Der chinesische Filmemacher Jia Zhang-ke ist ein großer Favorit der japanischen Cineasten. Sein jüngster Film Still Life wurde von der Zeitschrift "Kinema Jumpo" zum besten ausländischen Film des Jahres 2007 gewählt. An der Produktion seines Films PLATFORM (2000) beteiligte sich das Kitano-Office, und der Japaner Yoshihiro Hanno komponierte die Filmmusik. Die 80er Jahre waren das Jahrzehnt, in dem China begann, sich kulturell und politisch zum Westen hin zu öffnen. Jia Zhang-ke erzählt in seinem lakonischen Film PLATFORM, der sich von 1979 bis 1990 erstreckt, wie die Ausläufer der massiven Veränderungen in der chinesischen Provinz spürbar werden und welche Bedeutung der Pop- und Subkultur bei diesem Wandel zukommt. Der Titel PLATFORM bezieht sich auf einen populären Rocksong im China der 80er Jahre. Es geht um eine Theatertruppe in der Kleinstadt Fenyang, die Ende der 70er Jahre ausschließlich Parteipolitik auf die Bühne bringt und ein Stück aufführt, in dem Mao Tse-tung verherrlicht wird. Doch auch in dem verschlafenen Städtchen zeigen sich bald die ersten Zeichen des Umbruchs: Dauerwellen, neue Zigaretten, westliche Schlager wie zum Beispiel "Dschingis Khan". Als die Regierung in den 80er Jahren das Interesse am Propagandatheater verliert, werden Subventionen gekürzt und die Schauspieler müssen auf einmal allein klarkommen. Diese Desorientierung hat aber auch Vorteile: In einer Welt, in der es plötzlich erlaubt ist, Love-Songs zu hören, verändert sich auch das Gefühlsleben der Menschen. (25.2., mit Einführung)