefts "Fotografie im Dokumentarfilm". Anlässlich der Präsentation werden zwei Dokumentarfilme gezeigt, die zwei sehr verschiedene Umgangsweisen mit dem fotografischen Bild markieren. Alain Resnais' NUIT ET BROUILLARD (F 1955) (Einführung: Karin Gludovatz) entwickelt den alternierenden Einsatz von Fotos und Filmbildern entlang einer impliziten Mediendifferenz und profiliert dabei vor allem die indexikalischen Qualitäten (mithin: die Zeugenschaft) des fotografischen Bildes. Die Preisgabe der Zeugenschaft und eine konstitutive Verwirrung bezüglich der indexikalischen Qualität inszeniert SEA CONCRETE HUMANS – MALFUNCTIONS #1 (Michael Palm, A 2001) (Einführung: Matthias Wittmann). Das Themenheft der Zeitschrift FOTOGESCHICHTE (Nr. 106, 2007) hat 80 Seiten und zahlreiche Abbildungen. Mehr unter: www.fotogeschichte.info (Stefanie Diekmann) (27.3.)
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